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Jener sprach's; und den Graben durcheilet er; aber ihm folgten | |
195 | Argos' Könige nach, so viel zum Rat sich versammelt. Auch Meriones folgt', und Nestors edler Erzeugter, Ihnen zugleich; denn sie selber beriefen sie mit zur Beratung. Jetzt nachdem sie den Graben durchwandelten, setzten sich alle, Wo noch rein das Gefild' aus umliegenden Leichen hervorschien; |
200 | Dort wo der stürmende Hektor sich wendete von der Argeier Blutigem Mord', als schon die finstere Nacht sie umhüllte: Dort nun setzten sich jen', und redeten untereinander. Also begann das Gespräch der gerenische reisige Nestor: Freund', o möcht nicht jetzt ein Mann vertrauen der Kühnheit |
205 | Seines entschlossenen Muts, zu den edelmütigen Troern Hinzugehn? ob er einen der äußersten etwa erhaschte, Oder vielleicht ein Gespräch der feindlichen Männer behorchte, Was sie jetzo im Rat abredeten: ob sie gedenken, Fern allhier zu bleiben von Ilios, oder zur Stadt nun |
210 | Heim von den Schiffen zu kehren, nachdem sie besiegt die Achaier. Dieses erforscht' er alles vielleicht, und kehrte zu uns dann Unverletzt; groß wäre der Ruhm ihm unter dem Himmel Rings in der Menschen Geschlecht, auch lohnten ihm edle Geschenke. Denn so viel den Schiffen umher gebieten der Herrscher, |
215 | Deren sollt' ein jeder ein schwarzes Schaf ihm verehren, Samt dem saugenden Lamm; kein Eigentum wär' ihm vergleichbar; Auch zu jeglichem Fest und Gastmahl würd' er geladen. Jener sprach's; doch alle verstummten umher, und schwiegen. |
220 |
Nestor, mich reizt mein Mut und das Herz voll freudiger Kühnheit, |
225 | Schneller, was heilsam sei; doch der einzelne, ob er bemerket, Ist doch langsamer stets sein Sinn, und schwach die Entschließung. Jener sprach's; und viel' erboten sich schnell dem Tydeiden: |
230 | Willig der Atreione, der Schwinger des Speers Menelaos; Willig war auch Odysseus, der Duldende, unter die Troer Einzugehn; denn er trug ein wagendes Herz in dem Busen. Jetzo begann vor ihnen der Völkerfürst Agamemnon: Tydeus' Sohn Diomedes, du meiner Seele Geliebter, |
235 | Selbst nunmehr zum Genossen erwähle dir, welchen du wünschest, Aller umher den besten, dieweil so viele bereit sind. Doch nicht täusche das Herz die Ehrfurcht, daß du den bessern Übergehst, und den schlechtern aus blöder Scheu dir gesellest, Schauend auf edleren Stamm, und wer erhabner an Macht sei. |
240 |
Jener sprach's; denn er sorgt' um den bräunlichen Held Menelaos. Wenn ihr nun den Genossen mir selbst zu wählen gebietet, |
245 | Ragt in jeder Gefahr; denn es liebt ihn Pallas Athene. Wenn mich dieser begleitet, sogar aus flammendem Feuer Kehrten wir beide zurück; weil keiner ihm gleicht an Erfindung. Ihm antwortete drauf der herrliche Dulder Odysseus: |
250 | Denn vor kundigen Männern von Argos redest du solches. Gehen wir denn! schnell eilet die Nacht, und nah ist der Morgen. Weit schon rückten die Stern', und das Meiste der Nacht ist vergangen. Um zwo Teile bereits; nur der dritte Teil ist noch übrig. Dieses gesagt, verhüllten sich beid' in schreckliche Rüstung. |
255 | Tydeus' Sohne nun gab der streitbare Held Thrasymedes Sein zweischneidiges Schwert; denn das eigene blieb bei den Schiffen; Auch den Schild; und bedeckt' ihm das Haupt mit dem Helme von Stierhaut Sonder Kegel und Busch, der auch Sturmhaube genannt wird, Und ohn' Erz die Scheitel der blühenden Jünglinge schirmet. |
