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Ein Blick auf die Erde, und ihre Greuel. Der Geist des Antichrist. Das sonderbare, symbolische, aus dem Ratstisch aufwachsende Kraut, und seine Bedeutung. Die Vision einer Achundvierziger »Magdalena«
1 Helena eilet sogleich an's bezeichnete Fenster, sieht durch dasselbe ins Freie hinaus, und schlägt nach einigem Betrachten die Hände über ihrem Haupte zusammen! Nicht lange hält sie es aus, weil der Anblick sie zu sehr ergreift, sondern begibt sich eiligst zu Mir hin und spricht: »Aber, aber, Du mein Herr, Du mein Gott, Du mein Jesus! ach, ach, ach! das ist aber ja doch entsetzlich!«
2 Sage Ich: »Nun, nun, Meine gar überaus liebe Helena, was gibt es denn, was hast du denn gesehen, das da gar so entseztlich ist? Hast du vielleicht gar einen Teufel gesehen; oder vielleicht sonst was noch Schrecklicheres? – – Geh' und fasse dich, und erzähle uns, was du denn alles gesehen hast?!«
3 Die Helena sammelt sich und spricht dann: » O Du mein süßester Herr Jesus! ich glaube, gegen diese Entsetzlichkeit ist der ganze Teufel ein reiner Lump! Siehe, zum ersten Male nach meinem Austritte von der Erde habe ich nun die abscheuliche und übergrausliche Erde wieder gesehen, aber also, als etwa von einer über diese hinschwebende Wolke herab, und merkwürdig, ganz Österreich und Ungarn samt seinen Nebenländern lag unter mir wie eine riesenhaft große Landkarte ausgebreitet, auf der vom größten bis zum kleinsten Gegenstande alles zu ersehen war! Aber, o Jammer, welch ein Anblick des Entsetzens! – Die Städte sind voll Feuers, und voll Unflats, und gräßlich aussehenden Gewürmes; Flüsse, Seen und das Meer sind voll Blut; fürchterliche Heere stehen einander gegenüber und man ersieht da nichts als Mord, Verrat, und dann wieder Mord! Die Menschen zerfleischen sich ja ärger als die allerwildesten und reißendsten Bestien! An der Kaiserlichen Seite sah ich auch Russen in starker Anzahl; aber selbst unter den Kaiserlichen selbst, und unter den Kaiserlichen und Russischen sah ich Verrat und Mord hier und da; und unter dem ungarischen Heere, das furchtbar stark ist, sah ich auch Russen und Polen in größter Anzahl, sonst aber noch Menschen aus ganz Europa! Alle aber schreien Tod und Verderben allen Despoten, und der Sieg uns vollkommen, oder der Tod uns vollkommen; keine Gnade und keine Schonung mehr! und verflucht sei der, so da dächte an eine friedliche Ausgleichung! – Die armen Kaiserlichen können trotz allen ihren großen Anstrengungen nichts ausrichten; denn für's erste sind sie verraten an allen Enden und Punkten, und für's zweite haben immer 10 gegen 1.000 zu kämpfen, und können daher zu keinem Vorteile kommen! – O Herr! mache doch diesem entsetzlichen Würgen ein Ende, und lasse nicht zu Grunde gehen die Schwachen! Hauche in die Herzen der Ungaren einen versöhnenden Geist, und den Österreichern, wo es not tut, nicht minder; denn wahrlich, mich dauern meine bedrängtesten Landsleutchen!«
Am 12. Juni 1849
4 Rede Ich: »Meine geliebteste Helena, was du gesehen, ist richtig und wahr; ein gar arger Geist hat Besitz von den Herzen der Menschen genommen; es ist der Geist des Antichristes und dieser ist es, der die Menschen also entzweiet, daß sie gegeneinander toben und wüten, als wären sie alle zu Tigern, Hyänen und Drachen umstaltet geworden. Aber es solle ihrem Treiben ein baldiges Ende gemacht werden, und das ein Ende, wie die Erde noch keins gerochen hat!
