Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Zwinger auf Falkenburg, (wie im I. Aufzuge.)

(Ritter Theobald tritt mit den zwei Pilgern ein.)

Theobald. Ihr habt mir freilich keine gute Botschaft gebracht, aber darum seid nit minder willkommen und liebe Gäste. Mein armer Bruder ist also todt! 's ist mir nur Eins dabei leid, daß er nicht im Kampfe gegen die Ungläubigen gefallen, sondern auf elendiglichem Siechbette sterben mußte.

Dietrich. Aber, edler Herr, er hat das Seinige doch gethan. In vielen Kämpfen hat er das Kreuz vertheidigt und seinen edlen Leib deckte manche Wunde, die er im Streit wider die Erzfeinde erhielt. Wolf. Hab oft neben ihm im Schlachtgetümmel gestanden. Einmal hieb er einen Türken mitten durch und durch vom Sattel seines Rößleins herab. Hab's selbst mit eigenen Augen gesehen.

Theobald. Er führte einen guten Hieb und sein Arm war stark.

Dietrich. Ueberall war er vorndran auf seinem lustigen Schimmel; überall war er der erste, wenn's galt.

Theobald. Schade um sein theures Leben! doch – wie Gott will! Nun ist er selig verstorben. – Aber Ihr werdet müde sein. Ihr bleibt doch die Nacht bei mir. Ein gutes Lager sollt ihr finden und jetzt geht da hinein in die Kellerstube; man wird Euch den Imbiß geben.

Dietrich. Wenn Ihr erlaubt, edler Herr, so wollen wir Eurer freundlich Herberg genießen und morgen mit dem frühesten wieder aufbrechen. (Die Pilger ab.)

Theobald. 's wird schon spat. Die Sonne ist längst hinunter. Ich will zu den Frauen geh'n zum Nachtmahl. Mein armer Bruder! wo bist du jetzt wohl? Gewiß im gelobten Lande da oben, bei den edlen Rittern und Heiligen, die für Gottes Wahrheiten gekämpft und gestritten haben und zu Gottes Ehre gefallen sind, um wieder aufzustehen zur ewigen Herrlichkeit.

Agnes (eilt herein die Taube auf der Hand.) Vater, Vater! da sieh! Eben flog mein Täublein durchs Fenster zu mir herein und hat ein Zettlein am Halse gebunden.

Theobald. Ei, vermuthlich mit fröhlicher Botschaft von deiner Freundin Emma! Gutes Thier! hast den Weg wieder heimgefunden. Da könnt ihr Mädchen euch Botschaft hin und hersenden, wie ihr wollt.

Agnes. Wunderbar, wie klug doch so ein kleines Thier ist! Da ist der Zettel; liest selbst, lieber Vater.

Theobald. Laß sehen! Kaum ist's noch hell genug zum lesen: (er öffnet den Zettel und liest.)

»Gott zum Gruß! möge das Täublein den
»Weg zu Euch, Ihr Lieben, gefunden haben.
»Habt Acht! die beiden Pilger, die Ihr jetzt
»wohl schon beherbergt, sind verkleidete Raubgesellen.
»Sie wollen in dieser Nacht, wenn
»Ihr im Schlafe liegt, ihre Genossen in die
»Burg einlassen, Euch bewältigen, ermorden
»und Falkenburg in Brand stecken. Gott schütz'
»Euch! Eure Getreuen, Rosalinde und Emma
»auf Hohenburg.«

Schändlicher Verrath! – Gott sei gelobt für die Warnung, für die Rettung!

Emma.[? Agnes] Herr im Himmel! in welcher Gefahr schwebten wir!

Theobald. Nur still, Emma! laß dir nichts anmerken. Geh zur Mutter; bleib mit ihr im Kemmenat. Ich werde jetzt alles anordnen. Zunächst sollen die beiden Mordbuben gebunden werden; und die Andern werden wir Nachts schon gehörig empfangen.

