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Also redete jener, und zog das geschliffene Schwert aus, Welches ihm längs der Hüfte herabhing, groß und gewaltig; An nun stürmt' er gefaßt, wie ein hochherfliegender Adler, Welcher herab auf die Ebne gesenkt aus nächtlichen Wolken |
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310 | Raubt den Hasen im Busch, wo der hinduckt, oder ein Lämmlein: Also stürmete Hektor, das hauende Schwert in der Rechten. Gegen ihn drang der Peleid', und Wut erfüllte das Herz ihm Ungestüm: er streckte der Brust den gerundeten Schild vor, Schön und prangend an Kunst; und der Helm, viergipflig und strahlend, |
315 | Nickt' auf dem Haupt; und die stattliche Mähn' aus gesponnenem Golde Flatterte, welche der Gott auf dem Kegel ihm häufig geordnet. Hell wie der Stern vorstrahlet in dämmernder Stunde des Melkens, Hesperos, der am schönsten erscheint vor den Sternen des Himmels: So von der Schärfe des Speers auch strahlet' es, welchen Achilleus |
320 | Schwenkt' in der rechten Hand, wutvoll dem göttlichen Hektor, Spähend den schönen Leib, wo die Wund' am leichtesten hafte. Rings zwar sonst umhüllt' ihm den Leib die eherne Rüstung, Blank und schön, die er raubte, die Kraft des Patroklos ermordend; Nur wo das Schlüsselbein den Hals begrenzt und die Achsel, |
325 | Schien die Kehl' ihm entblößt, die gefährlichste Stelle des Lebens: Dort mit dem Speer anstürmend durchstach ihn der edle Achilleus, Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang. Doch nicht gänzlich den Schlund durchschnitt der eherne Speer ihm, Daß er noch zu reden vermocht' im Wechselgespräche; |
330 | Und er entsank in den Staub; da rief frohlockend Achilleus:
Hektor, du glaubtest gewiß, da Patrokleus' Wehr du geraubet, |
335 | Der dir die Kniee gelöst! Dich zerren nun Hund' und Gevögel, Schmählich entstellt; ihn aber bestatten mit Ruhm die Achaier. Wieder begann schwachatmend der helmumflatterte Hektor: |
340 | Sondern nimm des Erzes genug und des köstlichen Goldes Zum Geschenk, das der Vater dir beut, und die würdige Mutter. Aber den Leib entsende gen Ilios, daß in der Heimat Trojas Männer und Fraun des Feuers Ehre mir geben. Finster schaut' und begann der mutige Renner Achilleus: |
345 | Nicht beschwöre mich, Hund, bei meinen Knien, und den Eltern! Daß doch Zorn und Wut mich erbitterte, roh zu verschlingen Dein zerschnittenes Fleisch, für das Unheil, das du mir brachtest! So sei fern, der die Hunde von deinem Haupt dir verscheuche! Wenn sie auch zehnmal so viel, und zwanzigfältige Sühnung, |
350 | Hergebracht darwögen, und mehreres noch mir verhießen! Ja wenn dich selber mit Gold auch aufzuwägen geböte Priamos, Dardanos' Sohn; auch so nicht bettet die Mutter Dich auf Leichengewand', und wehklagt, den sie geboren; Sondern Hund' und Gevögel umher zerreißen den Leichnam! |
355 |
Wieder begann schon sterbend der helmumflatterte Hektor: |
360 | Töten, wie tapfer du bist, am hohen skäischen Tore!
