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Felsiger Waldgrund. Schnauz, Rothaug und andere Räuber.
Rothaug. Der Dieter und der Wolf lassen lange auf sich warten; 's ist schon Mittag.
Schnauz. Ei, 's ist noch Zeit; zwei Stündlein sind nach Falkenburg. Wenn sie nur dort vor Nacht Eingang finden. Mittlerweile haben wir uns mit den Andern beigeschlichen und um Mitternacht kann sich das Pförtlein öffnen.
Rothaug. Ich denke, 's geht. Steht doch Einer auf der Lauer? denn sie könnten etwa nit allein des Weges kommen und da müßen wir uns bergen.
Schnauz. Dafür ist gesorgt und wir können nicht überrascht werden.
Rothaug. Freu' mich schon höllisch, wenn heute noch der wackere Herr Theobald unser wird.
Schnauz. Und die edle Frau Ottilie, und das zarte Fräulein.
Rothaug. Das gibt gute Geißeln. Dm Ritter hängen wir auf und für das Frauenvolk muß die Sippschaft uns schwer Geld geben. Herzbruder! mich durst's Hast keinen Trunk zur Hand.
Schnauz. Da ist noch ein Schluck Rheingauer in meiner Flasche, ein Restlein aus dem Klosterkeller.
Rothaug. Her damit! Heut wollen wir aus des Falkenburger Keller trinken.
Schnauz. So nimm! laß mir aber noch einen Tropfen, daß ich meine Gurgel netze vor dem Abendstrauß. – Holla da rührt sich was!
Ein Räuber (eilt herein.) Still! sie kommen, aber 's ist noch ein Dritter dabei.
Rothaug. Aufgepaßt! Wir legen uns dahinten in die Büsche.
Schnauz. Fort, fort! Seid Alle fein still, bis nur wissen, woran wir sind. (Alle ab)
Dietrich, Wolf und Casperl treten ein.
Dietrich. Da wär' ein hübscher Platz zur Rast.
Wolf. Ich wär dabei, 's ist schattig und die Sonnenhitze hat uns warm gemacht.
Casperl. Und ich bin auch dabei; denn beim Schlafen bin ich alleweil gern, besonders wenn man Nix z' essen und z' trinken hat, wie im vorliegenden Fall. Ich leg mich gleich da vorn hinter den Boschen.
Dietrich. Und wir wollen dort unter den Bäumen ruhen. Ein halb Stündchen; dann setzen wir unsern Weg fort.
Casperl (setzt sich vorn an einen Strauch hin.) (für sich) Na' – schlafen mag ich net; denn ich trau den zwei Kerls nit. Fromme Pilger wollen's sein? Das glaub' ich nit; denn wie der Eine unterwegs sein' Kutten ein bißl gelüft' hat, so daß er gemeint hat, ich sieh's nit, hab' ich en blanken Brustharnisch 'raus glitzern seh'n, und der Andere hat einen Dolch versteckt. Spitzbub'n sind's – so viel weiß ich. Jetzt thu' ich aber, als wenn ich eingschlafen war; vielleicht kann ich was erspekuliren.
Dietrich (mit Verstellung, indem er sich hinlegt.) Ha, 's thut wohl, ein bißl zu ruh'n. Kamerad, schläfst schon?
Wolf. Fallen mir schon die Augen zu.
(Casperl schnarcht)
Ah, der schnarcht schon.
Dietrich. Schnarcht er? – Pst! pst! wo sind die Andern? (steht vorsichtig auf! pst! pst!
(Rothaug und Schnauz treten still aus dem Hintergrund)
Dietrich. Nur still! der da vorn' schläft. Paßt auf:
(Casperl lauscht, vom Strauche verdeckt, unbemerkt.)
Rothaug. Nur rasch! was gibt's zu thun?
Dietrich. Ihr alle brecht schnell auf gen Falkenburg; dort in den Waidenbüschen am Fuß des Berges lagert euch heimlich. Ich und Wolf – wir finden als Pilger Eingang und Herberge. Schlag 11 Uhr – ihr hört's vom Thurm – öffnen wir euch das Seitenpförtlein.
Casperl (voll Furcht und zitternd). Prrrr!
Wolf. Wer rührt sich da?
(Casperl duckt sich und schnarcht weiter)
's ist der da vorn, der schlaft wie 'n Sack, hat vermuthlich geträumt.
Dietrich. Wir zwei überwältigen leicht den Knappen am Thor, bis die andern Knechte erwachen, haben wir den Ritter selber gebunden. Seid ihr drinnen – so haben wir's gewonnen.
