Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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III. Aufzug.

Saal im Pallaste des Herzogs.

Herzog. Casperl. Muzl.

Herzog. Endlich also habe ich das Vergnügen Sie kennen zu lernen, lieber Graf.

Casperl. (zu Muzl.) Was Schaf? –ich bin ja kein Schaf, Muzl.

Muzl. Graf sagt er; du bist ja der Graf Carabas.

Casperl. (wenn er mit dem Herzog redet immer in affectirtem Hochdeutsch.) O ja, Excellenz Durchlaucht! obgleich – bin ich der Graf Schnarabas und – –

Muzl. Carabas – nicht Schnarabas!

Herzog Schnarabas? ich glaubte Carabas.

Casperl. O ja, sehr ja! allein meine Urahnen nannten sich Schna- ihre Nachfolger Ca- rabas. Schna ist eigentlich soviel wie Ca und Ca soviel wie Schna, drum sagt man auch schnabuliren und nicht cabuliren; denn schnabuliren kömmt von Schnabel.

Herzog. Bravo, bravo! – Sie scheinen sich auch mit Sprachforschung zu beschäftigen, lieber Graf. Haben Sie etwa Grimm studirt?

Casperl (wichtig) Das Grimmen habe ich schon öfters gehabt, allein ich habe es stets mehr als Bauchweh behandelt.

Muzl (stößt den Casperl.) Casperl, du schwatzt dummes Zeug! nimm dich in Acht.

Casperl Oho, wär net übel?

Herzog. Ich habe Sie nicht recht verstanden, lieber Graf.

Casperl O das thut gar nichts! apropos! Ich habe Euer Durchseichtigkeit durch diesen meinen Leibjäger hier wieder einige Rebhennln in die Hofküche liefern lassen. Haben dero schon davon genossen?

Herzog. Trefflich, trefflich! Sie werden heute an meiner Tafel eine köstliche Pastete davon bekommen.

Casperl. (vergißt sich.) Ah – a Pastet'n! das is a prächtiger Fraß!

Muzl. Casperl, paß' auf.

Herzog. Was, was? – Fraß, Fraß? welch ein Ausdruck, lieber Graf?

Casperl. Spaß, Spaß – wollte ich sagen.

Herzog. Ah so! das ist allerdings ein Spaß – eine gute Pastete; aber bei Ihrer Lebensweise, in Ihren Verhältnissen wird Ihnen dieß etwas gewöhnliches fein; – Sie müßen ungeheuere Besitzungen haben, lieber Carabas!

Muzl (zu Casperl.) Jetzt lasse los!

Casperl. No! und ob? Ungeheuer, ungeheuer! ich kenn mich eigentlich gar nicht drin aus.

Herzog. Darf ich wohl fragen, wie hoch sich durchschnittlich Ihre jährlichen Renten belaufen?

Casperl. Von Laufen ist keine Rede. Wir sitzen fest!

Herzog. Ich meine, wie viel Sie ungefährlich einnehmen.

Casperl. Ich pflege des Jahres nur ein Mal einzunehmen und zwar, wir's der Doctor haben will, im Frühling.

Muzl. Aber Casperl!

Herzog. Es ist sehr zweckmäßig die Geldeinnahme, wenn möglich, auf eine Periode zu beschränken. Das Geschäft wird dadurch vereinfacht. Aber warum brauchen Sie dazu die Anordnungen eines Doctors?

Muzl (für Casperl antwortend.) Sr. Ercellenz der Herr Graf von Carabas haben sich auch zu der Finanzverwaltung einen rechtskundigen Doctor angestellt.

Casperl (wichtig.) Ja, ja! mein Leibjäger hat ganz recht. Es is wirklich so. Ich kann die Ehre haben zu versichern!

Herzog. Nicht wahr? Sie besitzen auch sehr viele Schlößer.

Casperl. Ja wohl, aber an jeder Thüre nur Eins.

Herzog. Wie?

Muzl. Aber Casperl! Schloßer, wo man drinnen wohnt.

Casperl. Aha! o ja! für jede Jahrzeit.In Einem schlaf ich, im Andern wach ich auf, im Dritten leg ich mich nieder, wie's eben mein plaisir ist.

Herzog. Und Ihre eigentliche Stammbesitzung, wie heißt diese?

Casperl. Da ich auch Waldbesitzer bin, besitze ich nicht nur Einen Stamm, sondern sehr viele.

Herzog. Ihr Ahnenschloß, meine ich.

Casperl (wehmüthig.) O, die Ahnungen! Ja die sind oft furchtbar, wenn sie sich erfüllen. Auf jedem meiner Schlößer ist auch eine Ahnfrau. Wenn mir etwas gutes bevorsteht, so schaut sie in einer weißen Nachthauben aus dem Fenster. Habe ich ein Unglück zu befürchten, so setzt sie eine schwarze auf und wackelt mit dem Kopf.

Herzog. Fürchterlich! aber gerade solche Erscheinungen bürgen für das Alter Ihres Geschlechtes.

Casperl. Mein Geschlecht ist eigentlich männlicher Natur.

Herzog. Ohne Zweifel sind Sie, lieber Graf, männlich und ehrenhaft, wie es einem Edelmann ziemt!

(Ein Lackei tritt ein.)

Lackei. Ew. Durchlaucht die Tafel ist servirt. (ab.)

Herzog. Lieber Graf, jetzt geh'n wir zur Tafel.

Casperl (vergißt sich) Juhe! jetzt gibts was z' Essen! mich hungert schon lang!

Herzog. Sie scheinen sehr fröhlich gestimmt, lieber Graf!

Casperl. Was gestimmt? War nit übel wenn ich gstimmt wär! das verbitt ich mir!

Herzog. Die Prinzessin wird mit uns speisen, lieber Carabas.

Casperl. O sehr! sehr!

Herzog. Kommen Sie!

Casperl. Ich bin bereit und bei bestem Appettit, wcnn's erlaubt ist. (Casperl und Herzog ab.)

Muzl (allein.) Während der Hoftafel werde ich mein Geschäft mit dem Riesen Lüpel abmachen. Da heißt's aber laufen damit ich zu rechter Zeit wieder hier bin, um Casperl Nachricht zu bringen. Ewige Mächte steht mir bei! Meine Verbannungs- und Verwandlungszeit mag wohl abgelaufen sein! Ich habe gelitten und gebüßt, hinlänglich. Lüpel soll nun meiner Schlauheit unterliegen und mein Zauber gelöst werden. (ab.)


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