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Kapitel 12

Des Einsamen Freude ob der Aussicht auf den Besuch des Ersehnten; er preist sich nun glücklich und bedauert seine Gegner

1 Robert Blum: »Aha, aha, sieh einmal, sieh einmal, mein Auge, und du mein Herz freue dich auch; denn die Gegend ist schon recht nahe an mich herangekommen, und, so mich das Sehvermögen nicht täuscht, da sehe ich ja auch etwas wie einen Menschen auf dem kleinen Berge stehen, der mir zu winken scheint!

2 Am Ende ist das gar der gute Jesus selbst?! – Ja, ja, ja, er ist es leibhaftig; denn nun sah ich's klar, wie bei der Nennung seines Namens gerade von Ihm ein gar starker Blitz in die Richtung gegen mich her fuhr! O, o, das wird endlos charmant sein, mich in der Gesellschaft desjenigen Geistes zu befinden, dessen Größe und unübertreffliche Weisheitstiefe ich gar so oft über alles bewundert habe! –

3 O ihr armen und dummen Menschen auf der Erde, die ihr euch wegen eitler irdischer Güter und wegen einer dümmsten sogenannten höheren Geburt für besser haltet, als da sind viele Tausende der armen Brüder und Schwestern, die ihr nur unter den Kannaillen kennet, ich rufe euch allen zu, daß ihr alle zusammen nicht wert seid, statt eures Gehirnes den Dreck eines der armen Brüder in eurem edlen Kopfe herum zu tragen; hättet ihr so einen Dreck in eurem schalsten Gehirnskasten, da wüßtet ihr doch wenigstens einen Dreck von dem, wie es hier ist; aber da ihr nicht einmal den edlen Dreck in euren Köpfen habet, so seid ihr auch ebenso endlos dumm – zu wähnen, als seiet ihr was Außerordentliches, während ihr doch um sehr vieles weniger als vollkommen nichts seid! – Was für ein Gesicht wohl möchte ein so eingebildeter Geburtsesel oder Geldesel machen, so irgend ein sonst recht braver Arbeiter sich erdreistete, um die Hand seiner edlen Tochter anzuhalten oder so er etwa doch einen vernünftigen Sohn hätte, der, sich über den Eigendünkel der Geburt oder des elenden Geldes erhebend, sich so weit vergäße, etwa gar die Tochter eines armen Taglöhners zum Weibe zu nehmen?! O, das würde ein wahres Crimen sacri legi abgeben!

4 Aber daher, daher kommet, ihr Großen, zu mehr als zu Halbscheintoten Eseln! Da werdet Ihr es erst kennen lernen, was ihr seid, was eure Geburt, was eure Ahnen, was euer Gold!? Wahrlich, kein Teufel wird euch aus eurer ewigen finstersten Verbannung befreien! Denn die, welche die Gottheit euch zu Rettern sandte, habt ihr vom Adel angefangen allezeit gefangen genommen und habt sie grausamst ermordet; aber nun rufe ich es vielleicht aus aller Weltenmitte laut über euch aus, und sage:

5 Eure Zeit, eure arge Zeit ist am Rande! – Bald werdet ihr alle hier sein und vielleicht nach euren stolzen Ahnen fragen?! Aber der ewige finsterste Raum um euch her wird für euch auch ewig antwortleer verbleiben! Aus euch wird die Gottheit wohl schwerlich je ein Schneckenhaus, geschweige eine Welt bauen?! Aber Gott tue, was Er will; ich aber bin nun über die Maßen froh, daß mir mein allerliebster Freund samt der stets helleren Gegend schon so nahe ist, daß ich Ihn schon beinahe anreden könnte! O Gott Lob, Gott Lob für diese Bescherung!«


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