Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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III. Aufzug

Dunkles Gemach, spärlich von einer Lampe erhellt. Zaubergeräthschaften. Am Fenster ein Fernrohr, vor welchem Moschopulos steht und beobachtet.

Moschopulos

Schon halb vergangen ist die Nacht, die Sterne
Verdunkeln vor des fernen Tages Grau'n.
Wie ist mir? mächtiger Rhabun! ich zittre;
Ein unbekanntes Bangen will ergreifen
Mich, einem Weibe gleich?– Was soll's? wohin
Entflieht mein leuchtender Planet? – Das Zeichen
Des Schützen, den Mobed umdunkelt sah,
Wie er in seinem Fluche mir verkündet –
Fürwahr, ich selber seh's in düstrem Schein.
Moschopulos! pfui, schäme dich des Zweifels
Am eig'nen Ich. Mit einmal sollt'st du sinken?
Du solltest untergehen im Glanz des Lebens?
Und doch! – es lügt der Hölle Macht! Ergeben
Hab ich dem Bösen mich! – –

Rhabun, Rhabun!
Vernahm ich deinen Donner nicht, als betend
Ich dich gerufen? – Nun, wohlan, wenn du
Nicht schützest, helfe mir was helfen mag.

(Sieht wieder durch den Tubus)

Das Sternbild Herbed's steigt im Osten auf!
Die Sterne lügen sagt' ich selbst, so ist's.
Sie lügen mir, so mag es dir auch gelten;
Wenn dein Gestirn dir freundlich schimmernd leuchtet,
Will ich den schwarzen Schleier drüber ziehn!
Wohlan! Herbed du fallst, die Sterne lügen!

(zieht an einer Glocke)

Mebon (tritt ein) Die Glocke rief: Was befiehlst Du, Herr?

Moschopulos Ist mein Befehl vollzogen?

Mebon Herbed liegt gefesselt im tiefsten Kerker. Wir hatten seinen Aufenthalt entdeckt. Bei einem armen Schuhmacher hatte er Obdach gesucht. Obgleich es gestern noch nicht dein Wille war, so ließ ich seinen Schritten durch einen Sklaven folgen, um seine Spur nicht zu verlieren.

Moschopulos Das war klug von dir. Kaum hatte ich ihm die Freiheit gegeben, so beobachtete ich drohende Zeichen am Himmel. Herbed muß sterben. Im Kerker soll sein Haupt fallen. So lang der Ring an seiner Hand, hat auch Mobed keine Gewalt, ihn zu befreien. Zu meinen Füßen will ich Herbed's entstellten Körper sehen. Geh' und bereite Alles vor. (Mebon ab)

Aus der Ferne erschallt ein Geisterchor.

Es schwindet die Nacht,
Das Morgenroth lacht;
Der Sonne zu weichen
Die Sterne erbleichen.
Die Wahrheit zieht ein
Im goldenen Schein,
Und sie zu verkünden
Die Flammen sich zünden.
Es schwindet die Nacht,
Das Morgenroth lacht.

Moschopulos Schon vernehm' ich der Geister Chor, die den Morgen verkünden. Die Sonne geht blutroth auf! Ja, Herbeds Blut! Herbeds Blut verkündet sie! – Alles ist noch still; die Zinnen der fernen Berge beginnen sich zu röthen. Ehe der Tag das Thal überstrahlt, soll Herbed gefallen sein! (ab.)


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