Fanny Lewald
Italienisches Bilderbuch
Fanny Lewald

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Palermo und das Rosalienfest

Wie man im Kirchenstaate das ganze Jahr vom Karneval sprechen hört, so in dem Königreich beider Sizilien von dem Rosalienfeste in Palermo. Es sei der Höhepunkt des an weltlichen Kirchenfesten so reichen Süditaliens, sagte man mir.

Der Ausdruck »weltliche Kirchenfeste« kann befremdlich scheinen, indes ich weiß keinen andern dafür zu finden. Wir denken uns im Norden unter einem Kirchenfeste einen stillen Feiertag mit ernster Predigt, frommen Gesängen und heiliger Sonntagsruhe. Das Höchste, wozu sich die protestantische Strenge bei ihren Freudenfesten versteigt, sind im stillen Hause ein paar junge Birkenreiser zu Pfingsten, mit denen uns unsere kärglichen Sommerfreuden verkündet werden; und mitten im Winter der heilige, hochheilige Weihnachtsbaum, der die Familie um sich versammelt und wie ein Stern durch die trübe Nebelnacht unseres langen Winters leuchtet. Aber auch der Weihnachtsabend ist kein allgemeines Volksfest; im Gegenteil, er trennt die Gesamtheit scharf in Familien ab, und auch er nimmt den wehmütigen Ernst an, der dem Nordländer eigentümlich ist.

Die Kirche und das Leben, Religion und Freude sind im Protestantismus sich schroff gegenüberstehende Gegensätze. Nicht so im Katholizismus. Entstanden auf dem blühenden Boden, auf dem das üppigste Heidentum seine glänzende Pracht entfaltet hatte, ist viel davon in ihm zurückgeblieben, namentlich jene Richtung, die aus dem Gottesdienste ein Volksfest macht, und zwar ein italienisches Volksfest, ein wirkliches Fest für das Volk.

Solche Feste kennen wir nicht. Was man bei uns in Norddeutschland so nennt, der Geburtstag oder der Einzug eines Fürsten, ein Schützenfest oder das Steigen eines Luftballons, das sind teils Feste für die vornehme Gesellschaft, teils Vergnügungen für den begüterten Bürgerstand, und immer Ehrentage für die Polizeigendarmen, deren große Macht sich bei den Volksfesten dadurch bekundet, daß sie das Volk so fern als möglich halten von dem eigentlichen Schauplatze der Freuden.

In Italien ist das anders. Das ganze Leben ist öffentlicher, allgemeiner. An den Hauptgenüssen hat jeder der Sache nach den gleichen Anteil; jeder kann sie sich, ein wenig besser, ein wenig schlechter, verschaffen. Der Genuß der Abendluft und der Musik, der Knall des Schießens, die Illumination und das Feuerwerk sind Gemeingut; denn das Feuerwerk wird nicht in einem besonders vergitterten Raum gegen Eintrittsgeld, sondern auf allgemeine Kosten mitten auf offener Straße abgebrannt; und das Eis, die Lieblingserfrischung, verschafft sich jeder leicht, nach seinen Mitteln mehr oder weniger gut, aber auch schon für einen Bajocho ganz wohl genießbar.

In Neapel beginnen diese Kirchenfeste mit heiterem Gepränge. Der Kultus in Rom ist insoweit ernster, als er die äußere Illumination der Kirchen wenig, die Feuerwerke zu Ehren des Heiligen und die Prozessionen mit Musik, bei denen geschossen wird, aber gar nicht kennt. Das sind indes grade drei Haupterfordernisse im Königreich beider Sizilien. Jeder Heilige hat sein Fest; für jeden Heiligen geht man herum, in den Häusern eine Sammlung machen, und die untersten Volksklassen steuern wöchentlich einen Gran zu der Kasse ihres Heiligen bei. Ein armes Dienstmädchen in Ischia erzählte mir stolz, sie gebe ihre jährliche Beisteuer von fünfzig Gran, etwa zwanzig Groschen preußisch, auf einmal. Für diese Spende darf man bei der Prozession, wenn man es will, eine Kerze tragen, die von der Kirche geliefert wird.

Wohlhabendere Familien errichten vor ihren Häusern auf ihre Kosten die Altäre, an denen die Prozessionen haltmachen, und alle Nachbarinnen liefern ihre seidenen Tücher und Bettgardinen dazu, die bei dem großen Dekorationstalent des Volkes, im Verein mit den Goldborten, welche die Kirche hergibt, immer ein heiteres Ganze bilden. Es ist mir in Ischia begegnet, daß ich irgendeinem Heiligen zu Ehren durch einige Tage die Decke meines Bettes und die Überhänge der Tische entbehren mußte, weil unser Wirt, ein reicher Weinhändler, eine Station vor seinem Hause errichten wollte.

Natürlich, da das Volk selbst sich diese Feste bereitet, da jeder Herr dabei ist und alles gemeinsam und öffentlich, kann von dem Fortweisen der Menge nicht die Rede sein, das bei uns so widerwärtig die befohlenen Freuden unterbricht. Aus demselben Grunde ist aber auch nie zu befürchten, daß das Volk störend in die gemachten Anordnungen eingreift, denn welcher Wirt verdirbt die Vorkehrungen zu dem Feste, das er bereitet? Und jeder ist Wirt und Gast zugleich. Das gibt dem Ganzen eine schöne, anständige Haltung. Der Ärmste ist stolz auf die Pracht, zu der er beigesteuert hat, und sagt mit großem Selbstbewußtsein: »Wir werden ein schönes Fest machen« (Faremo una brava festa). Es kränkt ihn, wenn die forestieri nicht teil daran nehmen; und man sieht ihm den Nachgenuß der Freuden an, wenn er am nächsten Tage triumphierend den Fremden fragt, wie ihm das Fest gefallen habe. Bei solchen Anlässen trat es mir immer deutlich in das Bewußtsein, wie nur in der Freiheit, in der Selbständigkeit die sittliche Entwicklung des Individuums möglich werde; wie die Assoziation segensreich sei und Großes bewirke bis in die unbedeutendsten Dinge herab.

Ich hatte so große Freude an diesen Volksfesten gefunden, daß ich mir es nicht versagen mochte, die Krone derselben, das Rosalienfest in Palermo, kennenzulernen, das am 11. Juli beginnt und durch fünf Tage fortwährt.

Die Überfahrt von Neapel ist bei ruhigem Meere ein Genuß. Die Dampfschiffe gehen mittags von dem neuen Molo ab und sind in zwanzig Stunden in Palermo. Vorüber an dem grünbewachsenen Kegel des Vesuvs, den Posilip zur Rechten, fährt man durch den Golf von Neapel hinaus in das tiefblaue, wogende Element. Hier im Süden begreift man es, wie die Phantasie des Menschen allem Erschaffenen die Seele eines Gottes einhauchte und damit ihre eigene Göttlichkeit bekundete, die, Götter erschaffend, vor der Größe der Selbstgeschaffenen anbetend sich niederwarf. Die Schönheit der Natur erzeugte im Süden den Pantheismus in instinktiver, poetischer Allegorie schon in frühester Zeit, den viele tausend Jahre später, im starren, farblosen Norden, ein strenger Denker zur abstrakten Theorie erhob.