Emma.[? Agnes] Welche Angst habe ich, lieber Vater!

Theobald. Brauchst nit Sorge zu haben; 's wird Alles gut geh'n! dem Täublein aber binde ein Zettelchen um, in welchem die Kunde geschrieben, daß wir die Warnung erhalten und Gott danken und den Freundinnen. Dann laß es wieder fliegen, damit es wieder nach Hohenburg schwebe. (Beide ab.)

(Dietrich und Wolf kommen aus der Kellerstube.)

Wolf. Der Trunk war gut, Herzbruder!

Dietrich. Hat mir auch geschmeckt; morgen aber soll er uns noch besser munden, wenn wir Herren im Keller sind.

Wolf. Noch ein paar Stunden – und der Tanz geht los.

Dietrich. Wenn Alle schlafen, schleichen wir uns in's Stüblein des Thorwarts. Der ist bald abgemuxt. Dann das Seitenpförtlein geöffnet für die Andern draußen. Hab schon einen Pfiff vorher gehört, das Zeichen, daß sie unten in den Büschen lagern.

Wolf. Aber wie kommen wir zuerst aus unsrer Schlafkammer?

Dietrich. Ist ja zunächst da drüben und die Thür geht gleich in den Zwinger heraus. Aber jetzt laß uns wieder hineingehen, damit sie nichts merken. Trink den Knechten nur tüchtig zu. Der edle Herr Theobald laßt's heute den frommen Pilgergästen zu Ehren nicht an Wein fehlen. Ha, ha, ha! wüßt' er, wie's mit ihm steht, wind' er freilich aus einem andern Fäßlein zapfen!

(Theobald stürzt mit einigen Knechten herein, die über die Pilger herfallen.)

Theobald. Und ihr, Halunken, wißt nicht, wie's mit Euch steht.

Dietrich und Wolf (höchst betroffen) Was gibts, was wollt Ihr von uns?

Theobald (zu den Knechten). Legt sie in Fesseln und werft sie in's tiefste Verließ. Hab ich euch, fromme Pilger? Her mit den Dolchen, die ihr verborgen habt und stille, keinen Lärm gemacht, damit Eure sauberen Gesellen draußen nichts hören – oder ihr werdet zur Stelle niedergemacht!

Dietrich. Verflucht! jetzt ist's zu End' mit uns!

Theobald. Ich kenne dich, trotz deines falschen Bartes, Spitzbube; du bist der schwarze Dietrich. Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. Fort mit euch! Morgen werd' ich Gericht halten über euch kraft des mir von Kaiserlicher Majestät verliehenen Rechtes, Urtel zu sprechen über Eures gleichen; und die Abendsonne bescheint wohl den Galgen an dem ihr baumelt. Fort in's Verließ!

(Knechte fühlen den Dietrich und Wolf ab.)

Theobald. Das Eine wäre geschehen und das Zweite soll nicht mißlingen.

(Ottilie und Emma[? Agnes] stürzen herein)

Ottilie. Sie sind gefangen!

Theobald. Und morgen gehangen!

Ottilie. Gott sei gelobt für die Rettung.

Theobald. Fürwahr! 's ist beinah ein Wunder! Aber jetzt geht ruhig in die Schlafkammer.

Fürchtet euch nicht. Wenn's an der Zeit ist, soll das Pförtlein geöffnet sein und die Raubgesellen werden von meinen Knechten empfangen werden, wie's ihnen gebührt.

Emma[? Agnes] Und morgen, nicht wahr, lieber Vater, dürfen wir gen Hohenburg reiten, um unsern Freundinnen zu danken.

Theobald Gewiß, liebes Kind! und vor Allem soll auch das Täublein geehrt sein; denn wie einst eine Taube dem Noah Rettung verkündet, so hat sie auch uns heute den Oelzweig der Rettung gebracht.

Der Vorhang fällt.


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