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In der Mühle.
Hans und Peter treten streitend hastig ein.
Hans. Und weißt du nit, daß ich der Aeltere bin und daß ich zu befehlen hab im Haus?
Peter. Und weißt du nit, daß ich das nämlich' Recht Hab wie du? Denn so steht's im Vatern sein' Testament.
Hans. Aber dabei bleibts, daß ich der Aelter' bin und der gscheiter bin, und ich laß mir nix einreden im Regiment.
Peter. Und ich leid's aber nit. (Draußen schreit der Esel: »Ya, Ya.«) Hörst 'n Esel schreien: »Ja, Ja!«
Hans. Du mußt freilich dem Esel sein Gscheitheit zu Hülf nehmen, weil die deinige nit ausreicht. (Esel draußen: »Ya, Ya.«) Hörst 'n, wie er schreit: »Ja, Ja!«
Peter. Ich will dem Vater'n sein Testament aufrecht halten; und wenn's nit in Guten geht, so fang ich ein' Prozeß an. (Esel draußen: »Ya, Ya.«)
Hans. Hörst'n draußen? Der will auch an Prozeß anfangen.
Peter. Was? spötteln auch noch? (schlägt auf Hans.)
Hans. (schlägt den Peter) So an Prozeß versteh ich auch; da brauch ich kein' Advocaten, wenn's auf's Prügeln 'nausgeht.
Peter. Ein Spitzbub bist. (schlägt wieder.)
Hans. Und du bist 'n Spitzbuben sein Bruder. (schlägt wieder. Sie balgen sich.)
Der Wiesenbauer tritt ein.
Wiesenbauer. Was gibt's denn da? Ist das auch eine Art unter Brüdern?
Hans. Ja, da heißt's: Nix Bruder im Spiel!
Peter. Und dich geht's gar nix an, Wiesenbauer, was wir miteinander haben.
Wiesenbauer. Was mich geht's nix an? Bin ich nit der Testamentsexecutor vom Vatern seim Testament?
Hans. Wart', wir woll'n dich gleich exaquiren!
Peter. Ja, das woll'n wir. Mach nur, daß d' naus kommst, Executor!
Wiesenbauer. Wie? mich aus'n Haus schaffen? Ihr undankbaren Burschen!
Hans (zu Peter.) Beim Prozeß bleibts, gelt Peter? aber z'erst hau'n wir'n Nachbarn naus.
Peter. Ja, dabei bleibts.
(Beide fallen über den Wiesenbauer her. Prügelei. Alle drei unter Geschrei ab.)
Der Mülleresel (tritt ein und singt)
Herr jemine, Herr jemine,
Was ist das für a Gschicht!
Die Müllerbuben müßen gwiß
Noch vor das Schwurgericht! Ya, Ya!
Sonst gings im Haus so friedlich her,
Wie noch der Alt hat g'lebt;
Und jitzt geht's Streiten gar nit aus,
Daß All's zittert und bebt. Ya, Ya!
Die Mühl steht still, 's Rad ist caput,
Und Prügel gibt's grad gnua';
Was fangt der Mülleresel an? –
Der schaugt der Gschicht halt zu. Ya, Ya!