Wenn der feurige, flammende Sonnenball sich langsam in das Meer hinabsenkt, gleichsam als zögre er noch, um die Freude der Erwartung zu verlängern, um die Wonne der Hoffnung noch tiefer zu genießen, wenn das reiche, azurblaue Meer leise, wie von klopfenden Herzschlägen durchzittert, die bebenden Wogen erhebt, den Sonnenball zu verhüllen, dann begreift man, wie das Bild des feurigen Sonnengottes entstand, der sich, müde nach vollbrachtem Laufe, am Abend in die Arme der ihn sehnsüchtig erwartenden Thetis stürzt. Man sieht den Mond so leicht, so luftig am Himmel schweben, als könne man dahinter fortschauen in die unendliche Tiefe des Äthers; er schwimmt in der Luft, er lebt, und man ahnt den lichten, blonden Kopf der göttlichen Luna, der er zum Schmucke dient.

Und wenn die Stille der Nacht sich über das Meer breitet, wenn die letzten Bergspitzen der Inseln verschwinden und das Schiff feierlich den sichern Gang durch das Element vollendet, dann tauchen die Sterne an dem reinen Blau des Himmels empor wie funkelnde Juwelen an dem fleckenlosen Mantel der Nacht. Sonnenhell scheinen die Venus und der Mars herab, Strahlen werfend und leuchtend. Und in dem weißen Schaum, der dem Räderschlag des Schiffes folgt, blitzt es empor in hellen, elektrischen Funken, das schöne Leuchten des Mittelmeeres, als wolle Neptun seine Göttlichkeit beweisen und zeigen, auch sein Meer besitze Sterne wie der Himmel, der sich darüber wölbt.

Wie beruhigt sich das heiße Wünschen der Seele in dieser feierlichen Stille; wie sanft und ergeben rinnen die zurückgedrängten Tränen, die uns im Gewühl der Welt wie brennende Tropfen in das Herz fallen oder sich erstarrend darumlegen wie tödliches Eis. Der Mensch fühlt sich als einen losgelösten Teil des Weltgeistes und sehnt sich zurück in die reine, heilige Größe des Alls.

Unablässig tönte mir Herweghs wunderbar schönes Gedicht in der Seele: »Ich möchte hingehn wie das Abendrot und in den Schoß des Ew'gen mich verbluten.« Die Schöpfung war so heilig, so klar und rein! Nur wo der Mensch sie durchzog, da störte er die Ruhe, da trübte er die Klarheit. Wild brauste das Wasser auf unter der harten, geschäftigen Eile der Räder, und eine dicke, schwarze Rauchwolke, ein düsterer Schatten blieb zurück auf dem Wege der Menschen, bis die Natur ihn zerteilte und die Spur des Menschen vertilgte.

Und am Morgen, wenn die roten Wölkchen aus dem Meere am Himmel emporsteigen, wenn die rosenfingrige Eos hinaufzieht, den Weg zu schmücken, den der junge Herrscher, der Sonnengott, wandeln soll, wenn es Licht wird, schon ehe er erscheint, und er sich dann strahlend und belebend emporschwingt aus den Armen der bebenden Thetis, dann geht ein Jubel durch die Welt; denn es ist Tag. Weiße Möwen fliegen der Sonne entgegen, um neues Licht zu erhaschen für die silbernen Flügel. Keck und froh tauchen die Delphine mit raschem Schlage aus der Tiefe empor, auch ihnen gebührt ein Teil des Lichtes, das die Welt belebt, auch sie wollen ihn sehen auf seinem Zuge durch den Horizont, den strahlenden Apoll, der auch ihr König ist und der Beherrscher der Welt. Alles jubelt, alles lebt aufs neue, und die Seele des Menschen wird weich in dem Gedanken des ewig unverstehbaren Daseins und ergibt sich demütig in die Notwendigkeit der heiligen Rätsel.

Auf dem Schiffe aber beginnt das materielle Leben sich zu regen. Die Matratzen, die man zum Schlafe der Wärme wegen auf das Deck bringen lassen, werden zusammengerollt und fortgeschafft. Die letzten Schläfer ermuntern sich, man zündet die Zigarren an, die Kaffeetassen klappern und mit den Fernrohren in der Hand späht man nach den Inseln Ustica und Sizilien. Endlich entdeckt man die erstere; nach einer Stunde taucht Sizilien empor. Man erblickt den Monte Gallo; der Monte Pellegrino, der schönste aller Felsen, wird sichtbar. Man nähert sich dem Hafen von Palermo, und die Stadt liegt vor uns da, eine schöne Jungfrau, in sicherer Ruhe; denn das schützende Meer spielt, ein treuer Genosse, zu ihren Füßen, und die Riesenfelsen des Monte Pellegrino und Capo Zaferano halten wie ernste Wächter sie sicher umschlossen in liebender Wacht.

Der Eindruck Palermos als Stadt ist kein freundlicher und auch kein imposanter für mich gewesen. Palermo liegt in einem Felsenhalbkreis. Die äußersten Spitzen desselben, eben der Monte Pellegrino mit der Kapelle der heiligen Rosalie auf seinem Gipfel, und Capo Zaferano, das sich weit in das Meer erstreckt, bilden den prächtigen Hafen der Stadt. Zwei Straßen, der Toledo und die Maqueda, durchschneiden sie der Länge und Breite nach und teilen sie in vier Quartiere. Der Punkt, wo diese sich kreuzen, heißt die Quattro Canti.

Soviel man mir auch von dem entschieden maurischen Charakter Palermos gesprochen hatte, ich konnte nicht finden, daß er wesentlich hervortritt. Das Äußere einzelner Kirchen, namentlich des prächtigen Domes, die Fassade mancher Gebäude, die uralt und orientalisch fremd erscheinen, verlieren sich in der Masse. Man wird im Betrachten des einzelnen, in der Rogerkapelle und dem Rogerzimmer des königlichen Palastes, in der schönen Kirche von Monreale, lebhaft auf die Zeit der maurischen Herrscher zurückgeführt, aber das Ganze, wenn auch südlich fremd und von Neapel sehr verschieden, hat mehr das Gepräge des spanischen Mittelalters als eigentlich maurisches Ansehen.

Die Stadt gibt die trübe Empfindung verfallener Pracht, nicht wie Rom den Eindruck untergegangener Größe. Rom und die Römer gingen zusammen unter, Volk und Stadt, Schöpfer und Geschaffenes liegen zusammen in Staub verfallen auf dem Forum Romanum. Davor schweigt man ergeben, wie vor jedem großen Schicksal. Der Verfall Palermos aber macht den Eindruck eines Mißgeschicks, eines Unglücks. Die fortschreitende, kattunbekleidete Menschheit geht handelnd und arbeitend unter demselben umher und versucht ihn hie und da mit etwas Firnis zu übertünchen, um sich noch mit der früheren Größe zu brüsten. Bettelnde Urenkel eines Königs, an deren Lumpen noch verblichene goldene Tressen hängen. Das stimmt verdrießlich und unbehaglich.

