Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Die drei Wünsche.

Ein lehrreiches Beispiel.

Personen.

Die schöne Fee Zimberimbimba.
Martin, ein Holzhauer.
Margreth, dessen Weib.
Herr Casperl, deren Freund und Nachbar.

Wald.

Martin (mit Holzhauen beschäftigt.) Heut ist wieder ein saurer Tag! Herr Gott, ist das nicht um die schwere Noth zu kriegen. Immer hacken und immer hacken! und da muß unser Einer noch froh sein, wenn ihm vom Herrn Waldmeister Arbeit angewiesen wird. Und die schlechte Bezahlung, kaum daß ich mit meiner Margreth des Jahrs viermal ein Stückl Fleisch in's Haus – viel weniger in's Maul bring.

(singt während des Holzhauens)

Ich hau halt drein –
Es soll so sein,
Daß ein Baum nach dem andern
Muß in den Ofen wandern.

Oft weht der Wind
Ihn um geschwind –
Die allergrößten Eichen
Die müssen Stürmen weichen.

Im Waldesraum
Ein jeder Baum
Gleichwie der Mensch im Leben
Sich endlich muß ergeben.

Art oder Sturm,
Säg' oder Wurm –
Und Einem gilt's wie Allen –
Daß endlich sie zerfallen.

(Setzt ans und wischt sich den Schweiß von der Stirne) Ha – Ha! muß ein bißl verschnaufen, das ist eine Höllenarbeit so hartes Buchenholz!

(Eine Stimme ruft »Martin!«)

Nun! wer ruft da? Kommt etwa mein Margreth und bringt mir die Mittagssupp?

(Die Stimme ruft wieder »Martin!«)

Nein, das ist die Margreth nicht, die hat keine so seine zarte Stimm; die kreischt bisweilen wie ein Rab, besonders wenn sie üblen Humors ist.

(Abermals »Martin!«)

Jetzt hab' ich's satt! Wer ruft? was gibt's?

Die Stimme. Paß auf Martin! Ich bin eine unglückliche Fee und stecke in dieser Eiche.

Martin. Oho! das war wieder etwas Neu's, daß die Leute in den Bäumen stecken. Firlefanz! Da steckt was Anders dahinter!

Die Stimme. Martin, du bist ein Esel.

Martin. Allerdings war' ich ein Esel, wenn ich eine solche Dummheit glauben könnte.

Stimme. Höre mir zu, Martin: Wisse, ich bin die unglückliche Fee Zimberimbimba, welche seit 590 Jahren in diesen Baum gesperrt ist.

Martin. So was könnte mir ein Jeder weiß machen.

Stimme. Nimm deine Art, guter Martin und haue die Rinde der Eiche durch, welche den Stamm umschließt. Er ist hohl und da steck' ich drin.

Martin. Probiren könnt' ich's ja. – Aber, wer weiß, ob nicht der Teufel dahinter steckt und mich dann beim Schopf nimmt.

Stimme. Sieh hier! da ist ein kleines Astlöchlein, da will ich einen Finger herausstrecken.

Martin. (tritt hin.) Das laß ich mir gefallen! So ein feines Fingerlein kann nur ein Frauenzimmer haben; der Teufel hat ja Krallen an der Hand. Wohlan! (haut in die Eiche.)

Stimme. Hau nur nicht zu tief – es könnte mir in den Leib geh'n.

(Nach einigen Hieben fällt die Rinde und die Fee tritt heraus.)

Martin (fällt zitternd auf die Kniee.) O du rosenfarbige Mamsell, was bist du schön! aber ich bitt' dich, thu' mir nichts zu Leid! Denn, du könntest ein vermaskirter Teufel sein.

Fee. Fürchte nichts – ich bin wirklich die Fee Zimberimbimba. Vernimm, wie ich in diesen Baum hineinkam. Ich bin die Tochter des großen Zauberers Califonius, der vor 599 Jahren in einer Höhle dieser Gegend wohnte und sich an Werktagen mit Zaubern, an Sonn- und Feiertagen mit Korbflechtcn beschäftigte, um sich sein Brod zu verdienen. Als kleines Mädchen trug ich in Gestalt eines Bauernkindes die fertigen Körbe in die Stadt, wo ich sie verkaufte und dafür Lebensmittel heimbrachte. Als ich heranwuchs, wurde ich sehr hübsch! leider habe ich keinen Spiegel mehr – ich weiß nicht, wie ich jetzt aussehe.

