Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Gemach im Palaste des Herzoge.

(Leibarzt und Gummielastico von zwei Seiten eintretend.)

Gummielastico. Wie geht's dem Herzog, Herr Leibarzt?

Leibarzt. Nicht am besten. Die Melancholie Sr. Durchlaucht will nicht weichen.

Gummielastico. Aber, mein Theuerster, wozu sind Sie den Leibarzt, wenn Sie dem Nebel nicht steuern können?

Leibarzt. Die Hypochondrie ist eine Krankheit, die oft nicht zu bezwingen ist, besonders bei großen Herren?

Gummielastico. Ich bin kein Arzt und verstehe nichts von der Medizin, allein das habe ich doch immer gehört, daß diese Krankheit meistens ihren Sitz im Unterleib hat. Warum wirken Sie nicht auf die Verdauungsorgane Sr. Durchlaucht?

Leibarzt. Als ob ich's nicht schon gethan hätte? Uebrigens muß ich Sie ersuchen, Ihre Weisheit zu sparen. Ich werde schon wissen, was ich zu thun habe und bedarf Ihrer Rathschläge nicht, Herr Kammerherr.

Gummielastico. Sollte ich nicht den innigsten Antheil an dem Befinden unsers gnädigsten Gebieters nehmen? der ganze Hof trauert! Vergebens biete ich alles auf, um Se. Durchlaucht zu erheitern.

Leibarzt. Da könnte ich nun ebenso Ihnen den Vorwurf machen: wozu sind sie Kammerherr und maitre du plaisir des Herzogs und vermögen nicht Höchstselben zu amüsiren?

Gummielastico. Und ich könnte ihnen erwiedern: Sparen Sie ihre Weisheit. – Enfin, lassen wir das. Wie hat der Herzog diese Nacht geschlafen?

Leibarzt. Geschlafen gut; allein erwacht mit denselben fixen Ideen, die ich ihm nicht aus dem Kopf bringe.

Gummielastico. Der unwiderstehliche Appettit nach Caninchen und Rebhühnern!

Leibarzt. Allerdings! Und jetzt – wo man durchaus weder Caninchen noch Rebhühner liefern kann, weil das Getreide auf den Feldern steht und Jäger und Hunde nicht umherstreifen dürfen.

Gummielastico. Das ist sehr fatal, sehr fatal! die Bauern würden wohl nicht zulassen, daß man ihre Felder zertritt.

Leibarzt. Natürlich; der Herr Oberstjägermeister ist in Verzweiflung; doch still – ich glaube Se. Durchlaucht kommen.

(Der Herzog. Die Vorigen).

Herzog. Wo ist mein Oberstjägermeister? wo ist er?

Gummielastico. Ew. Durchlaucht – ich weiß es in der That nicht. Soll ich ihn vielleicht citiren?

Herzog. Ich glaube der Kerl versteckt sich. Man verschwört sich gegen mich, man revolutionirt, man will mich morden!

Gummielastico. Ich bitte Euer Durchlaucht unterthänigst, so Etwas nicht zu denken; der ganze Hof, das ganze Land ist Höchstselben ehrfurchtsvollst ergeben.

Herzog. Schweigen Sie! Auch Sie sind ein Verräther. Sie nennen sich Gummielastico und man ist nicht einmal im Stande mit ihrer erbärmlichen Persönlichkeit einen Bleistiftstreich auszuwischen, geschweige daß sie mir zu etwas Anderm nützlich sind.

Gummielastico. Geruhen doch Ew. Durchlaucht zu erwägen – –

Herzog. Still! ich will nichts mehr hören. Ist es aber nicht unerhört, daß man mir sogar meine Leibspeise Kaninchen und Rebhühner vorenthalten will, um mich aushungern zu lassen? Ist dieß nicht offene Revolution?

Leibarzt. Ich erlaube mir als hochdero ergebener Leibarzt zu bemerken, daß gerade diese Nahrung Euer Durchlaucht wohl nicht zuträglich wäre; denn Kaninchen und Rebhühner – –

Herzog. (höchst erzürnt). Auch Sie gehören zur Verschwörung. Gerade Sie sind das Werkzeug, dessen sich die Revolution bedient. Was mir schmeckt, das ist mir auch gesund; und ich will einmal Rebhühner und Kaninchen; ich will, ich will und dabei bleibts! Fort aus meinen Augen, fort, alle zwei! Schicken Sie mir augenblicklich den Oberstjägermeister.

(Gummielastico und Leibarzt unter Reverenzen ab.)

Herzog. Schändlich, Schändlich! keine Kaninchen, keine Rebhühner! dieses unschuldige Vergnügen soll mir, dem Herrn des Landes, versagt sein! Es ist um toll zu werden! Jetzt habe ich meinem Volke erst vor zwei Monaten eine Verfassung gegeben! Ich rechnete auf allgemeine Zufriedenheit und doch fehlt es nicht an Wühlereien; selbst meine Leibspeisen will man mir nicht gönnen; es ist infam! Ich werde meinem Volke die Verfassung wieder nehmen. Ich will unumschränkt regieren! Ich will für meine eigene Constitution sorgen; ich will Rebhühner und Kaninchen! – – Aha! da kömmt mein perfider Oberstjägermeister. Nur herein da! Geben sie mir Rechenschaft – –

Oberstjägermeister (trägt ein Kaninchen und ein paar Rebhühner.) Euer Durchlaucht ich bin der glücklichste Ihrer Diener! Höchstselben durchlauchtigster Wunsch ist erfüllt. Hier ein Kaninchen und zwei Rebhühner!

Herzog. Was seh' ich mein Lieber? Ist es möglich? Woher diese treffliche Beute? bravo! bravo! – Ich sehe Sie sind ein treuer, wohlgesinnter Diener. Ich werde Sie belohnen. Sogleich ertheile ich Ihnen meinen Hausorden: den goldenen Stern erster Classe mit der grünen Schleife.

Oberstjägermeister. Ich bin der Glücklichste der Sterblichen, die Zufriedenheit Eurer Durchlaucht erlangt zu haben. Mehr verlange ich nicht.

Herzog. Nur gleich in die Hofküche mit diesen köstlichen Braten! Aber mein lieber Oberstjägermeister, sagen Sie mir, woher kömmt dieß Wild? Sie sagten mir doch, man könne jetzt weder Kaninchen noch Feldhühner schießen, weil die Felder nicht leer sind.

Oberstjägermeister. Allerdings, Euer Durchlaucht, es ist so; allein ein fremder mir ganz unbekannter Jäger brachte die Beute soeben zu mir mit einer ergebensten Empfehlung vom Grafen Carabas, seinem Herren, welcher Kaninchen und Feldhühner Sr. Durchlaucht zu Füßen legen laße.

Herzog. Ei! das muß ein ganz charmanter Cavalier sein, dieser Graf Carabas! Ich will ihn kennen lernen; ich will ihn tax- und stempelfrei zum Kammerherrn machen. Laden Sie ihn zur Hoftafel ein.

Oberjägermeister. Der Leibjäger des Herrn Grafen bat sich sogleich wieder entfernt und sagte er werde, in kürzester Zeit wieder dergleichen Wildprät liefern, wenn es Ew. Durchlaucht genehm sei.

Herzog. O sehr genehm, sehr genehm! – Nun will ich ein wenig spazieren fahren; dann zur Tafel. Ich bin ganz vergnügt. Heute soll Freitheater sein und Beleuchtung im Hofgarten. Adieu, adieu, mein lieber Oberstjägermeister! (Beide ab.)


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