Auch hier überrascht den Nordländer wieder der Anblick der Wäsche oder der Makkaroni, die an Stangen zum Trocknen aus allen Fenstern des Toledo und der übrigen Straßen herunterhängen. Weiße und farbige Frauenkleider, Westen, Strümpfe, Gardinen und Makkaroni schweben als wunderliche Verzierung in der Luft und geben denn doch, wie das Lächerlichste und Kleinlichste, wenn es nur massenhaft ist, zuletzt ein bestimmtes, charakteristisches Bild und Schatten gegen die Sonne. Außer diesen improvisierten Zelten der obern Stockwerke befinden sich wirkliche Zelttücher über die Trottoirs gespannt, unter deren Schutz alle Gewerbe getrieben werden. Schuster, Schneider, Buchbinder, Klempner arbeiten vor ihren Türen. Mädchen knüpfen Fransen, flechten Gewebe aus Aloefasern und verfertigen in großen Rahmen weiße Stickereien. Es gibt Straßen, in denen vor allen Türen zwei, drei solcher Stickerinnen sitzen; ich war in Häusern, wo in jedem Zimmer mehrere arbeiteten. Sie sticken fast so schön als in der Schweiz, da der Tagelohn aber hoch ist, sind die Stickereien hier doch viel teurer als dort.

Öffentliche Schreiber haben ihre Tische an allen Ecken; Advokaten, sich mit dem unentbehrlichen grünen Fächer Kühlung wehend, sitzen zwischen ihren Aktenstößen und Klienten und erteilen ihnen Rat auf der Straße. Die Kaffeehäuser stehen weit geöffnet, man liest Zeitungen, man spielt abends Karten vor den Türen.

Nacht und still wird es in Palermo nie ganz, am wenigsten an der Marina, vielleicht einem der schönsten Spaziergänge, die man in Europa hat. Es ist der Kai am Meere. Eine in dem Gemäuer angebrachte Steinbank, prächtige Trottoirs, Gasbeleuchtung und in der Nähe der Häuser eine doppelte Allee immergrüner Bäume bieten die nötige Bequemlichkeit dar. Paläste reihen sich an Paläste, eine Terrasse zieht sich davor hin, welche ebenfalls mit Bänken versehen ist. Unter dieser Terrasse bewegt sich abends am Ufer die Corsofahrt, die um sieben Uhr anfängt. Um zehn Uhr beginnt das Spiel eines Orchesters, das bis nach Mitternacht fortdauert, und erst um zehn Uhr wird es recht belebt am Meere.

Es ist ein schöner Anblick, abends aus den Fenstern der Trinacria, des einzigen Gasthofes an der Marina, hinabzugehen, wie diese moderne, elegante Menschenmenge scherzend und kokettierend der Abendluft genießt. Hier sitzt ein Dominikaner im weißen Gewande neben einem Offizier, dort tänzeln junge Mädchen am Arme eines Mannes einher, aber im ganzen ist die Zahl der spazierengehenden Frauen verhältnismäßig gering.

Dafür sind die Männer der Mittelstände um so mehr und um so länger auf der Straße. Sie bleiben nach dem Corso an der Marina zurück und überlassen sich, wenn es stiller geworden ist, halb träumend dem Präludium des Schlafes. Mitten in der Nacht, wenn mich die drückende Luft der Zimmer bisweilen an das Fenster trieb, tummelten sich noch Knaben der arbeitenden Klasse auf den Bänken herum und sangen mit kreischender Stimme ihre Volkslieder. Einer begann den Gesang, die letzten Worte und Töne der Strophe so lange dehnend, bis ein anderer, oft aus weiter Ferne, die nächste Strophe anhob. Das dauerte fort bis gegen den Morgen, und wir konnten es ihnen nicht verargen, obgleich sie uns im Schlafe störten, daß sie die Nachtruhe am Meere der Hitze in ihren Wohnungen vorzogen.

Aber nur in den Zimmern ist die Wärme so unerträglich. Ich habe im Juli, in den heißesten Tagen, sowohl in Neapel als in Palermo die Luft fast immer durch den Seewind erfrischt und leicht gefunden; die Sciroccotage ausgenommen, die jedoch in jener Jahreszeit nur selten vorkamen. Die Luft war in Rom im April viel schwerer als während des Juli in Palermo, und Rom muß während des Sommers gradezu eine Hölle sein.

Im Betrachten der Eigentümlichkeiten Palermos kam der Tag des Rosalienfestes heran. Man erwartete den König, ohne seiner Ankunft gewiß zu sein. Plötzlich, Sonnabend, am Morgen des 11. Juli, wurde eine kleine Flotte am Horizonte sichtbar, und bald darauf liefen zwölf Schiffe in den Hafen ein. Der König ward wie in allen Ländern mit Freudengeschrei und Kanonenschüssen empfangen. Alle Schiffe flaggten aus, und als der Hof in Booten ans Land kam, machten die Matrosen, auf den Stangen und Rahen der Schiffe stehend, eine Seeparade.

Erst am Abend, um die Tageshitze zu vermeiden, beginnen die Feierlichkeiten des Rosalienfestes. Der ganze Toledo, von den spanischen Zeiten her auch wohl noch der Cassaro genannt, war vom Meere hinauf bis zu dem Tore, das nach Monreale führt, für Wagen gesperrt. Wie in Rom während des Karnevals sieht man alle Balkons mit Menschen besetzt, und in buntem Gewühle bewegt sich die Menge die Straße entlang.

Die eigentümlichen Volkstrachten sind hier wie in allen größern Städten und mit Ausnahme der römischen Campagna auch fast überall auf dem Lande verschwunden. Einzelne Spuren davon bleiben denn freilich hie und da sichtbar, wie in dem weißen Schleier der Genueserinnen, in den Riesenohrringen und den farbigen und weißen, orientalisch geschlungenen Kopftüchern auf den Inseln; aber das billige Kattunkleid hat durchweg die kostspielige Volkstracht verdrängt. Auch hier in Palermo ist nichts von dieser zurückgeblieben als die Sitte, große Krepptücher über den Kopf zu hängen, die zugleich den ganzen Oberkörper verhüllen. Die herrschendste Farbe dafür ist ein hartes Gelb durch alle Schattierungen, dazwischen kommt auch Karmesin vor und abends, wenn die Frauen während des Festes auf die Promenade gehen, weiße Musselintücher, die allerdings zu dem dunkeln Teint am vorteilhaftesten kleiden.

Zwischen den Umhergehenden drängen sich Männer und Knaben durch, welche Näschereien feilbieten. Der Italiener nascht oft und viel. Überall werden Kürbiskerne, Mandeln, Bohnen, Schokolade, Zuckerplätzchen und dergleichen trockene Dinge verkauft, die, in Häufchen abgezählt, auf weiß überdeckten Tischen liegen. Sowie ein Festtag erscheint, entstehen durch ganz Italien bunt aufgeputzte Buden mit allen Arten von Eßwaren. Aber was den Italiener erquicken soll, muß auch sein Auge erfreuen. Die Kirschen werden, zu riesigen Trauben zusammengebunden, zwischen Weinlaub an langen Stangen aufgehängt, die dadurch prächtigen Thyrsusstäben gleichen. Mit buntem Papier verwandelt man die Körbe, in denen Zuckerwerk und Kürbiskerne herumgetragen werden, zu stattlich aufgetakelten Schiffchen und herrlichen Muscheln; kronenartig flicht der Blumenverkäufer seine Sträuße aneinander, die er auf hohem Stocke über den Häuptern der Menge durch die Straßen trägt. Ich freute mich jedesmal, wenn ich sah, wie man daran denkt, das von der Natur Gegebene sich so genußreich als möglich zu gestalten.

