Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Zimmer auf Hohenburg.

(Fr. Rosalinde. Fr. Ottilie. Agnes und Emma treten ein.)

Rosalinde. Tretet ein, edle Frau. Wie freue ich mich, Euch und Agnes als liebe Gäste zu begrüßen.

Ottilie. Was müßen wir Euch Alles danken! Eure Klugheit und Theilnahme hat uns gerettet. Ohne Euch hätten wir diesen Tag nicht mehr erlebt oder wären den schändlichen Räubern preis gegeben.

Agnes. Mein Vater wäre verloren, all unser Liebstes zerstört oder geraubt!

Emma. Das habt Ihr zunächst dem klugen Täubchen zu danken; denn hätte dieß nicht den Weg zu Euch gefunden, so hätten wir mit dem besten Willen doch nichts vermocht.

Rosalinde. Was Täubchen! – Hätte der liebe Gott uns nicht den Einfall gesandt, hätte Er nicht den Flug der Taube gelenkt, so wär't Ihr zum Opfer gefallen. Auf die Mittel kömmt's nicht an; wir waren nur das Werkzeug der göttlichen Führung, die Alles zu unserm Beßten lenkt. Aber wir sind noch nicht am Ende; denn um meinetwillen hat sich Euer edler Gemahl – kaum einer Gefahr entronnen – in eine neue begeben. Während wir hier glücklich Ueberstandenes besprechen, schwebt vielleicht des Feindes scharfes Schwert über seinem Haupte!

Ottilie. Dergleichen sind wir Rittersfrauen ja gewohnt, wie oft zieht Theobald aus und läßt mich in der Herzensangst zurück, ob er wieder lebend heimkehre oder ob sie ihn, eine Leiche – mir wiederbringen.

Agnes. Aber dießmal, Frau Rosalinde, ist's als ob ein Engel uns alle Bangigkeit genommen hätte. Mein Vater wird siegen, Euch zu lieb, edle Frau, die Ihr uns gerettet habt.

Rosalinde (tritt ans Fenster.) Seht! dort ragt der Thurm der hohen Warte aus dem Tannengrün heraus. Auf dem nächsten Pfade reitet Einer in einem halben Stündlein hinüber und darum bin ich ja keines Augenblicks sicher, daß der böse Ritter Ulrich mich überfällt.

Ottilie. Wohl ist Euch die Gefahr nahe; denn dort haust ja der Wolf in seiner Höhle. Doch wie? seht Ihr nichts? da steigt ja Rauch auf!

(Die Mädchen eilen auch zum Fenster.)

Agnes. Ihr täuscht Euch nicht! Ein dicker starker Qualm wirbelt hoch auf!

Emma. Die Hohenwarte steht in Flammen!

Rosalinde. Herr im Himmel! schütze meinen Theobald!

Agnes. O seht, wie des Thurmes Dach schon lichterloh brennt!

Ottilie. Dort sprengt ein Reiter aus dem Walde heraus!

Agnes. S' ist einer von den Unsrigen! ich erkenn' ihn an der weißen schwankenden Feder auf der Blechhaube.

Emma. Er kömmt näher und schwingt ein Tüchlein.

Agnes. Hannes ist's, des Vaters Leibknappe!

Ottilie. Schon ist er da! Er wirft sich vom Gaul und führt ihn hinter sich über die kleine Brücke in den Zwinger. Ihr Heiligen im Himmel! was wird gescheh'n sein?

Rosalinde. Seid getrost, Frau Ottilie; wär's nicht freudige Botschaft, so hätt' er kein Tüchlein in Händen geschwenkt.

Hannes (tritt rasch ein). Frohe Botschaft, ihr edlen Frauen! Ulrich von der Wart ist zur Hölle gefahren! Unser theurer Ritter aber wird gleich hier sein.

Die Frauen (Die Mädchen fallen auf die Kniee.) Gott sei gepriesen!

Otilie. Erzähle rasch: wie war's?

Hannes. Als mein Herr vor die Warte zog und den Ulrich auf die Zinnen rief, forderte er ihn zum Kampfe auf Leben und Tod. Aber der von der Warte höhnte den edlen Ritter Theobald und ließ sich nicht an. Da stürmten wir gen die Burg von allen Seiten. Die drinnen wehrten sich gut auf den Mauern; da aber der rothe Hahn durch die Unsern einmal auf's Dach gesteckt war und es von zwei Seiten hell aufloderte, ging's bald besser; denn ein Theil von ihnen wollte das Feuer löschen. Mittlerweil sprengten wir ein Pförtlein. Nun war's vorbei. Ritter Theobald sprang gleich über die innere niedere Mauer, wir nach. Ulrich fiel aus einem Hinterhalt über den Ritter her; der war aber gefaßt und gab ihm mit dem Schwert eine so blutige Maulschell, daß Ulrich umsank und seine Seele zum Teufel fuhr, so Gott will. Da ward's auch bald ein Ende und wir hatten die Burg.

(Hornstoß von außen)

Ritter Theobald! Er war gleich mit mir geritten; aber da er am Arm was weggekriegt, mußt' er sich noch ein bißl verbinden lassen. Hat aber weiter nichts zu sagen; dergleichen ist er ja gewohnt.

Rosalinde. Also ist doch sein edel Blut für mich geflossen!

Emma. O, laßt's Euch nicht kümmern!

(Die Thüre öffnet sich. Theobald tritt ein) (Ottilie und Agnes ihm entgegen und hängen sich an ihn)

Theobald. Da bin ich! Unser Herrgott hat gerichtet!

Rosalinde (ihm die Hand drückend.) Aber Ihr seid der Engel, den er zur Rettung gesandt!

Emma. Edler, theurer Ritter!

Theobald (zu Rosalinde). Nun, edle Frau, könnt Ihr ruhig sein. Was Euer ist, bleibt Euch gewahrt und die Warte, die ich in gerechtem Kampf, erobert, fällt mir zu; denn Niemand hat darauf einen Anspruch. Euch aber überlaß ich sie als Aussteuer und Mitgift für das Edelfräulein Emma. Möge sie bald ein wackrer Ritter heimführen. Und so wolle fortan Gott Alles zum Guten lenken!

Der Vorhang fällt.


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