5 Da hier auf dem Tische vor uns wirst du sogleich ein Gefäß ersehen, das wie eine Pflanze aus dem Tische hervorwachsen wird; in diesem Gefäße wirst du das Maß der menschlichen Greuel auf der Erde erschauen, und daraus entnehmen können, um welche Zeit es nun ist auf der Welt!? – Also sieh nun, hier vor dir kommt es schon zum Vorscheine; betrachte es, und beschreibe es Mir, wie es aussieht, und was du in selbem erschauest!«
6 Helena betrachtet ganz erstaunt das wunderbar aus dem Tisch vor ihr auftauchende und sich stets mehr und mehr entfaltende und fabelhaft gestaltende Gefäß. Als nach einigen Augenblicken das Gefäß ganz vollkommen entfaltet dasteht, da spricht die Helena ganz erstaunt: »Aber, aber, o Herr! ich bitte Dich um Deines heiligsten Namens willen! Ja – was – waas – was – ist denn das für eine sonderbarste Gestaltung!? – Siehe, anfangs hatte diese Geschichte ausgesehen wie eine ganz natürliche Pflanze, etwa wie auf der Erde eine Wasserlilie (Iris); dann trieb es aus der Mitte seiner langen bandartigen Blätter einen runden starken Stängel, auf dessen Ende eine Knospe ersichtlich war; die Blätter verdorrten aber bald, und die Knospe brach auf, und trieb statt einer erwarteten Blume, die unverkennbare päpstliche Dreikrone (Tiara), aber verkehrt, das heißt, mit dem Dreikreuze, das auf einem goldenen Apfel sitzt, nach unten, und mit dem eigentlichen untersten Kopfreife nach oben. Diese Tiara steht nun wie ein förmliches Trinkgefäß vor mir, und zwar merkwürdiger Maßen auf einem Dreifuße, der sich wie von selbst aus dem ehemaligen Stängel geformet hat. Dies sonderbare Gefäß ist nun inwendig ganz schwarz, wie eine starke Nacht; und siehe, da wo von außen die köstlichen Edelsteine sitzen, fließet inwendig Blut und Blut, und das Blut durchwühlet allerlei häßliches Gewürm! Die Köpfe der Würmer sehen aus wie glühendes Erz, und ihr anderer Leib wie der eines Drachen; und siehe, diese Bestien trinken gierig das Blut, so daß das Gefäß, trotz des reichen Zuflusses, nimmer voll werden kann und über's Gefäß gehen, auf daß da alle sähen, welchen schauerlichen Inhaltes dies Gefäß voll ist! Oh, oh! wie diese Bestien doch gar so gierig das Blut aufsaugen! – Und siehe, unter den Würmern (Bestien) ersehe ich nun eines, das da viel größer ist als alle anderen! Und diese Bestie hat dir wie sieben Köpfe, und auf jedem Kopfe zehn Spitzen, wie die eines Schwertes, und auf jeder Spitze steckt eine glühende Krone; und so es untertaucht in das Blut, da gischtet das Blut, und dampfet und rauchet es auf der Oberfläche. Der Zufluß wird nun stärker und stärker; aber noch will das Gefäß nicht voll werden; denn die Bestien zehren mächtig daran, und was sie nicht verzehren können, das löset sich in Dampf und Rauch auf! O Herr! binde den Bestien doch ihren Rachen, und von den Spitzen des einen Tieres nehme die glühenden Kronen, damit das Gefäß doch einmal voll werde! Oh, oh! wie abscheulich doch das anzusehen ist!« –
7 Rede Ich: »Nun, Meine allerliebste Helena, kennst du dich schon so ein wenig aus, wenn du die Erscheinung vor dem Fenster, und diese vor dir am Tische vergleichest?«
8 Spricht die Helena: »O Herr! da bringe ich wohl schwer einen rechten Sinn heraus; daher bitte ich Dich aus aller meiner Liebe zu Dir, offenbare Du uns das rechte Verständnis dieser beiden Erscheinungen, so es Dein heiliger ewig weisester Wille ist!«
9 Rede Ich: »O Meine geliebteste Helena, recht von ganzem Herzen gerne; höre nun, und gib auf alles genau acht! – Siehe, draußen vor dem Fenster hast du gesehen das große Übel, und hier siehst du den Grund desselben; vor dem Fenster draußen stellte sich dir die nackte Wirkung dar, die von A bis Z hier ihre Grundursache hat.