In solchen Betrachtungen blickte ich von dem Treiben auf der Straße zu den Häusern hinauf, und auch hier gab es Befremdliches zu schauen. Auf dem Balkon des ersten Stockes mir gegenüber war eine Knabenschule hingeführt, dem Feste beizuwohnen. Die Schüler tragen hier eine Art von Uniform, welche von den Schulen nach Belieben gewählt wird. Gewöhnlich ist's ein schwarzer oder blauer Frack mit einem Galon von Gold oder einem schönen Orden im Knopfloch und ein mehr oder weniger verzierter dreieckiger Hut. So sieht man die jungen Leute von etwa acht bis achtzehn Jahren, geführt von Jesuiten, die fast überall die Lehrer sind, auf den Promenaden und bei den Festen in Scharen vorüberziehen.

Die ewige Überwachung, die strenge Disziplin, unter der sie paarweise in Reih und Glied den vorgeschriebenen Weg wandeln, hat etwas sehr Beengendes. Man bedauert die Knaben, denen in der Jugend, selbst körperlich, die freie Bewegung genommen ist und die doch bestimmt sind, sich später in der Welt als Geschäftsmänner unter der Masse ihren Weg zu suchen. Noch trauriger war der Eindruck, den mir in Rom die Schüler der Propaganda machten, wenn sie, klassenweise voneinander getrennt, nach den Gärten des Quirinal, auf den Monte Pincio oder nach der Villa Borghese geführt wurden, um dort ein paar Stunden hindurch frische Luft und Bewegung zu genießen. Sie schlugen Ball, liefen und jagten einander; aber wo zwei oder drei der Erwachseneren traulich plaudernd beieinandersaßen unter schattigen Bäumen, da trat gewiß gleich der Inspettore dazwischen, jede innere Annäherung, jede trauliche Mitteilung unmöglich zu machen.

Über dem Balkon, auf dem die Schüler in Palermo sich das Fest ansehen sollten, befanden sich zwei eisenvergitterte Galerien, wie man deren wohl an fünfzehn bis zwanzig verschiedenen Häusern des Toledo findet. Sie gehören den Nonnen, die durch verdeckte Gänge aus ihren Klöstern dahin gelangen können und sie zu allen Festen und Prozessionen besuchen dürfen. Wohl fünfzig Nonnen hatten sich in den Galerien uns gegenüber eingestellt. Unter den bejahrten trugen einige Spuren früherer Schönheit; die jüngeren waren nicht besonders hübsch, doch wurden, da sie der großen Hitze wegen die Ärmel der Kutten zurückgeschlagen hatten, viel schöne Arme sichtbar, die mit italienischer Anmut die Fächer bewegten; denn ohne Fächer können selbst Nonnen und Mönche nicht bestehen. Trostlos und vergrämt sah keine von allen aus, viele der älteren waren Bilder gesunder Behaglichkeit. Sie plauderten, grüßten Bekannte auf dem Toledo, und es ging ganz vergnüglich da oben zu. Auch einige Laien, wahrscheinlich Gäste der Nonnen, befanden sich unter ihnen.

Im ganzen scheint es mir, als ob in Palermo Nonnen und Mönche einer viel größeren Freiheit genießen als in Rom. Dort sieht man fast nie eine Nonne in den Straßen, und die Mönche müssen um Ave-Maria in ihren Klöstern sein. Hier begegnet man überall Nonnen zu Wagen, oft von einem Geistlichen begleitet; und Mönche habe ich in den spätesten Stunden der Nacht an der Marina spazierengehen sehen. Es mag die Hitze sein, welche die größere Freiheit und den längere Genuß der Abendkühle notwendig macht.

Endlich setzte sich der Triumphwagen der heiligen Rosalie am untern Ende des Toledo, an der Porta Felice, in Bewegung. Seit acht Tagen hatte man außerhalb des Tores, am Meere, an dieser Riesenmaschine gezimmert.

Es ist ein Wagen in Gestalt eines Bootes, der auf niedrigen Rädern ruht. Er ist etwa fünfzig bis sechzig Fuß lang, verhältnismäßig breit und in den buntesten Farben verziert. Auf diesem Wagen entfaltet sich das himmlische Reich. Zuerst ein Chor Erzengel in übernatürlicher Größe; dann Seraphim und Cherubim in Dekorationswolken, Flöten, Harfen, Blumengirlanden, Kreuze und Marterwerkzeuge in den Händen. Schwebende Scharen von kleinen Engeln folgen zunächst; und über einem Chore weiblicher Heiligen, getrennt von ihnen durch mehrere Wolkenschichten, erhebt sich in strahlendem Goldgewölk die Statue von Santa Rosalia im weißen Kleide, den blühenden Rosenkranz in den langen Locken und ein Kreuz auf der Weltkugel in der rechten Hand. Sie sieht gerade in die Fenster der höchsten, fünf Stock hohen Häuser des Toledo hinein und ist also wirklich der Erde bedeutend entrückt.

Vorn auf dem Gestelle befanden sich vierzig Musikanten von den Regimentern; unter den Engeln verteilt, Handwerker in ihrer Arbeitstracht mit Handwerkszeug, um bei einem möglichen Ungewitter in den Wolken oder bei einem Schwanken der Heiligen gleich die hilfreiche Hand bieten zu können. Das stört die Phantasie der Italiener nicht im geringsten.

Sechsundvierzig verschiedenfarbige Ochsen ziehen die Maschine, welche die größte Ähnlichkeit mit einem deutschen Baumkuchen hat, wie er auf der Mitte unserer Tafeln prangt. Es ist eine Ehre und eine Gnade und ein gutes Werk, seine Ochsen dazu herzugeben; die Söhne der Besitzer, in arkadische Tracht gekleidet, führen selbst die Tiere und wachen, daß die Ochsen mit den ungeheuern Hörnern nicht Unfug anrichten.

Vor diesem trionfo della santissima Rosalia ziehen die Bürgergarden in schöner Uniform, Musikchöre, Kavallerie und drei Senatoren in altspanischer Tracht voraus. So bewegt sich der Ochsenkarren mit den himmlischen Heerscharen, ein heiterer, aber doch lächerlicher Anblick, im langsamsten Schritte, von unablässigem »Evviva!« begleitet, den Toledo entlang bis nach dem Palast des Königs an der Porta Nuova, wo er haltmacht und umwendet.

Währenddessen beginnt man den Toledo zu illuminieren. Dies geschieht durch Holzsäulen und Pyramiden, die längs dem Trottoir der Straße zu beiden Seiten angebracht sind und auf denen abwechselnd die Worte »Evviva la Santa Rosalia« und »Evviva il Re« transparent erleuchtet sind. Da die Straße schnurgerade ist, so gibt das einen schönen Anblick. Das obere und das untere Ende des Toledo zieren große, mit dem königlichen Adler geschmückte Pyramiden.

