Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung

Kerker.

Herbed (liegt in Fesseln) So ist denn überall Verrat! Selbst in der armen Hütte, in der ich Obdach suchte, war ich vor ihm nicht gesichert. Wie auch könnte es anders gewesen sein, da Mobeds Tochter, im trügerischen Schimmer mir erschienen, wohl die Sklaven gerufen hatte, mich in den Kerker zu schleppen; denn kaum von ihrer Erscheinung entzückt, aber getäuscht, traten die Krieger ein, mich gefangen zu nehmen. Fürwahr, ich bin zum Unheil geboren! Meiner Jugend beraubt hatte ich nun gehofft, Verlorenes wieder zu erringen. Vergebens! Alles Täuschung! Alles Betrug! – Was soll nun mit mir geschehen? Was nützt mich die Weisheit, die ich durch diesen Wunderring erlangt? Sie bleibt verkannt! Wo ist jener Einsiedler, der mich aus Mobeds Gewalt befreit? Hat auch er gelogen? Fluch über ihn, wenn es so ist! Soll ich an der ganzen Menschheit verzweifeln? Wehe! Wehe! –

(Die Thüre des Kerkers öffnet sich)

Wer kömmt? Ich werde wohl zum Tod geführt werden.

Myrrha (tritt ein) Ich bin es, Herbed.

Herbed. Du, in der ich all meine Hoffnung, all meinen Trost zu finden geglaubt? und auch Du hast mich verrathen? Wie gelang es Dir in diesen Kerker zu dringen? – Allerdings kein Wunder, da Du mit dem Verrathe im Bunde bist.

Myrrha. O sprich nicht so, Herbed! Du verkennst mich.

Herbed. Ich Dich verkennen? – Wohl warst Du mir wie ein Helles Gestirn in der dunklen Nacht meines Lebens erschienen; allein die Enttäuschung folgte nur allzuschnell!

Myrrha. Die Enttäuschung? Wer anklagt, der muß auch beweisen!

Herbed. Diese Mauern sind es, die Dich anklagen; unumstößliche Beweise der Verrätherei.

Myrrha. Du willst der Weiseste sein unter Allen, so bewähr' es und lasse Dich nicht vom Scheine blenden.

Herbed. Erkläre Dich.

Myrrha. Als Du wie entseelt vor mir niedergesunken warst, traten die Häscher, von Moschopulos Dich zu fah'n ausgesandt, ein. Ich wußte nichts von ihnen, bei allen Göttern! Als Du gefesselt fortgeführt wardst, sank ich vom tiefsten Schmerz ergriffen hin. Da kam mein Vater, Mobed –

Herbed. Nichts von ihm – dem treulosen!

Myrrha. Er gab mir den Schlüssel zu der Pforte dieses Kerkers und sagte: »Eile zu Herbed, ihn zu befreien!«

Herbed. Wie? ist es möglich? Mobed? –

Myrrha. Befreie Herbed aus seinen Fesseln, sprach er.

Herbed. Er, der – mit Moschopulos vereint – von meiner Kindheit an mein Feind war, hieß Dich, meine Ketten brechen?

Myrrha So ist's. Allein nicht diese Fesseln allein sind es, die Herbed binden – sprach mein Vater; der Wahn ist es, der ihn noch mehr kettet.

Herbed Täusche mich nicht durch neues Blendwerk.

Myrrha Höre, theurer Herbed! (denn die Götter wissen es, daß Du meinem Herzen theuer bist) höre und glaub' es. Jener Einsiedler, der Dir den Zauberring gab, war Moschopulos, welcher Dich der weisen und liebenden Führung meines Vaters entreißen wollte. Es gelang ihm. Allzuschnell gabst Du ihm Gehör und den Ring am Finger verschmähtest Du die wohlgemeinten Warnungen meines Vaters.