10 Siehe, wo es nun (im Sommer 1849) auf der Erde römische Katholiken gibt, da gibt es nun auch Aufstand, Verrat, Krieg und Mord; blicke aber in die Türkei, und du wirst sie wohl gerüstet, aber sonst ruhig finden; sehe nach China, nach Japan, alles ist ruhig; beschaue das große England; bis auf sein Irland ist es ruhig; sehe nach Amerika hin; bis auf einige wenige katholische Kreise ist es ruhig; beschaue das Afrika, und du wirst es ruhig finden! Beschaue das ganze große Asien, das da mit Menschen überfüllet ist; es ist bis auf einige kleine Distrikte ganz ruhig! Sehe an das große griechische (orthodoxe) Rußland; es ist auch bis auf einige wenige polnisch-katholische Kreise ruhig; das große Norwegen und Schweden ist ruhig, bis auf einige wenige eingewanderte katholische Schwärmer, die im geheimen machinieren, aber eben nicht viel ausrichten! Sehe nach Australien hin, und nach Neuseeland, und auf des großen Ozeans gesamten Archipeln; sieh, überall mit Ausnahme geringer Kreise ist Ruhe! Und wo es irgend kleine Unruhen gibt, so rühren sie sicher von den Römischen her! – Nun aber beschaue das aller-erzkatholischeste Spanien; es stehet auf einem Vulkane; unter dem nun scheinbar etwas ruhiger aussehenden Boden ist nichts als Glut über Glut, die bald durchbrechen wird; gerade so sieht es auch in Portugal aus! Beschaue das Frankreich, das katholischeste, – brennet es nicht allerorts?! Beschaue das eigentliche katholische Italien von A bis Z, vor Glut, Flamme, Rauch und Dampf kann man es kaum mehr erschauen; richte deine Blicke ins getreu katholische Österreich; sieht es nicht aus als wie eine halbverbrannte, und halb sonst zerrissene Landkarte?! und wie diese gesamte Monarchie aussieht, so sieht auch jedes seiner einzelnen Länder aus – mehr oder weniger! Siehe an das, was in Deutschland mehr katholisch ist, und du wirst allenthalben Glut über Glut entdecken. Vor ein paar Jahren wollten sich in der Schweiz die Katholiken ausscheiden, und einen alle anderen Sekten tiefst verachtenden Sonderbund kreiren; dadurch beleidigten sie alle anderen Parteien; diese vereinigten sich, und trieben die dummen und finster- hochmütigen Sonderbündler weidlichst auseinander, und zogen dadurch dem Hierarchen wie allen seinen Helfershelfern die Larve gerade von der Nase weg, das verdroß die Alleinseligmacher dergestalt, daß sie bei sich aller Welt die glühendste Rache schworen! – Aber der hellere Teil der Welt entdeckte nur zu bald die schönen Pläne der Alleinseligmacher und ihrer getreuen Helfer, die sich von den Alleinseligmachern die goldensten Berge versprachen, und erhob sich allerorts, und übt nun noch die Vergeltung in den meisten echtkatholischen Orten und Punkten aus; 10 und so ersiehst du hier auf dem Tische das arge Symbol, eine umgestürzte Tiara, deren Reiche nach innen bluten, und sich bald verbluten werden. Wohl sucht die Hierarchie es zu verhüten, daß ihr äußeres Ansehen nicht möchte befleckt werden von ihren inneren Greueln; aber es wird ihr alle diese ihre Mühe nun nichts mehr nützen; denn siehe, darum habe Ich ihren inneren Gehalt durch die Umkehrung der Tiara nun aller Welt gezeigt; und sie kann nun tun was sie will, so wird sie ihre Krone nicht mehr aufrecht stellen können und wird sich in sich selbst zerstören und aufzehren; verstehst du nun die Sache schon etwas besser?« – –
Am 14. Juni 1849