Hier wandert das Volk umher, bis die Beleuchtung an der Marina fertig ist und um elf Uhr nachts das Feuerwerk beginnt. In diesen Tagen ist erst der Toledo und dann die Marina für Wagen gesperrt. Die vornehme Gesellschaft muß sich auf Seitenwegen zu ihren Balkonen im Toledo und zu den Terrassen an der Marina begeben. Das ist schön und gerecht. Da kann der Arme, ungehindert durch das Fahren der Wagen, ruhig seinen Spaziergang machen, da kann er seine Kinder sorglos dem Feuerwerk zusehen lassen.

Tausende von Stühlen werden wie im Theater nebeneinandergesetzt, Tausende von Menschen nehmen sie ein und wandern in der hellen Lampenbeleuchtung am Meere umher. Einzelne Paare ziehen sich in den Schatten der Alleen zurück; aber der Abendwind, der die Schleier der Frauen bewegt und in die Luft hebt, verrät ihr Dasein dem aufmerksamen Auge des Spähers. Rauschende Musik übertönt den leisen Wogenschlag des Meeres, endlich gibt von der Terrasse des Königs eine Rakete das Zeichen seiner Ankunft und das Signal zum Anfang des Feuerwerks.

Zu Hunderten steigen sie in die Luft, die zischenden Raketen und Schwärmer, als wollten sie den Himmel erreichen, aber bald erlahmt der kühne Flug; müde und gebrochen sinken sie zur Erde zurück. Leuchtkugeln fliegen empor in blendendem Licht und fallen, Strahlen werfend, hinab in das Meer, das sie verschlingt. Und Feuerräder und Kronen und flammende, vergängliche Ehrentempel, geziert mit dem Namen des Herrschers, tauchen prasselnd blitzesschnell aus dem Dunkel hervor, begrüßt von dem Beifallsrufe des Volkes, um nach wenig Augenblicken zu versinken. Sobald sie erloschen sind, eilt man dem Toledo zu, wo um Mitternacht die Corsofahrt beginnt. Bald verraten nur einzelne Funken und bleiche Rauchwölkchen den Platz des eben noch so prächtigen Schauspiels. Tiefes Schweigen tritt an die Stelle des lauten, fröhlichen Menschengewühls. Die künstlichen Sterne sind schnell verblichen, und ruhig leuchtet der Mond mit den ewigen Gestirnen herab auf die weißen Wellen des heiligen Meeres.

Mehr als vierundzwanzig Stunden bleibt der Triumphwagen auf dem Schlosse stehen. Am zweiten Abend des Festes fährt er um zehn Uhr den illuminierten Toledo herab, selbst auf das hellste erleuchtet, so daß Santa Rosalia sich wirklich in dem Lichtmeer, in der Verklärung, dem jubelnden Volke zeigt, das stolz ist auf die Heilige, die einst eine Palermitanerin gewesen.

Zu dieser Prozession begeben sich König und Königin mit ihren Kindern und dem ganzen Hofstaat in den Palast des Kardinals, der auf dem Toledo ist, und gewähren dem Volke dadurch die Lust, neben dem Aufzug der himmlischen Schutzpatronin den irdischen Beherrscher an sich vorüberziehen und sich vor der Heiligen beugen zu sehen.

Der dritte Feiertag beginnt, wie auch schon der zweite und die beiden nächstfolgenden, mit dem Pferderennen, gleich dem römischen das traurigste Bild der Tierquälerei. Ich habe mich jedesmal von dem entsetzlichen Anblick abwenden müssen, der mir die Nerven in Schauern erbeben machte.

Wenn man nach dem Pferderennen abends den Toledo entlanggeht, hört man während der fünf Festtage ein unablässiges Trommeln. Folgt man diesem Schalle, der von der Piazza Marina ertönt, so gelangt man vor eine große Bude, die wie das Zelt eines Marktschreiers oder Seiltänzers mit grellen Bildern behängt und mit Glaskronleuchtern festlich beleuchtet ist. Es ist das Lotto, la beneficiata genannt, das hier während des Festes, außer dem für immer feststehenden Lotto, von einer privilegierten Gesellschaft eröffnet wird.

Diese beneficiata scheint mir von allen italienischen betrügerischen Lotterien, durch die das Volk zum Spiele verleitet und ausgeplündert wird, die unverschämteste und dreisteste zu sein. Sie hat fünf Hauptgewinne, »la Rosalia« von sechshundert Ducati (etwa 680 Taler), »il Palermo« von vierhundertfünfzig, »la beneficiata« von dreihundert und so abwärts. Außerdem befinden sich ein paar hundert Gewinne von sechs und zwölf Groschen und von einigen Talern darunter. Die Bilder der fünf Schutzpatrone der Großen Lose schmücken die Bude.

Die Lose sind ungemein kleine, fest zusammengerollte Papierstreifchen, so klein, daß sie wie jenes Zuckerwerk aussehen, welches man für Kinder in Patronen füllt. Die Zöglinge des Waisenhauses verfertigen sie zentnerweise. Man schöpft sich mit einem Löffel aus dem Behälter heraus, soviel man etwa begehrt. Wir hatten für einen Scudo hundertdreiundzwanzig erhalten, unter denen sich nicht einmal ein Goldpapierchen befand von der Sorte, die sechs Groschen gewinnen. Das Aufwickeln der Blättchen dauerte wohl eine halbe Stunde, und sie sind so klein, daß wir immer Sorge trugen, die Hälfte werde uns unter den Händen verlorengehen, unser erwarteter Gewinn mit darunter.

Massenweise belagert das Volk diese beneficiata, und jeder, auch der kleinste Gewinn wird mit Trommelschlag in den nächsten Straßen ausgerufen. Kommt ein Großes Los zur Ziehung, so tragen sie das Bild des Patrons in Prozession herum.

Von der beneficiata geht man an die Marina, das zweite Feuerwerk des Festes zu sehen. Es ist glänzender als das erste und zeichnet sich dadurch vor jenem aus, daß ein Teil desselben auf dem dunkeln, schäumenden Meere abgebrannt wird. Da die Boote der Feuerwerker sich in den wallenden Wogen verlieren, so macht es den wunderbarsten Effekt, die flammenden Raketen und Leuchtkugeln aus der dunkeln Meeresfläche emporsteigen zu sehen. Es hat etwas unheimlich Phänomenales und grade darum einen seltsamen Reiz, dies Element des Feuers, das, wie verirrt aus seiner eigentlichen Bahn, zwischen Himmel und Meer umherkreist, als suche es eine Stätte, als finde es keine Rast.

Mit höchster Sicherheit bewegt sich das Volk unter dem Feuerregen, sowohl in Booten auf dem Wasser als auf dem Lande. Mitten unter die Menschenmassen fallen Schwärmer und Leuchtkugeln herab, werden aufgestöbert, flammen auf und werden zertreten. Bei uns würde die Gendarmerie den Feuertod der halben Bevölkerung befürchten und die Straßenjugend, um mögliches Unglück zu verhüten, fortgejagt und wahrscheinlich ein wenig geprügelt werden. Hier aber scheint man anzunehmen, es sei recht gut, sich beizeiten mit dem Feuer vertraut zu machen, da doch jeder bestimmt ist, seine Strafzeit im Fegefeuer zu bestehen. Feuerwerke sind so häufig, daß in Palermo allein mehr als tausend Menschen ihren Unterhalt durch das Verfertigen der Feuerwerke finden.

