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Der erwachte Zeus bedroht Here, und gebeut, ihm Iris und Apollon vom Olympos zu rufen; daß jene den Poseidon aus der Schlacht gehen heiße, dieser den Hektor herstelle, und die Achaier scheuche, bis Achilleus den Patroklos sende. Es geschieht. Hektor mit Apollon schreckt die Achaier, deren Helden nur widerstehn, in das Lager zurück, und folgt mit den Streitwagen über Graben und Mauer, wo Apollon ihm bahnt. Den Kampf hört Patroklos in Eurypylos Zelt, und eilt den Achilleus zu erweichen. Die Achaier ziehn sich von den vorderen Schiffen. Ajas, Telamons Sohn, kämpft von den Verdecken mit einem Schiffspeere, und verteidigt des Protesilaos Schiff, das Hektor anzünden will.
Aber nachdem sie die Pfähle hindurch und den Graben geeilet, Fliehend, und mancher erlag dem mordenden Arm der Achaier; Jetzo hemmeten jene sich dort bei den Wagen beharrend, Blaß ihr Gesicht vor Angst, die Erschrockenen. Doch es erwachte |
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5 | Zeus auf Idas Höhn bei der goldenthronenden Here. Schnell nun stand er empor, und umsah die Achaier und Troer: Diese dahergescheucht, und jen' im Tumult sie verfolgend, Argos' Söhn', und mit ihnen den Meerbeherrscher Poseidon. Hektor auch sah er im Felde, den liegenden; und die Genossen |
10 | Saßen umher; noch beklemmt, aufatmet' er, schwindelnd in Ohnmacht, Und spie Blut; denn ihn traf kein schwächerer Mann der Achaier. Mitleidsvoll erblickt' ihn der waltende Herrscher der Welt Zeus; Drohend mit finsterem Blick zur Here wandt' er die Worte: Traun, dein böser Betrug, arglistige, tückische Here, |
15 | Hemmte den göttlichen Hektor vom Streit, und erschreckte die Völker! Doch wer weiß, ob nicht wieder des schlauersonnenen Frevels Erste Frucht du genießest, von meiner Geißel gezüchtigt! Denkst du nicht mehr, wie du hoch herschwebtest, und an die Füß' ich Zween Ambosse dir hängt', und ein Band um die Hände dir schürzte, |
20 | Golden und unzerbrechlich? Aus Ätherglanz und Gewölk her Schwebtest du; ringsum traurten die Himmlischen durch den Olympos; Doch nicht wagte zu lösen ein Nahender: wen ich erhaschte, Schleudert' ich mächtig gefaßt von der Schwell' ihn, bis er zur Erde Niedergestürzt ohnmächtig; auch so nicht ruhte der Zorn mir, |
25 | Heftig entbrannt um die Qual des göttergleichen Herakles, Welchen du, mit Boreas Hilf' aufregend die Stürme, Sendetest durch das verödete Meer, trugsinnendes Herzens, Und ihn endlich in Kos' bevölkerte Insel verschlugest; Doch ihn führt' ich von dannen zurück, und bracht' ihn in Argos' |
30 | Rossenährendes Land, nach mancherlei Kämpfen des Elends. Dessen erinnr' ich dich, daß hinfort du entsagest dem Truge, Bis du erkannt, ob frommen dir mög' Umarmung und Lager, Dem du entfernt von den Göttern dich nahetest, und mich betörtest! Jener sprach's; da erschrak die hoheitblickende Here; |
35 | Und sie begann dagegen, und sprach die geflügelten Worte:
Zeuge mir jetzo die Erd', und der wölbende Himmel von oben, |
40 | Hochzeitbett, bei welchem ich nie falsch wagte zu schwören! Daß nicht meines Geheißes der Erderschüttrer Poseidon Trojas Söhn' und Hektor verletzt, doch jene beschirmt; Sondern vielleicht sein Herz aus eigener Regung ihn antreibt, Weil er gedrängt bei den Schiffen die Danaer sah mit Erbarmung! |
45 | Eher ja möcht' ich auch ihm ein ratsames Wort zureden, Hinzugehn, wo du, Schwarzwolkiger, selbst es gebietest! Lächelnd vernahm's der Vater des Menschengeschlechts und der Götter; Wenn nur du hinführo, du hoheitblickende Here, |