11 Spricht die Helena: »O Du, mein Herr, und Du, mein Gott! ich verstehe die Sache nun wohl schon ein wenig besser; aber vom vollkommenen Verstehen ist noch gar keine Rede! Denn was eigentlich das Blut, und die abscheulichen Würmer im Blute bedeuten und vorstellen, das wird wohl außer Dir niemand je vollends fassen und begreifen können!? Wenn Du es mir aber etwas näher bezeichnen möchtest, da freilich würde ich es dann auch sicher besser verstehen! Sei so gnädig, und sage mir auch nur ein paar Wörtlein darüber!«
12 Rede Ich: »Nun ja, so höre denn! siehe, das Blut, das da nach innen gerade aus jenen Stellen fließt, wo nach außen die Edelsteine, die da alle Reiche und Regierungen vorstellen sollen, angebracht sind, bedeutet die tyrannische Herrschgier, die nach außen hinaus auch vollste und glänzendste Freiheit und gleiche Berechtigung aller Stände vorschützet, in sich selbst aber ist sie Rache und Blutgier, der zufolge jeder über die schärfste Klinge springen solle, der nicht bei jeder Gelegenheit den Vorteil des alleinigen Tyrannen in die vollste Berücksichtigung zöge! Denke zurück an die Zeit der Inquisition, und von da weiter bis auf diese Zeit, und du wirst es mit großer Leichtigkeit ersehen, wie in den Eingeweiden der Hierarchie nichts, als der Haß, der heilloseste Zorn, Gericht, Verfolgung aller Art, und Mord und Blut gehauset hat, und nun noch hauset, und einer starken Pest gleich grasieret, wenn schon nicht so sichtlich in der Tat, weil dazu die Kräfte erlahmet sind, aber dafür desto ärger im geheimen Wollen und sehnlichsten Wunsche. Wenn du das so recht durchdenkst, so wirst du gar sehr leicht begreifen und fassen, was so ganz eigentlich das Blut in der Tiara bedeutet!? –
13 Das Gewürm aber, das das Blut fleißig verzehrt, und das dadurch so viel als nur immer möglich den Augen der blinden Völker entzogen wird, sind die allerekelhaftesten selbstsüchtigen Kriecher, Speichellecker und Augendiener unter jeder menschlichen Amtsform und Beschäftigungsform; diese Wesen sind in jeder Menschengesellschaft die allerunverantwortlichsten, und haben keine Liebe weder zu denen, vor denen sie kriechen, und noch weniger zu denen, deren Speichel sie mit ihren Natterzungen vom Staube der Erde auflecken; sie sind die barsten Feinde aller Menschen, und lieben niemanden als bloß allein sich selbst; daher es denn auch geschieht, daß sie diejenigen, für die sie alles zu tun vorheucheln, wenn sich nur irgend ein Vorteil heraus kalkulieren läßt, am ersten und schmählichsten verraten; denn der einmal ein Verräter, der ist und bleibt einer, ob rechts, oder ob links, das ist ihm gleich, wenn es ihm nur einen Gewinn abwirft! und siehe, so steht es nun auch mit der Römerin; sie liebte die Gleisner, die Heuchler, die Angeber, die Ohrenbläser, die Augendiener, die Denunzianten, die Spione, und alle, die geschickt lügen konnten, und dabei recht herzlos und gewissenlos allerlei frömmlich aussehende Betrügereien erfinden mochten; und siehe, nun werden das gerade ihre ärgsten Richter werden, und werden an ihr die treulosesten Verräter machen; ein großer Teil, und zwar in Rom selbst, hat schon das seinige getan, und in Kürze werden es auch andere Rom treulichst nachahmen; ja dasselbe sogar bei weitem übertreffen!
14 Nun, Meine Allerliebste, verstehst du jetzt das Blut und das Gewürm schon etwas besser? – Ja, du verstehst es; aber du hast noch das eine 7-köpfige Tier vor dir? Ja, ja, das soll dir auch durch eine neue Erscheinung klar gemacht werden. – –
15 Sehe nun dahin, wo das sonderbare Gefäß stehet, gebe aber genau auf alles acht, was sich dir zeigen wird, und beschreibe es vor dieser ganzen Versammlung, wie auch, was sich nebenbei ergeben wird! Aber recht sehr genau mußt du auf alles acht geben.«