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Zimmer auf Hohenburg.
Die Taube sitzt in einem Käfig.
Casperl. O du allerliebstes Thierl? Jetzt bist auch schon wieder bei uns da. Du bist ja so gscheid wie a Mensch. Gestern bist mit en Brief nach Falkenburg gflogen und heut fruh bist schon wieder bei uns gwesen, auch mit am Zetterl um dein Kropferl:
Lied.
Ja, wenn nur ich so Täuberl wär,
Ich flög halt allweil hin und her,
Von einem Wirthshaus zu dem Andern
Könnt' ohne müd zu werd'n ich wandern.
Zwei Flügel'n stunden mir nit schlecht,
Die wären grad fürn Casperl recht,
Ein Flügel hint' der andre vorn',
Und mitten drin zwei lange Ohr'n.
So' a Vogel müßt' den Leuten all'n
Als Rarität besonders gfall'n,
Ich flög ganz taubensanft geduldig
Und blieb die Zechen überall schuldig.
Denn, wenn es hieß: »jetzt Casperl zahl,«
So flieget ich halt jedes Mal
Zum Fenster 'naus als wie die Tauben
Grad übern Wirth sein' Zipfelhauben!
Weil ich aber keine Tauben bin und auch nit zwei Flügel hab, sondern nur zwei Füß, die sogar gewöhnlich etwas bleiern sind, wenn ich aus 'm Wirthshaus geh, so trifft mich immer die Unannehmlichkeit, daß ich meine Zech zahlen muß oder, wenn nicht, daß ich meine Tracht Schläg krieg, an die aber mein Buckl schon so ziemlich gewohnt ist. No, ich bin nur froh, daß aus der grausamen Gschicht beim Ritter Falkenburg nix word'n ist und daß die ganze Räuberbagage ihren Theil kriegt hat.
Jetzt woll'n wir aber e bißl in den Keller schau'n! Ich hab die Tauben futtern müssen, billigermaßen darf also derjenige welcher auch nach seinem eigenen Futter schau'n! (ab.)
Rosalinde und Emma .
Emma. Wie glücklich bin ich, liebe Mutter!
Rosalinde. Und wie zufrieden bin ich, liebes Kind, daß die Taube zu rechter Zeit nach Falkenburg kam!
Emma. Und uns am frühesten Morgen schon die Botschaft zurückgebracht, daß der schändliche Anschlag des schwarzen Dietrichs und seiner bösen Gesellen vereitelt wurde.
Rosalinde. Ja, Gott sei es gedankt. So eben brachte mir ein reitender Bote auch noch die freudige Nachricht, daß Frau Ottilie mit Agnes diesen Mittag zu uns reiten werden, daß sich's aber der edle Ritter Theobald vorgenommen, diesen Morgen noch mit seinem Troß gegen Ulrich von der Wart auszuziehen, um ihn wegen des Unrechtes zur Rede zu stellen, das er gegen mich auszuführen vor hat.
Emma. Der herrliche, edle Mann! Wolle Gott sein gerechtes Vorhaben schützen!
Rosalinde. Er wird es! Er wird den Verfechter einer so gerechten Sache, wie die meine ist, nicht besiegen lassen. Dieß ist mein festes Vertrauen. Laß uns aber in die Kapelle geh'n, um im innigsten Gebete den lieben Gott anzustehen, daß der edle Ritter Theobald unversehrt den Kampf mit Ulrich von der Wart bestehe.
Emma. Ja, liebe Mutter; ich will von Herzen beten.
Rosalinde. Dann bereite Alles zum fröhlichen Empfange der Frauen, daß sie guten Imbiß bei uns finden.
Emma. Wie du befiehlst, liebe Mutter (Beide ab.)