50 | Gleich mir selbst an Gesinnung im Rat der Unsterblichen säßest; Wahrlich Poseidon würde, wie sehr er auch anderswohin strebt, Bald umlenken den Sinn, nach deinem Herzen und meinem. Aber wofern ja im Ernst und ohne Falsch du geredet; Wandele nun zu der Götter Geschlecht, und rufe mir eilig |
55 | Iris hieherzugehn, und den bogenberühmten Apollon: Daß sie schnell in das Heer der erzumschirmten Achaier Niedersteig', und verkünde dem Meerbeherrscher Poseidon, Abzulassen vom Kampf, und heim zum Palaste zu kehren; Aber den Hektor zur Schlacht aufmuntere Phöbos Apollon, |
60 | Wiederum ihn beseele mit Kraft, und zähme die Schmerzen, Die nun schwer sein Herz ihm ängstigen; doch die Achaier Wieder zur Flucht umwend', unmutiges Schrecken erregend; Daß die Fliehenden bang in des Peleiaden Achilleus Ruderschiffe sich stürzen. Er heißt dann seinen Patroklos |
65 | Aufstehn; doch ihn erlegt mit dem Speer der strahlende Hektor, Nahe vor Ilios' Mauren, nachdem er der Jünglinge viele Ausgetilgt, auch meinen erhobenen Sohn Sarpedon. Ihn dann rächend erschlägt den göttlichen Hektor Achilleus. Doch alsdann von neuem verhäng' ich Flucht und Verfolgung |
70 | Stets von den Schiffen hinfort gen Ilios, bis die Achaier Nehmen die hohe Stadt, durch weisen Rat der Athene. Eher werd' ich den Zorn nicht mäßigen, oder der andern Himmlischen einem gestatten, die Danaer dort zu beschirmen; Ehe dem Peleionen erfüllt ist, was er verlanget: |
75 | Wie ich zuerst ihm verhieß, mit gewährendem Winke des Hauptes, Jenes Tags, als Thetys die Kniee mir flehend umfaßte, Ihren Sohn zu ehren, den Städteverwüster Achilleus. Sprach's; und willig gehorchte die lilienarmige Here, |
80 | Wie der Gedanke des Mannes umherfliegt, der, da er viele Länder bereits durchging, im sinnenden Herzen erwäget: Dorthin möcht' ich, und dort; und mancherlei Pfade beschließet: Also durchflog hineilend den Weg die Herrscherin Here; Kam nun zum hohen Olympos, und fand die unsterblichen Götter |
85 | Dort in des Donnerers Saale vereiniget. Jene sie schauend, Sprangen empor von den Sitzen, und grüßten sie alle mit Bechern. Aber sie ließ die andern, und nahm der rosigen Themis' Becher allein; denn zuerst entgegen ihr kam sie gewandelt, Redete freundlich sie an, und sprach die geflügelten Worte: |
90 |
Warum kommst du, o Here? Du scheinst erschrocken im Antlitz. Ihr antwortete drauf die lilienarmige Here: |
95 | Aber beginn mit den Göttern im Saal das gemeinsame Gastmahl; Dann zugleich samt allen Unsterblichen sollst du vernehmen, Welcherlei Greuel uns Zeus ankündiget. Nimmer, vermutlich, Freut sich allen das Herz, den Sterblichen, oder den Göttern; Hat auch mancher bisher in behaglicher Ruhe geschmauset. |
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Jene sprach's, und setzte sich hin, die Herrscherin Here. Törichte, die wir mit Zeus so gedankenlos uns ereifern, |
105 | Oder sein Tun zu stören uns abmühn, nahend mit Worten, Oder mit Macht! Er sitzet von fern, und achtet nicht unser, Unbesorgt; denn er dünkt sich vor allen unsterblichen Göttern Weit an Kraft und Gewalt den Erhabensten sonder Vergleichung. Duldet denn, was auch immer des Unheils jedem er sendet. |
110 | Eben nur ward, ich meine, dem Ares Jammer bereitet; Denn Askalaphos sank, sein Trautester unter den Menschen, Dort in der Schlacht, sein Sohn, wie der stürmende Ares bekennet. Jene sprach's; doch Ares, die nervichten Hüften sich schlagend |