In der Nacht des dritten Festtages ist Promenade auf dem Toledo bis Mitternacht. In vollständigster Balltoilette, mit Blumen, Bändern und Federn geschmückt, in Kleidern von Atlas und Flor, wandern die Bürgerfrauen am Arme ihrer Männer und Freunde die lange Straße auf und ab. Oben auf den Balkons der Häuser ist es wie in den Logen eines Theaters bei großer Gala. Funkelnde Brillanten schlingen sich durch dunkle Locken und leuchten über schönen Stirnen; die Fächer werden mit anmutiger Koketterie gebraucht; die Kavaliere halten sich hinter ihren Damen in zweiter Reihe, man plaudert von Balkon zu Balkon, denn jedes Fenster hat einen solchen, und das alles geht unter freiem Himmel, auf offener Straße, ohne weitere Vorbereitung vonstatten, da, wo vor wenig Stunden Handel und Gewerk ihr Wesen trieben und es nach wenig Stunden wieder beginnen werden.

Wenn man nun in Palermo das Fest der heiligen Rosalia feiert, ist es wohl auch billig, daß man ihr selbst einige Aufmerksamkeit widmet und ihr einen Besuch in ihrer Felseneinsamkeit auf dem schönen Monte Pellegrino abstattet. Santa Rosalia war die Tochter eines der Beherrscher Palermos, dessen lasterhaftes Leben die Sitten des Hofes verwilderte, so daß die reine Jungfrau in dieser Atmosphäre nicht zu leben vermochte, entfloh und spurlos verschwand. Im Jahre 1624, als eine furchtbare Pest Palermo verwüstete, träumte ein Priester, diese Seuche werde enden, wenn man die Gebeine einer Heiligen entdecke und in Palermo ausstelle, die sich in einer Höhle des Monte Pellegrino befänden. Von frommem Eifer beseelt, machte er sich auf den Weg, sie zu suchen, und entdeckte hoch oben in einer Felsenspalte einen weiblichen Leichnam, den man an einer kleinen Spange für den Körper jener Fürstentochter erkannte. Sobald ihre Asche nach Palermo kam, hörte die Pest zu wüten auf. Man sprach Rosalia heilig, erklärte sie zur Schutzpatronin der Stadt und errichtete an der Stelle, wo sie gestorben war, eine Kapelle und ein Mönchskloster. Dies letztere finde ich jedoch sehr gegen die Hofetikette, die der schönen, jungen Fürstin wohl eher eine Schar zarter Jungfrauen als einen Troß bärtiger Männer zu Dienern gegeben haben würde.

Der Weg durch die Conca d'oro, die goldene Muschel, wie man mit vollem Recht die schöne, bergumschlossene Ebene Palermos nennt, hinauf zum Monte Pellegrino ist einer der lohnendsten Ausflüge, die man machen kann. Die starken und doch zierlichen Esel Siziliens tragen den Reiter in drei viertel Stunden den wohlgebahnten Weg hinauf. Auf der Höhe des Pellegrino, von starrem, wildem Felsgeklüft umgeben, erblickt man zu seinen Füßen Palermo am Ufer des Meeres in der großen, wohlangebauten Ebene, welche sich daran hinzieht, bis zur Bagaria und bis zu der Landspitze der Capo Zaferano. Darüber hinweg sieht man am Meerbusen von Cefalù das Städtchen gleichen Namens; Termini am Fuße der Modoniaberge; und hinten, aus weiter Ferne herüberragend, den langen Felsrücken des Ätna, von dem ein dünner, sonnebeleuchteter Rauch zum Himmel hinaufsteigt.

Das Kloster, ein kleines, unbedeutendes Gebäude, an das sich ein paar ärmliche Pachthäuser lehnen, von Brotfrucht- und Akazienbäumen spärlich umgeben, liegt einsam und öde in der Ecke eines Felsens. Es ist etwas sehr Melancholisches in dieser Gegend, in diesem wilden, unfruchtbaren Felsgestein, das durch den Blick in die lachende Ebene noch greller hervortritt. So mag man von den einsamen, trüben Tagen des Alters zurückblicken in das Paradies der Jugend!

Durch das Kloster tritt man in die Kapelle der heiligen Rosalia. Den Vorhof bilden die vor der eigentlichen Höhle sich verengenden Felsmassen; graues Kalkgestein, in das von oben durch eine kleine Öffnung die letzten Strahlen der Sonne fielen. Die Kunst hat wenig dafür getan, sie würde auch verschwinden gegen die schlichte Größe der Natur. Nur hie und da stützt ein gemauerter Pfeiler den Stein, ihn vor dem Einstürzen zu bewahren. Lange Efeuranken und blühende Klematis hängen von dem Felsen herab und schlingen sich an den Wänden umher, als wolle die Natur den Wohnort des heiligen Mädchens verschönen. Statt der Juwelen und des Pietra dura, das die stolzen Kirchen Palermos schmückt, funkelte das Sonnengold an den Wänden, und des Abendrots Rosen lagerten sich dazwischen. Der Himmel breitete sein blaues Zeltdach darüber aus; große, schöne Käfer flogen wie Abgesandte aus den Lüften in der Höhle umher in geschäftiger Hast, als hätten sie die Aufsicht über das kleine Heiligtum.

In der Höhle selbst war es schon tiefe, schweigende Nacht. In zackigen Spitzen hing der Tropfstein wunderlich geformt von der Decke herab, und vor einem Altare, von Kerzen beleuchtet, ruhte hier die Marmorstatue von Santa Rosalia. Es ist eine schöne, jungfräuliche Gestalt, das in Ekstase emporblickende Haupt auf die rechte Hand gestützt, während die linke den Pilgerstab und das Kruzifix umschlingt, das sie sich auf die Brust drückt. Reiche, goldene Gewänder umhüllen den jugendlichen Leib, ein goldener Rosenkranz ruht auf der reinen Stirne, und kostbare Ringe zieren die schönen Hände; aber ihr Auge blickt nicht darauf hin, es schaut hinauf zum Lichte, es sucht – das, was es auf Erden nicht gefunden hat.

Ich bat den Sakristan um einen Trunk; der Weg hinauf hatte mich warm und durstig gemacht. Er reichte ihn mir aus einem Becken, in welchem das Wasser des Felsens sich sammelt, dem man heilende Wunderkräfte zuschreibt. Da ich, nachdem ich es getrunken, vor dem Altar niederkniete, um durch das Eisengitter die heilige Rosalia besser sehen zu können, mochte er mich wohl für ein besonders andächtiges Gemüt halten, und in diesem Falle tat er meinem Rationalismus nicht unrecht.

Ich freue mich jedesmal, wenn ich, sei es, in welcher Form es wolle, die Menge sehe, die sich vor der Macht reiner Weiblichkeit demütigt. Was gibt es denn, außer der Liebe, Höheres in der menschlichen Natur als diese Kraft, die gewaltig ist in der Schwäche, die stark und siegreich, weise und sicher macht, wo Riesenkräfte erliegen und die Klügsten den Weg nicht finden?