Rothaug. Gut ist's; wir wollen's schon gescheit angehen. Schleichen uns zwischen den Felsen zu rechter Zeit hinauf.
Wolf. Habt nur Acht, daß das Eisenzeug nicht raßelt. Schnallt die Schwerter fest, oder tragt sie in der Faust.
Dietrich. Vergeßt mir die Pechkränze nit. Feuer ist bald gemacht und haben wir, was kostbar ist, in Sicherheit, so soll der rothe Hahn auf dem Dache mit den Flügeln schlagen.
Casperl (für sich). Ah, ah! das ist aber eine Bagaschi; das sind Hallunken! Ich mach, daß ich fortkomm'!
Dietrich. Also an's Werk, wann's Zeit ist. Jetzt zieht ab.
Rothaug. Habt keine Sorg; 's ist nit unser erster Streich.
(ab mit Schnauz.)
Wolf. So, jetzt können wir den Burschen wecken.
Dietrich. (thut als ob er vom Schlaf aufstünde.) Heda, Bursch! 's war an der Zeit. Das Schlafen hat dir geschmeckt; hast geschnarcht wie 'n altes Thurmfähnlein.
Casperl (schüttelt sich). Prrr! Auweh, darf ich nimmer schlafen?
Wolf. Wir wollen fort; kommen sonst zu spät auf die Falkenburg.
Casperl (immer vor Angst zitternd und stotternd.) Ja, ja- da- das versteht sich. Wi- wi- wir kommen sonst ni- ni- nimmer zur rechter Zeit nach Fa- Fa- Falkenbu- bu- burg.
Wolf. Was zitterst und schnatterst du denn, Bursche?
Casperl. O, ich zi- zitter und schna- schna- schnatter gar nit.
Dietrich. Du hast ja Angst und bebst wie Espenlaub?
Casperl. Na, na, na ich be- be- beb nicht im Mindesten.
Dietrich. Brauchst ja keine Angst zu haben.
Wolf (bei Seite zu Dietrich). Sollte der Kerl was erlauscht haben?
Dietrich. Das war' des Teufels! – (zu Casperl) Bursche, laß dir was sagen. (Zieht den Dolch) Siehst du den blanken Stahl?
Casperl (auf die Kniee fallend). O ich bitt, ich bitt! Ich weiß gar nichts! ich bin unschuldig; ich hab nix gseh'n und nix ghört.
Dietrich. Ich will's hoffen –– sonst! (mit dem Dolch drohend) jetzt merk dir's. Wir bedürfen des Wegweisers nicht mehr; denn wir finden allein auf die Falkenburg. Du kannst heim geh'n.
Wolf. Wir danken für deine Mühe.
Casperl. O ich bitt, ist recht gern gescheh'n, außerordentlich gern. Im Gegentheil ich bitt um ihren Segen, denn Hochdero sind ja fromme Pilger.
Dietrich. Unsern Segen kannst du haben; der soll dich wieder heimgeleiten. Verstehst du? und der edlen Frau Rosalinde entrichte unsern ergebenen Gruß, und die frommen Pilger – verstehst du? – (droht mit dem Dolche) laßen für die gnädige Herberg und Geleitgebung danken; hörst du? – und die frommen Pilger sagen dir jetzt: gehe still nach Haus und halte deine Zunge im Zaum; sonst könnten dir die frommen Pilger einmal einen absonderlichen Segen geben, (mit dem Dolche drohend) So – und jetzt fahre ab.
Casperl. Hab' Alles verstanden. Ich wünsch' glückliche Reis! (läuft davon)
Dietrich. Ha, ha, ha! das war 'n Spaß mit dem Hasenfuß. Ich wette, der läuft in Einem Athemzug bis Hohenburg aus Angst und Schrecken.
Wolf. Wenn der Kerl aber plaudert, so sind wir verrathen.
Dietrich. Und wenn auch? was thät's? Es ist nicht mehr die Zeit dazu, daß Ritter Theobald von der Hohenburgerin gewarnt werde oder gar daß sie ihm irgendwoher hinter unserm Rücken her Hülfe zubrächte.
Wolf. Hast recht! aber laß uns aufbrechen, damit wir noch bei Zeiten auf Falkenburg kommen.
Dietrich. Ja, Bruderherz. Diese Nacht wird's wieder'n Fest für uns geben und dem edlen Herrn Theobald soll's bald vergehen, daß er uns nit gewähren läßt. Komm, gehn wir! (Beide ab.)