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Jetzo verargt mir's nicht, olympischer Höhen Bewohner, Jener sprach's; und die Rosse gebot er dem Graun und Entsetzen |
120 | Anzuschirren, und zog hellstrahlendes Waffengeschmeid' an. Jetzo fürwahr noch größer und schreckenvoller denn jemals Wäre den Göttern entbrannt der Zorn und die Rache Kronions; Wenn nicht Athene, besorgt um alle unsterblichen Götter, Eilt' aus der Pforte des Saals, den Thron, wo sie ruhte, verlassend. |
125 | Ihm vom Haupt entriß sie den Helm, und den Schild von den Schultern; Auch die eherne Lanz', aus starker Hand ihm entreißend, Stellte sie hin, und schalt den ungebändigten Ares: Rasender du, Sinnloser, du rennst in Verderben! Umsonst denn |
130 | Hörtest du nicht die Rede der lilienarmigen Here, Die nun eben von Zeus dem Olympier wieder zurückkam? Willst du vielleicht, selbst füllend das Maß des unendlichen Jammers, Heim zum Olympos kehren, ein Traurender zwar, doch genötigt; Und uns übrigen allen des Jammers Fülle bereiten? |
135 | Denn alsbald der Troer und Danaer mutige Völker Läßt er, und wandelt uns mit Getümmel daher zum Olympos, Und ergreift nacheinander, wer schuldig ist, oder nicht also! Drum nun, rat' ich, entsage dem Zorn ob des Sohnes Ermordung. Mancher bereits, und besser an Kraft und Armen denn jener, |
140 | Sank, und sinkt noch hinfort ein Erschlagener. Ist's doch unmöglich, Aller sterblichen Menschen Geschlecht vom Tode zu retten. Jene sprach's, und setzt' auf den Thron den stürmenden Ares. |
145 | Und sie begann zu ihnen, und sprach die geflügelten Worte:
Zeus befiehlt, daß ihr beid' aufs schleunigste kommet zum Ida. Dieses gesagt, nun kehrte zurück die Herrscherin Here, |
150 | Setzte sich dann auf den Thron. Doch jen' entflogen in Eile, Bis sie den Ida erreicht, den quelligen Nährer des Wildes. Und sie fanden den wartenden Zeus auf Gargaros Gipfel Hingesetzt; ihn barg die duftende Wolkenumhüllung. Als sich beide genaht dem Wolkensammler Kronion, |
155 | Standen sie; und nicht war des Schauenden Seele voll Zornes, Weil sie schleunig gehorcht dem Befehl der trauten Gemahlin. Drauf zur Iris zuerst die geflügelten Worte begann er: Eile mir, hurtige Iris, zum Meerbeherrscher Poseidon, |
160 | Auszuruhn gebeut ihm von Kampf und Waffengetümmel, Und zu gehn in die Schar der Unsterblichen, oder zur Meerflut. Wenn er nicht das Gebot mir beschleuniget, sondern verachtet; Dann erwäg' er hinfort in des Herzens Geist und Empfindung, Ob er nicht, wie mächtig er sei, mich Nahenden schwerlich |
165 | Möchte bestehn; denn ich dünke mich weit erhabner an Stärke, Älter auch an Geburt; und nichts doch achtet sein Herz es, Gleich sich mir zu wähnen, vor dem auch andere zittern. Jener sprach's; ihm gehorchte die windschnell eilende Iris; |
170 | Wie wenn daher aus Wolken der Schnee fliegt, oder des Hagels Kalter Schauer gejagt vom heiter frierenden Nordwind; Also durchflog hineilend den Weg die geflügelte Iris; Nahe gestellt nun sprach sie zum Erderschüttrer Poseidon: Eine Verkündigung dir, schwarzlockiger Erdumstürmer, |
175 | Bring' ich dahergesendet von Zeus dem Ägiserschüttrer. Auszuruhn gebeut er von Kampf und Waffengetümmel, Und zu gehn in die Schar der Unsterblichen, oder zur Meerflut. Wenn du nicht das Gebot ihm beschleunigest, sondern verachtest; Siehe dann droht er selber zu schrecklichem Kampfe gerüstet |
180 | Wider dich herzukommen: doch warnet er dich, zu vermeiden Seinen Arm; denn er dünke sich weit erhabner an Stärke, Älter auch an Geburt; und nichts doch achtet dein Herz es, Gleich dich ihm zu wähnen, vor dem auch andere zittern. |