260 | Aber Meriones gab dem Odysseus Bogen und Köcher, Samt dem Schwert; und bedeckte des Königes Haupt mit dem Helme, Auch aus Leder geformt: inwendig mit häufigen Riemen Wölbt' er sich, straff durchspannt; und auswärts schienen die Hauer Vom weißzahnigen Schwein, und starreten hiehin und dorthin, |
265 | Schön und künstlich gereiht; und ein Filz war drinnen befestigt. Einst aus Eleon hatt' Autolykos diesen erbeutet, Stürmend den festen Palast des Hormeniden Amyntor; Jener gab dem Kytherer Amphidamas ihn gen Skandeia; Aber Amphidamas gab zum Gastgeschenk ihn dem Molos; |
270 | Dieser gab ihn Meriones drauf dem Sohne zu tragen; Und nun barg er umher Odysseus' Haupt zur Beschützung. Jetzo nachdem sich beid' in schreckliche Rüstung gehüllet, |
275 | Rechtsher fliegend am Weg'; ihn sahen sie nicht mit den Augen Durch die finstere Nacht, nur ward sein Tönen gehöret. Freudig vernahm Odysseus den Flug, und rief zu Athene: Höre mich, Tochter Zeus' des Donnerers, die du beständig |
280 | Meiner gedenkst; auch jetzo gewähre mir Lieb', o Athene! Laß uns wohl zu den Schiffen und ruhmvoll wieder gelangen, Täter erhabener Tat, die Kummer schaffe den Troern! Ihm zunächst auch flehte der Rufer im Streit Diomedes: |
285 | Folge mir, wie du dem Vater gefolgt, dem göttlichen Tydeus, Als er gen Thebe ging, ein Gesendeter von den Achaiern. Jen' am Asopos verlassend, die erzumschirmten Achaier, Bracht' er freundliche Worte den kriegrischen Kadmeionen Dorthin; doch umkehrend vollendet' er schreckliche Taten, |
290 | Mit dir, heilige Göttin, da ihm willfährig du beistandst. So nun wollest du mir auch beistehn und mich behüten! Dir gelob' ich ein jähriges Rind, breitstirnig und fehllos, Ungezähmt, das nimmer ein Mann zum Joche gebändigt: Dieses gelob' ich zum Opfer, mit Gold die Hörner umziehend. |
295 |
Also flehten sie dort; sie hörete Pallas Athene. Auch nicht ließ dort Hektor die edelmütigen Troer |
300 | Ausruhn, sondern berief die Edelsten nun zur Versammlung, Alle des troischen Volks erhabene Fürsten und Pfleger. Als sich jene gesetzt, entwarf er die weise Beratung: Wer doch möchte die Tat mir übernehmend gewähren, |
305 | Einen Wagen ihm geb' ich, und zween hochwiehernde Rosse, Welche die edelsten sein bei den rüstigen Schiffen Achaias: Wer auch immer es wagt, und selbst den Ruhm sich erstrebet, Hinzugehn zu den Schiffen der Danaer, und zu erforschen: Ob sie stets noch bewachen die rüstigen Schiffe, wie vormals; |
310 | Oder ob sie vielleicht, von unseren Händen bezähmet, Schon die Flucht miteinander beschleunigen, und sich enthalten, Nächtliche Hut zu versehn, entnervt von der schrecklichen Arbeit. Jener sprach's; doch alle verstummten umher, und schwiegen. |
315 | Eines göttlichen Herolds, an Golde reich und an Erze; Zwar ein häßlicher Mann von Gestalt, doch ein hurtiger Läufer, Und der einzige Sohn mit fünf aufwachsenden Schwestern. Dieser begann hintretend im Rat der Troer zu Hektor: Hektor, mich reizt mein Mut, und das Herz voll freudiger Kühnheit, |
320 | Hinzugehn zu den Schiffen der Danaer, und zu erforschen. Aber wohlan, den Scepter erhebe mir, heilig beschwörend, Daß du jenes Gespann, und den erzumschimmerten Wagen, Schenken mir willst, das ihn trägt, den untadligen Peleionen. Nicht umsonst auch werd' ich dir spähn, noch gegen Erwartung. |