Herbed Wenn sich mein Herz auch zu Dir mächtig hingezogen fühlt, meine Weisheit täuscht mich nicht. Sie hieß mich Deinen Vater erkennen, der mich nun durch Deine Reize mit neuen Vorspiegelungen täuschen will, um mich gänzlich zu vernichten.

Myrrha. Sieh diese Rose, deren Duft Dich entzückt hat – es ist die Rose der Liebe und Demuth!

Herbed. Der Blumen Duft betäubt! Unter Rosen lauern giftige Ecklangen!

Myrrha. Theurer Herbed, glaube mir! Wirf den verhängnißvollen Ring von Dir und Alles wird Dir klar werden, oder schenke mir ihn und ich will Dir die duftende Rose dafür geben.

Herbed. Nein und nimmermehr!

Myrrha. Zögre nicht länger, Dich selbst zu retten. Schon nahen Deine Henker.

Herbed. Der Tod ist mir willkommen.

(Die Kerkerthüre wird geöffnet)

Myrrha. So will ich Dich im letzten Augenblicke noch fragen. Eines versprich mir: Wenn Dir der Tod gewiß, so schenke mir Deinen Ring.

Herbed. Ich gelob es Dir.

Mebon (mit Kriegern, erscheint an der Thür) Herbed! Herbed! folge mir! Deine Zeit ist abgelaufen.

Herbed. Es sei! Ich bin gefaßt. – Myrrha, gib mir die Rose, daß ihr Duft mich in dem letzten Augenblicke meines Lebens noch erquicke.

Myrrha. Nur gegen den Ring!

Herbed. Du hast Recht, Myrrha. Was soll er mir jetzt noch? Nimm ihn und reiche mir die Blume. Was nützt mich die Weisheit dieses Lebens, wenn ich es verlassen soll, (zieht den Ring vom Finger) Hier ist der Ring, gib mir die Rose!

Myrrha (ihm die Rose reichend) Die Götter sei'n gepriesen! Jetzt hast Du gesiegt'.

Donnerschlag. Die Kerkermauern stürzen ein. Verwandlung in einen romantischen Palmenhain, in dessen Mitte ein phantastischer Tempel mit flammendem Altare; an seinen Stufen steht Mobeb; ringsum Genien mit brennenden Fackeln.

Herbed. Welch ein Wunder! Wie ist mir? –Myrrha! Mobed! Ein Strahl von Wonne durchzuckt mich!

Mobed. Ja, du hast gesiegt, da du dem Ring entsagtest!

Myrrha Ich schleudere ihn von mir!

(Sie wirft den Ring weg, der sich in eine Schlange verwandelt Aus der Tiefe erscheint unter Flannmn Moschopulos, welcher die Schlailge erfaßt und mit ihr wieder versinkt)

Mobed Sieh, Herbed, wie der Ring zur Schlange ward Und mit Moschopulos in Nacht versank! Gerettet bist du, König bist du nun Von Allahbad! Dein Scepter sei gesegnet! (Er sezt Herbed ein güldenes Diadem auf.) Rings nah'n zu huldigen dir die Völker, Ein milder Herrscher sei dem Vater gleich! (Krieger und Volk ziehn ein, Palmen schwingend)

Herbeb (Mobed umarmend) Jetzt seh ich's ein, daß du mir Vater warst Und Vater, Mobed, sollst du mir auch bleiben. Myrrha sei Königin, zur Braut erkoren Besteige sie mit mir den Königsthron: Und diese Rose sei fortan das Bild, Das meinem Königsschild als Zierde diene, Und Lieb' und Demuth seien die Devise, Die sich Allahbads König hat gewählt.

(Er führt Myrrha zum Altare)

Chor

Heil Dir, Herbed, Heil Myrrha Dir!
Vor Eurem Throne knieen wir.
Die Wahrheit hat gesiegt, die Lüg' entschwand;
Des Segens Sonne schütze dieses Land!

Ein rother Schimmer überstrahlt die Bühne während der Vorhang fällt.

Ende des Stückes


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