Bei anbrechender Dunkelheit traten wir unsern Rückweg an. Düstre Wolkenmassen hatten sich zwischen die Berge gelagert und hingen über dem Meere, dessen wilderes Brausen vernehmlich an unser Ohr drang. Es war Nacht, als wir den wartenden Wagen im Tale erreichten. So war es mir lieb; denn es gibt Eindrücke, die man festzuhalten und nicht durch neue zu verscheuchen wünscht; wie man nach höchstem Glücke sterben müßte, um nicht von dem darauf folgenden Alltagsleben, wie von kalten Händen, schmerzlich berührt zu werden. Die Griechen fühlten das richtig. Mitten im Vollgenuß des Lebens entrückten die Götter ihre Lieblinge der Erde, wenn diese ihnen nichts Höheres mehr zu bieten vermochte.

In den beiden letzten Tagen wird das Rosalienfest kirchlicher, das heißt, die Kirche mit ihrem Pompe bildet die Hauptmomente derselben. Am vierten Tage ist es die Beleuchtung der innern Kathedrale, welche die Schaulust reizt.

Als wir uns gegen neun Uhr abends dorthin begaben, kam ein großer Zug von Männern und Knaben mit der allgegenwärtigen Trommel auf uns zu. Man führte nach dem täglichen Pferderennen das siegreiche Pferd, das gewiß sehr gern auf seinen Lorbeern geruht hätte, im Triumphe durch die Stadt. Da es dunkel war, improvisierten die Knaben aus Holzspänen, Aloefasern und ähnlichen Dingen, welche sie aus dem Kehricht aufsammelten, prächtige Fackeln, die angezündet und voraufgetragen wurden. Sie sind wie die Kinder, diese Italiener. Alles, was sie finden, wissen sie zu ihren Spielen und für ihre Zwecke zu benutzen, und so komisch es anfangs aussieht, zuletzt gibt es doch immer ein hübsches Bild, an dem das Volk seine Freude hat.

Die Menschenmenge, welche dem siegreichen Pferde folgte, zwang uns, in ein Haus zu flüchten. Es sah armselig und wüst darin aus. Bei einer Lampe saßen eine häßliche Alte und vier Männer um den Tisch, die Cena, aus Fritti bestehend, einzunehmen. Kaum traten wir in die Türe, so hellten sich alle Gesichter auf, man nickte uns zu, und die Frau fragte lachend, indem sie uns ihren Teller hinhielt: »Volete favorire?« (Wollen Sie uns die Ehre erzeigen mitzuessen?) Das ist's, was mir an dem Volke so gefällt. Sie schämen sich ihrer Armut nicht, sie sind nicht davon niedergedrückt, sondern sie fühlen sich dem Vornehmsten innerlich gleich, sie sind nur ärmer.

Bald darauf erreichten wir die prächtige maurische Kathedrale, eines der schönsten Bauwerke der Art, das in Europa existieren soll. Vor der Kathedrale hatte man die Heiligen unter beleuchteten Baldachinen ausgestellt, die am nächsten Tage ihren Umzug durch die Stadt halten sollten. Um sie her war ein Markt entstanden, so bunt und hell wie unser Weihnachtsmarkt, mit Reihen von Stühlen dazwischen, auf denen die Leute sich fröhlich unterhielten. Equipagen des Senates von altspanischer Form, Kutschen und Pferde mit weißen Federbüschen geschmückt, hielten in der Seitenstraße. Die Nobelgarde, Grafen, Herzöge und Fürsten, zum Teil sehr schöne Männer auf wundervollen Rossen, ritten nach dem Schlosse, den König zur Kirche abzuholen.

Diese selbst bot einen wahrhaft zauberischen Anblick dar. Viele Tausende von fünfarmigen Kronleuchtern, so leicht gearbeitet, daß das Gestell und die es haltenden Taue in dem Lichtglanz verschwanden, hingen von dem Gewölbe der Kirche herab, wie Sterne, die ein übermütiges Götterkind vom Himmel herunterstreut, damit die Menschen doch auch einmal eine Freude hätten. Nichts von der reichen Dekorationspracht zeigte sich hier, die man sonst bei andern Kirchenfesten entwickelt. Nur die zahllosen Lichte machten den Schmuck und strahlten funkelnd von den weißen Wänden und aus den spiegelblanken Granitsäulen wider. Ich habe nie ein ähnliches, ein reizenderes Schauspiel gesehen.

Aber in all dem Lichte fehlte der Schatten nicht. Die Jesuiten bildeten ihn, die hier einen bedeutenden Einfluß haben. Sie gehen Hand in Hand mit dem Königtum und sind ebenso verhaßt als mächtig. Man hatte mitten in der Kirche ein Spalier gebildet für den Eintritt des Königs. Je ein Gardist mit hoher Bärenmütze, ein Jesuit und ein Schüler derselben aus dem adligen Kollegium. Dies ist ein Vorrecht, welches die Jesuitenschule genießt. Die jungen Männer und Knaben tragen eine sehr geschmackvolle Uniform, Escarpins und weißseidene Strümpfe. Wenn ihr Geisteswesen so wohlgebildet wird als ihre äußere Haltung, so dürfte man ihnen Glück wünschen. Indes für die freie geistige Entwicklung sind, nach allem, was ich darüber gehört, die Herren Jesuiten hier ebensowenig eingenommen als anderwärts.

Endlich verkündete Glockenschall die Ankunft des Königs. Der Kardinal, die Bischöfe, der ganze Klerus, voran die Senatoren in ihren Allongeperücken, gingen ihm entgegen. Er trat ein, ein großer, starker, nicht unschöner Mann in Uniform, gefolgt von zwei kleinen, bildhübschen Prinzen, ebenfalls militärisch gekleidet. Hinter diesen die Königin, des Königs Schwestern, Prinzeß Amalie und die Infantin Sebastian, alle in Balltoilette mit Blumen in dem Haare. Der ganze Hof ist hellblond; man sieht, er gehört nicht diesem Volke an.

Der König kommt an diesem Abend in die Kirche, um die Benediktion zu empfangen, die er – und dies ist eine Hauptfeierlichkeit des nächsten Tages – am letzten Festmorgen dem Volke erteilt.

Es ist nämlich, noch von den Zeiten der Normannenfürsten her, der weltliche Herrscher Siziliens auch Oberhaupt der Kirche, wie in Rußland etwa. Nicht daß er Papst ist, denn der Papst wird als Stellvertreter Christi anerkannt, aber der Stellvertreter Christi kann seine Meinung in Sizilien nur durch den Willen des kirchlichen Oberhauptes, das der König ist, zur Ausführung bringen. Dieser erteilt im Namen des Papstes die Indulgenz und zieht die Ablaßgelder in seine Kasse. Der Papst hat nur beschließende, nicht exekutive Gewalt, und dies ist jedenfalls eine sehr vernünftige Einrichtung. Deshalb existiert denn auch kein Nuntius in Sizilien, sondern alle Verrichtungen desselben befinden sich in der Hand des Königs.

Als solcher behält er bei der Funktion am letzten Feiertage, vor dem Hochaltare stehend, den Hut auf, legt die Hand auf die Evangelien, wird mit Weihrauch begrüßt wie der Papst und erteilt den Segen unter dem Kanonendonner der Flotte, der Musik aller Regimenter und dem Glockengeläute der ganzen Stadt. Dies letztere will in dem kirchenreichen Palermo etwas bedeuten.