Als er dieses geredet, umschloß ihn das Ende des Todes; |
365 |
Stirb! mein eigenes Los, das empfang' ich, wann es auch immer Also sprach er und zog die eherne Lanz' aus dem Leichnam; |
370 | Die ringsher anstaunten den Wuchs und die herrliche Bildung Hektors; und auch keiner umstand ihn ohne Verwundung. Also redete mancher, gewandt zum anderen Nachbar: Wunder doch! viel sanfter fürwahr ist nun zu betasten |
375 | Also redete mancher, und nahte sich, ihn zu verwunden. Aber nachdem ihn entwaffnet der mutige Renner Achilleus, Stand er in Argos Volk, und sprach die geflügelten Worte: Freund', ihr Helden des Danaerstamms, o Genossen des Ares, |
380 | Der viel Böses getan, weit mehr denn die anderen alle; Auf, nun laßt uns die Stadt in Rüstungen rings versuchen, Bis wir ein wenig erkannt den Sinn, den die Troer bewahren: Ob sie vielleicht uns räumen die Burg, weil dieser dahinsank; Oder zu stehn sich erkühnen, wiewohl nicht Hektor begleitet. |
385 | Aber warum bewegte das Herz mir solche Gedanken? Liegt doch tot bei den Schiffen, und ohne Klag' und Bestattung, Unser Freund Patroklos, den nie ich werde vergessen, Weil ich mit Lebenden geh', und Kraft in den Knieen sich reget! Wenn man auch der Toten vergißt in Aïdes Wohnung, |
390 | Dennoch werd' ich auch dort des trautesten Freundes gedenken! Auf nun, mit Siegesgesang des Päeon, Männer Achaias, Kehren wir, Hektor führend, hinab zu den räumigen Schiffen! Groß ist der Ruhm des Sieges; uns sank der göttliche Hektor, Welchem die Troer der Stadt, wie einem Gott, sich vertrauten! |
395 |
Sprach's, und schändlichen Frevel ersann er dem göttlichen Hektor. |
400 | Treibend schwang er die Geißel, und rasch hinflogen die Rosse. Staubgewölk umwallte den Schleppenden; rings auch zerrüttet Rollte sein finsteres Haar, da ganz sein Haupt in dem Staube Lag, so lieblich zuvor! allein nun hatt' es den Feinden Zeus zu entstellen verliehn in seiner Väter Gefilde. |
405 | Also bestaubt ward jenem das Haupt ganz. Aber die Mutter Rauft' ihr Haar, und warf den glänzenden Schleier des Hauptes Weit hinweg, und blickte mit Jammergeschrei nach dem Sohne. Kläglich weint' auch der Vater und jammerte; doch von den Völkern Tönte Geheul ringsher und Angstgeschrei durch die Feste. |
410 | Weniger nicht scholl jetzo die Wehklag', als wenn die ganze Ilios hochgetürmt in Glut hinsänke vom Gipfel. Kaum noch hielten die Völker den Greis, der in zürnender Wehmut Strebte hinauszugehn ans dem hohen dardanischen Tore. Allen fleht' er umher, auf schmutzigem Boden sich wälzend, |
415 | Nannte jeglichen Mann mit seinem Namen, und sagte:
Haltet, o Freund', und laßt mich allein, wie sehr ihr besorgt seid, |
420 | Anschaut; denn auch jenem ist schon grauhaarig der Vater, Peleus, der ihn erzeugt' und nährete, ach zum Verderben Trojas; doch vor allen mir selbst bereitet' er Jammer! Denn so viele Söhn' erschlug er mir, blühender Jugend! Alle jedoch betraur' ich nicht so sehr, herzlich betrübt zwar, |
425 | Als ihn allein, des wütender Schmerz mich zum Aïs hinabführt, Hektor! Wär' er doch mir in meinen Armen gestorben! Satt darin hätten wir uns das Herz geweint und gejammert, Ich, und die ihn gebar, die unglückselige Mutter! Also sprach er weinend; und ringsum seufzten die Bürger. |
430 | Hekabe aber erhub die Wehklag' unter den Weibern:
Sohn, was soll ich Arme hinfort noch leben in Jammer, |
435 | Achteten! Traun du würdest mit großer Ehre sie krönen, Lebtest du noch! Nun aber hat Tod und Geschick dich ereilet! Also sprach sie weinend. Doch nichts noch hörte die Gattin |
440 | Sendern sie webt' ein Gewand, im innern Gemach des Palastes, Doppelt und blendend weiß, und durchwirkt mit mancherlei Bildwerk. Jetzo rief sie umher den lockigen Mägden des Hauses, Eilend ein groß dreifüßig Geschirr auf Feuer zu stellen, Zum erwärmenden Bade, wann Hektor kehrt' aus der Feldschlacht: |
