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Während meine Brüder Georg und Carl in dieser Zeit vielseitiger Bewegung und Aufregung den Weg der Gefahr gingen, weilte mein Bruder Louis teils im Breisgau, teils in Württemberg als Pfarrvikar. Mit dem Älterwerden hatte sich in ihm das republikanische Feuer gelegt. Es war bei ihm auch nur ein Strohfeuer; in meinem Bruder Georg, bei dem es ein echtes war, erlosch es bis zum Tode nicht.
Ungefähr um die Zeit unserer Rückkehr nach Ludwigsburg (1800) war mein Bruder Louis geistlicher Vikar in jenem Knittlingen bei Maulbronn. Ein vom Rhein heraufgekommener französischer Chasseur, der aber ein Württemberger, namens Schwarz, von Oßweil bei Ludwigsburg war, hatte revolutionäre Ideen unter die Bürger jenes Städtchens gebracht, hielt mit ihnen Zusammenkünfte in den Wirtshäusern, wo Reden gehalten wurden und die Republik auch für Württemberg ausgerufen werden sollte. Der Nachfolger meines Vaters zu Maulbronn, Oberamtmann Seubert, der sich zu Beschwichtigung der revolutionären Köpfe an Ort und Stelle begab, mußte sich nach einer an die Bürgerschaft gehaltenen Rede flüchtig machen; denn die Knittlinger fielen ihn mit Knitteln an,Die Knittlinger führen einen Knittel im Wappen. und er rettete sich nur noch in Bauernkleidung nachts mit einer Laterne durch die Wälder ins Kloster Maulbronn zurück.
Auf einmal aber erschien der Herzog selbst in Knittlingen mit militärischer Begleitung, besprach das aufrührerische Volk und legte den Sturm bald durch seine imposante Gestalt und Rede.
Meine Mutter war diese Zeit hindurch untröstlich, denn sie glaubte nichts anders, als es werde ihr guter, armer Louis auch Anteil an dieser revolutionären Bewegung haben und könne stündlich in Ketten auf die Veste Asperg geführt werden; allein sie kannte ihn nicht genug. Er war auch auf dem Platze, auf dem der Herzog zu dem Volke sprach, an dessen Aufstand er übrigens nicht den geringsten Anteil hatte; er stand nahe bei dem Herzog, aber je kräftiger, donnernder dieser sprach, je mehr zog er sich in der Stille zurück bis in seine Studierstube, wo er für den morgigen Sonntag sich eine sehr salbungsreiche Predigt nach dem Texte »Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!« einstudierte.
Bald darauf kam er auf den Asperg, aber nicht als Revolutionär, sondern als Garnisonprediger.