Wohin man blickt, da sieht man eine Kirche oder ein Kloster, und in welche Kirche man tritt, immer findet man Leute, die hineinkommen, das Knie beugen und davongehen. Sie sagen nicht: die Messe hören, sondern: die Messe sehen – »andare per vedere la messa«. Das ist ebenso charakteristisch als katholisch konsequent. Wie der Wunsch eines Sterbenden, getauft zu werden, ausreichend ist, um als Christ gestorben zu sein, so denken die Palermitaner, der Wunsch, die Messe zu sehen, genüge, um als Christ gelebt zu haben, wenn man schon zu beschäftigt war, ihn in Ausführung zu bringen. Sie gucken in die Kirche hinein und laufen davon, als gäben sie dem Herrn des Himmels eine Visitenkarte ab, auf der das i.p. geschrieben steht. Es reicht auch für bloße Konvenienz das eine so gut aus als das andre, und beides ist gleich äußerlich.

Den Schluß des ganzen Festes macht am fünften Abend die große Prozession aller Heiligen, welche Beschützer der Stadt sind. Der König mit dem ganzen Hofstaat sieht dieselbe vom großen Saale der Präfektur an. Die Stadt bewirtet ihn dort; die vornehme Gesellschaft und die Fremden, welche überall freundlich beachtet werden, erhalten Einladungen dazu. Auf der Einladungskarte heißt es: »Per godervi la processione delle sacre reliquie della nostra concittadina Santa Rosalia« (Um der Prozession der heiligen Reliquien unserer Mitbürgerin, der heiligen Rosalia, beizuwohnen).

Den Platz vor der Präfektur ziert eine große, prächtige Fontäne; das Präfekturgebäude, Klöster und Kirchen umgeben ihn, und diese reiche Architektur bietet, wie überall in Italien, den trefflichsten Anhaltepunkt für Illuminationen dar. Jedesmal habe ich geglaubt, in dieser Art das Schönste gesehen zu haben, und doch war es am nächsten Tage durch ein Schöneres übertroffen. Der Springbrunnen mit den Girlanden von farbigen Glaslampen, die von Blumengewinden durchflochten waren und sich tausendfältig in den Wasserbassins und in den einzelnen Strahlen spiegelten, hatte etwas Feenhaftes.

Um zehn Uhr begann die Prozession. Ich werde mich nie mehr wundern, wenn man mir erzählt, wie sich die Hindus von dem Wagen Ihres Gottes zu Jagernauth zerschmettern lassen; denn hier quält sich das Volk zu Ehren der Heiligen in einer Weise, daß man fürchtet, der einzelne müsse unterliegen. Die verschiedenen Heiligen sind in turmartigen, mehr oder weniger großen Gebäuden aufgestellt, je nach dem Grade ihrer Heiligkeit. Diese Tempel, von denen der kleinste doch bis zum ersten Stockwerk des Präfekturgebäudes reichte, trägt das Volk auf eigens eingerichteten Stangen umher. In kleinen Absätzen wird haltgemacht, an jeder Kirchentüre Speisen und Wein ausgeteilt.

Wenn nun Sant Joseph mit dem Christusknaben, die Madonna mit dem Säugling, der heilige Rochus, die blutbefleckte Binde um seine Pestbeulen gewickelt, vorüber sind, wenn Sant Georg und noch ein paar mir unbekannte Heilige ihren Umzug gehalten haben, dann beginnt ein wahnsinniges Getümmel im Volke. Wie von der Tarantel gestochen, springen Knaben und Männer, größtenteils Marinari, einher. Sie hüpfen, laufen, drehen sich, und in jagender Eile bringt man auf der nächsten Trage Sant Cosmo und Sant Damian, zwei Ärzte, die sich in jener berühmten Pest durch den rastlosen Eifer auszeichneten, mit dem sie sich der Armen, besonders der Marinari, annahmen. Dafür sind sie kanonisiert, sind Schutzpatrone der Marinari, und diese laufen in möglichstes Schnelle mit ihnen durch die Stadt und machen sich müde, zur Erinnerung an die rastlose Schnelle und die Unermüdlichkeit der beiden braven Männer.

Ganz zuletzt kommt Santa Rosalia in stolzer, ruhiger Prozessionshaltung. Waren die andern Heiligen nur vom Volke umgeben, so begleiten sämtliche Klöster die heilige Rosalia; das heißt, sie gehen voraus und hintennach, aber sie tragen den Turm nicht. Die Mühe überlassen sie den Arbeitern, die nicht wie die Mönche schon tagsüber müßig gewesen sind. Nun geht das Schießen, der ganze knallende Freudenlärm von neuem los; der Jubel des Volkes kennt keine Grenzen mehr, und tief in der Nacht hörte ich ihn noch in mein Zimmer dringen, obgleich die Marina ziemlich weit von dem eigentlichen Festschauplatze entfernt ist.

Glanz und Freude gibt es genug bei diesen Feierlichkeiten. Das Volk hat sein redliches Teil davon, und das ist recht, wenn man es nur als Volksfest betrachtet. In der Nacht aber, als ich die schwankenden Engel, die gemalten, hölzernen Heiligen und Götter an mir vorübertragen sah, gefolgt von den Scharen der Mönche, da fragte ich mich, mit welchem Rechte erlauben sich die Missionäre, die Götzenbilder der Heiden zu zerstören, da sie das Christentum zu diesem Katholizismus, zu diesem vollendetsten Heidentum erniedrigt haben?

Nicht ein Gedanke an den wahren Geist des Christentums, nicht eine symbolische Andeutung davon findet sich in dem ganzen Feste. So sehr haben sie in den zweitausend Jahren seit der Offenbarung der heiligen Religion der Menschheitsidee den einfachen Grundgedanken verwirrt, daß gar kein Ausweg aus dem Irrsale mehr vorhanden ist. Vor lauter Reformationseifer ist der Protestantismus dahin gekommen, den Leib, die Sinnenwelt, den Genuß für Sünde zu erklären; während man hier es ganz vergessen zu haben scheint, daß die Form von einer Seele belebt sein muß, um lebendig und wirksam zu sein. Die einen weinen unablässig über den gekreuzigten Leichnam und schlagen gesenkten Hauptes an die Brust, die andern haben dem toten Körper bunte Kleider gemacht und spielen mit diesem, als hätten sie es mit einer Puppe zu tun. Beides ist Hochverrat an dem Geiste des Menschen, an der hohen Idee des Christentums; und doch scheint mir der fröhliche Hochverrat fast noch der unschuldigere zu sein, weil er eben Freude und Genuß bereitet denen, deren Leben voll Arbeit und Mühe ist.

Am Morgen nach dem Feste ruhte die Stille der Ermattung über dem sonnigen Palermo. Himmel und Meer funkelten vor Licht, es wuchs und gedieh alles, wohin das Auge sah; im Schatten der Karuben- und Pfefferbäume unter meinem Fenster wälzten sich im warmen Ufersand die kräftigen, braunen Buben der Marinari herum, sorglos und glücklich, als wüßten sie, daß ihnen Erde und Meer erb- und eigentümlich gehöre.


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