445 | Törin! sie wußte nicht, daß weit entfernt von den Bädern Ihn durch Achilleus' Hände besiegt Zeus' Tochter Athene. Aber Geheul vernahm sie und Jammergeschrei von dem Turme; Und ihr erbebten die Glieder, es sank zur Erde das Webschiff, Ängstlich nunmehr in dem Kreis schönlockiger Mägde begann sie: |
450 |
Auf, ihr zwo mir gefolgt; ich eile zu schaun, was geschehn ist! |
455 | Sorg' ich, den mutigen Hektor hab' itzt der edle Achilleus Abgeschnitten allein von der Stadt, ins Gefilde verfolgend, Und wohl schon ihn gehemmt in seiner entsetzlichen Kühnheit, Welche stets ihn beseelt! Denn niemals weilt' er im Haufen; Sondern voran flog mutig der Held, und zagte vor niemand! |
460 |
Sprach's, und hinweg aus der Kammer enteilte sie, gleich der Mänade, |
465 | Schleiften ihn sorglos hin zu den räumigen Schiffen Achaias. Schnell umhüllt' ihr die Augen ein mitternächtliches Dunkel; Und sie entsank rückwärts, und lag entatmet in Ohnmacht. Weithin flog vom Haupte der köstlich prangende Haarschmuck, Vorn das Band, und die Haub', und die schöngeflochtene Binde, |
470 | Auch der Schleier, geschenkt von der goldenen Aphrodite, Jenes Tags, da sie führte der helmumflatterte Hektor Aus Eëtions Burg, nach unendlicher Bräutigamsgabe. Rings auch stunden ihr Schwestern des Manns und Frauen der Schwäger, Haltend die Atemlose, vom Kummer betäubt wie zum Tode. |
475 | Als sie zu atmen begann, und der Geist dem Herzen zurückkam; Jetzt mit gebrochener Klage vor Trojas Frauen begann sie: Hektor, o weh mir Armen! zu gleichem Geschick ja geboren |
480 | In Eëtions Burg; der mich erzog, da ich klein war, Elend ein elendes Kind! Ach hätt' er mich nimmer erzeuget! Du nun gehst zu Aïdes Burg in die Tiefen der Erde, Scheidend von mir; ich bleib', in Schmerz und Jammer verlassen, Eine Witw' im Haus', und das ganz unmündige Söhnlein, |
485 | Welches wir beide gezeugt, wir Elenden! Nimmer, o Hektor, Wirst du jenem ein Trost, da du tot bist, oder dir jener! Überlebt er auch etwa den traurigen Krieg der Achaier, Dennoch wird ja beständig ihm Sorg' und Gram in der Zukunft Drohn; denn andere werden ihm rings abschmälern sein Erbgut. |
490 | Siehe der Tag der Verwaisung beraubt ein Kind der Gespielen; Immer senkt es die Augen beschämt, mit Tränen im Antlitz. Darbend gehet das Kind umher zu den Freunden des Vaters, Fleht und faßt den einen am Rock, und den andern am Mantel; Aber erbarmt sich einer, der reicht ihm das Schälchen ein wenig, |
495 | Daß er die Lippen ihm netz', und nicht den Gaumen ihm netze. Oft verstößt es vom Schmaus' ein Kind noch blühender Eltern, Das mit Fäusten es schlägt, und mit kränkenden Worten es anfährt: Hebe dich weg! dein Vater ist nicht bei unserem Gastmahl! Weinend geht von dannen das Kind zur verwitweten Mutter, |
500 | Unser Astyanax, der sonst auf den Knieen des Vaters Nur mit Mark sich genährt, und fettem Fleische der Lämmer; Und wann, müde des Spiels, er auszuruhen sich sehnte, Schlummert' er süß im schönen Gestell, in den Armen der Amme, Auf sanftschwellendem Lager, das Herz mit Freude gesättigt. |
505 | Doch viel duldet er künftig, beraubt des liebenden Vaters, Unser Astyanax, wie Trojas Männer ihn nennen: Denn du allein beschirmtest die Tor' und die türmenden Mauern. Nun wird dort an den Schiffen der Danaer, fern von den Eltern, Reges Gewürm dich verzehren, nachdem du die Hunde gesättigt, |
510 | Nackt! Doch liegen genug der Gewand' in deinem Palaste, Fein und zierlich gewebt von künstlichen Händen der Weiber! Aber ich werde sie all' in lodernder Flamme verbrennen! Nichts ja frommen sie dir; denn niemals ruhst du auf ihnen! Brennen sie denn vor Troern und Troerinnen zum Ruhm dir! |
515 |
Also sprach sie weinend; und ringsum seufzten die Weiber. |