325 | Denn so weit ihr Lager durchwander' ich, bis ich erreiche Selbst Agamemnons Schiff, wo vielleicht sein werden die Fürsten, Heilsamen Rat zu raten, der Heimkehr, oder des Kampfes. Jener sprach's; doch Hektor erhub den Scepter, und schwur ihm: |
330 | Nie soll jenes Gespann ein anderer lenken der Troer; Sondern dir verheiß' ich daherzuprangen beständig! Also der Held, und beschwur Meineid, und reizete jenen. |
335 | Fügte den Otterhelm auf das Haupt, und faßte den Wurfspieß, Eilete dann zu den Schiffen der Danaer. Aber ihm ward nicht Wiederkehr von den Schiffen, um Hektorn Kunde zu bringen. Als er nunmehr verlassen der Ross' und der Männer Getümmel, Ging er den Weg mit Begier. Allein der edle Odysseus |
340 | Merkte des Nahenden Gang, und sprach zum Sohne des Tydeus:
Siehe doch, Diomedes, da kommt ein Mann aus dem Lager! |
345 | Wenig; und dann verfolgen wir ihn, und erhaschen den Flüchtling Eilendes Laufs. Doch wenn er zuvor uns rennt mit den Füßen; Immer dann zu den Schiffen vom Lager hinweg ihn gescheuchet, Mit anstürmendem Speer, daß nicht zur Stadt er entrinne. Also besprachen sich beid', und bargen sich außer dem Wege, |
350 | Unter den Toten geschmiegt; und vorbei lief jener bedachtlos. Als er so weit sich entfernt, wie ein Joch Maultier' an des Ackers Ende gewinnt; denn sie gehn vor langsam folgenden Stieren, Mutig die Brach' entlang mit starkem Pflug zu durchfurchen: Schnell nun liefen sie nach; und er stand, das Getöse vernehmend; |
355 | Denn er vermutet' im Geist, zurück berufende Freunde Kämen aus Trojas Volk, ihm nachgesendet von Hektor. Aber so weit nur entfernt, wie ein Speerwurf, oder noch minder, Kannt' er die Männer als Feind'; und die hurtigen Kniee bewegend, Floh er dahin; doch jene verfolgeten angestrenget. |
360 | Wie wenn zween scharfzahnige Hund', erfahren der Wildjagd, Dringender Eil' hintreiben ein Hirschkalb oder den Hasen, Durch dickwaldige Räum', und voran der Quäkende rennet: Also trieb der Tydeid' und der Städteverwüster Odysseus Jenen in dringender Eil', hinweg von dem Lager ihn scheuchend. |
365 | Aber nachdem schon nahe der Danaer Hut er gekommen, Fliehend hinab zu den Schiffen; mit Zorn nun erfüllt' Athenäa Tydeus' Sohn, daß keiner der erzumschirmten Achaier Früheres Wurfs sich rühmt', und er selbst der zweite nur käme; Drohend erhub er die Lanz', und rief, der Held Diomedes: |
370 |
Steh da, oder ich werfe die Lanze dir! Schwerlich noch wirst du Sprach's, und im Schwung' entsandt' er den Speer, und fehlte mit Vorsatz; |
375 | Bebend das Kinn, und es klappten ihm laut in dem Mund die Zähne, Blaß sein Gesicht vor Angst. Jetzt nahten sie keuchend, und hielten Beid' an den Händen ihn fest; doch er mit Tränen begann so: Faht mich; dann erkauf' ich mich frei. Mir lieget daheim ja |
380 | Hievon reicht mein Vater dir gern unendliche Lösung, Wenn er mich noch lebend vernimmt bei den Schiffen Achaias. Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: |
385 | Warum gehst du allein vom Lager hinab zu den Schiffen, Jetzt in der finsteren Nacht, da andere Sterbliche schlafen? Willst du einen berauben der Leichname hier auf dem Schlachtfeld? Oder sandte dich Hektor, daß wohl bei den Schiffen du alles Spähetest? Oder bewog dein eigenes Herz dich zu gehen? |