Martin. O ganz charmant, nicht wie aus einer alten Eiche, sondern wie aus dem Ei geschält.

Fee. Das freut mich, daß die 500 Jahre mir nicht geschadet haben. Nun – wie gesagt – als ich ein hübsches 18jähriges Zauberfräulein war, wollte mich der abscheuliche Zwerg Langebart absolut heirathen. Er war aber bös und häßlich und ich hatte gar keine Lust, seine Frau zu werden. Demungeachtet aber kam er eines Tages in die Höhle zu meinem Papa und hielt feierliche Anwerbung um mich. Wir saßen eben beim Kaffee, als er eintrat und mir ein herrliches großes Edelsteinkrönlein aus seinem Bergwerke zu Füssen legte, sich auf ein Knie niederließ und also sprach: Holde Zimberimbimba! In Gegenwart deines Herrn Vaters, des großen Zauberers Califonius, halte ich um deine Hand an. Dein Ja wird mich zum glücklichsten Zwergen der ganzen Gnomenbevölkerung machen! O! willige ein! Darauf wurde ich aus Scham und Zorn über und über roth und fiel in Ohnmacht. Mein Papa berührte mich aber mit seinem Zauberstäbchen und ich erwachte wieder. Der Zwerg wollte mich fortführen, allein mein Vater trat dazwischen und sprach: Werthester Herr Langebart! obgleich es mir eine absonderliche Ehre wäre, Sie zum Schwiegersohne zu haben, so muß ich doch die Entscheidung meiner Tochter ganz allein überlassen. Ich aber stund ganz zornig vom Stuhle auf und sagte: lieber will ich 500 Jahre lang in einen Baum gezaubert werden, als daß ich eine so häßliche Creatur zum Gemahl nehme.

Nun mußt du wissen, lieber Martin, daß wenn eine Fee, d. h. eines Zauberers Tochter Etwas sagt – so ist's schon so, als wenn's wirklich geschehen wäre. – Ein furchtbarer Donnerschlag hallte mit dem höllischen Gelächter des Zwerges durch unsere Höhle, ein Blitzstrahl schlug meinen Papa todt und ich wurde durch eine unsichtbare Macht in das Innere dieser Eiche getragen, wo ich nun schlummernd verborgen war. – Heute aber sind es gerade 500 Jahre! Wärest du nicht da gewesen, so hatte ich wieder 500 Jahre auf meine Erlösung warten müssen. Du aber hast dadurch ein großes Glück gemacht; denn meine Dankbarkeit soll dich feenmäßig belohnen.

Martin. O allerliebste Fee! Ich weiß gar nicht, was ich zu dieser Wundergschicht sagen soll! Ich bin ganz confusius.

Fee. Merk' auf! Zum Lohne für meine Befreiung sind dir drei Wünsche gestattet, die Du innerhalb dreier Tage aussprechen sollst. Nimm dich in Acht! Wähle klug. Du kannst dir viel, viel wünschen und was immer du wünschest – das wird dein sein. In drei Tagen frage ich zu dieser Stunde bei dir im Hause an. (verschwindet.)

Martin. (reibt sich die Augen). Jetzt weiß ich nicht, wie mir zu Muth ist. Hab ich geträumt oder ist die Geschicht wirklich so, wie mir geträumt hat? Halt! was seh' ich? da liegt ein goldenes Ringlein auf der Erde und ein Spruch ist drauf geschrieben:

Was du wünschest, leise sprich;
Wahr wird's – bin am Finger ich.
Was du wünschest – wohl bedenk:
Dreifach ist der Fee Geschenk.

Herr Jemine, Herr Jemine! 's wirklich so! Das ist ein Wunschringlein! O du liebes, liebes goldenes Ringelein! (springt vor Freuden) o du goldene Fee! o du herzige Zimperipimpimperl! Jetzt bin ich ein glücklicher Mensch! jetzt wünsch ich mir gleich – (schlägt sich auf's Maul) halt – Martin – sei klug! das muß überlegt werden mit aller Vorsicht und Umsicht. Meine Margreth muß auch wünschen helfen; das ist eine gescheute Frau und die Nachbarn können wir auch um Rath fragen, ehe wir wünschen. Juhei! Juhei! das wird ein Leben werden! der Himmel auf Erden – wenn uns sonst kein Unglück passirt! jetzt schnell nach Haus! (geht ab)


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