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Am Morgen bringt Thetys die Waffen, und sichert den Leichnam vor Verwesung. Achilleus beruft die Achaier, entsagt dem Zorn, und verlangt sogleich Schlacht. Agamemnon erkennt sein Vergehn, und erbietet sich die Geschenke holen zu lasse . Auf Odysseus' Rat nehmen die Achaier das Frühmahl, die Geschenke nebst der Briseïs werden gebracht, und Agamemnon schwört, sie niemals berührt zu haben. Achilleus ohne Nahrung wird von Athene gestärkt, und zieht mit dem Heere gerüstet zum Kampf. Sein Roß weissagt ihm nach dem heutigen Siege den nahen Tod, den er verachtet.
Eos im Safrangewand' Okeanos' Fluten entsteigend, Hub sich, Göttern das Licht und sterblichen Menschen zu bringen. Jene nun kam zu den Schiffen, vom Gott herbringend die Gaben. Jetzo fand sie den Sohn gestreckt um den lieben Patroklos, |
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5 | Weinend mit lauter Stimm'; und viel' umher der Genossen Jammerten. Unter sie trat die silberfüßige Göttin; Und sie faßt' ihm die Hand, und redete, also beginnend: Lieber Sohn, ihn, denk' ich, nun lassen wir, herzlich betrübt zwar, |
10 | Du nimm hier von Hephästos die hochgepriesene Rüstung, Wunderschön, wie sie nimmer ein Mann um die Schulter getragen. Also sprach die Göttin, und legete nieder die Waffen, |
15 | Grade sie anzuschaun; sie entzitterten. Aber Achilleus, So wie er sah, so ergriff ihn noch stärkerer Zorn; und die Augen Strahlten ihm unter den Wimpern, wie schreckliche Flamme des Feuers. Freudig umfaßt' und hielt er die herrliche Gabe des Gottes. Aber nachdem er sein Herz gesättiget, schauend das Wunder; |
20 | Schnell zur Mutter gewandt, die geflügelten Worte begann er:
Mutter, die Waffen verlieh ein Gott mir, so wie sie wahrlich |
25 | Fliegen, hineingeschmiegt in die erzgeschlagenen Wunden, Drinnen Gewürm erzeugen, und ganz entstellen den Leichnam; (Denn sein Geist ist entflohn!) und der Leib hinsink' in Verwesung. Ihm antwortete drauf die silberfüßige Thetys: |
30 | Jenem versuch' ich selber hinwegzuscheuchen die Fliegen, Deren Geschlecht raubgierig erschlagene Männer verzehret. Wenn er sogar daläge bis ganz zur Vollendung des Jahres, Dennoch soll ihm der Leib unversehrt sein, oder noch schöner. Rufe demnach zur Versammlung die edelsten Helden Achaias |
35 | Ausgesöhnt von dem Zorne mit Atreus' Sohn Agamemnon; Schnell dann eile gewappnet zum Kampf, und gürte mit Kraft dich. Also redete jen', und gab ihm entschlossene Kühnheit. |
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Er nun ging am Gestade des Meers, der edle Achilleus, |
45 | Sie auch eilten nunmehr zur Versammlung: weil Achilleus Wieder erschien, der lange vom schrecklichen Kampfe gerastet. Jene beid' auch hinkten daher, die Genossen des Ares, Tydeus' Sohn, der streitbare Held, und der edle Odysseus, Matt auf die Lanze gestützt; denn sie trugen noch schmerzende Wunden; |
50 | Und sie setzten sich beid' in den vordersten Reihn der Versammlung. Doch am spätesten kam der Herrscher des Volks Agamemnon, Krank an der Wund'; ihm hatt' in schreckenvoller Entscheidung Koon, Antenors Sohn, mit ehernem Speer sie gebohret. Aber nachdem sich alle zusammengedrängt die Achaier; |
55 | Jetzo erstand vor ihnen und sprach der schnelle Achilleus:
Atreus' Sohn, traun dieses war jüngst schon beiden erwünschter, |
60 | Jenes Tags, da ich selbst sie erkor aus der Beute Lyrnessos; Ehe so viel Achaier den Staub mit den Zähnen gebissen, Unter der Feinde Gewalt, weil ich im Zorne beharrte! Hektorn war's und den Troern erfreulicher; doch die Achaier Werden noch lang', ich meine, sich unseres Zwistes erinnern. |
65 | Aber vergangen sei das Vergangene, wie es auch kränkte; Dennoch das Herz im Busen bezähmen wir auch mit Gewalt uns. Meinen Zorn nun hab' ich besänftiget; denn mir gebührt nicht, Rastlos stets zu eifern voll Unmuts. Auf denn, sogleich nun Angereizt zum Gefechte die hauptumlockten Achaier: |
70 | Daß ich noch die Troer einmal versuche begegnend, Ob an den Schiffen zu ruhn sie geneigt sind. Mancher indes wohl Möchte sich herzlich froh die ermüdeten Kniee beugen, Wenn er entrinnt dem blutigen Kampf und unserer Lanze! Jener sprach's; froh wurden die hellumschienten Achaier, |
75 | Als dem Zorn entsagte der mutige Peleione. Jetzo begann vor ihnen der Völkerfürst Agamemnon, Dort von dem Sitz aufstehend, und nicht vortretend im Kreise: Freund', ihr Helden des Danaerstamms, o Genossen des Ares! |
80 | Fallen; denn solches beschwert, wie viel auch wisse der Störer. Bei so großem Getümmel des Volks wer vermag da zu hören, Wer zu reden? Betäubt wird sogar ein tönender Redner. Peleus' Sohne nunmehr erklär' ich mich; aber ihr andern Merkt, Argeier, es wohl, und beherziget jeder die Worte. |
85 | Oft schon haben mir dieses Achaias Söhne gerüget, Und mich bitter geschmäht; doch trag' ich dessen die Schuld nicht, Sondern Zeus, das Geschick, und das nächtliche Schrecken Erinnys: Die in der Volksversammlung zum heftigen Fehl mich verblendet, Jenes Tags, da ich selber Achilleus' Gab' ihm entwandte. |
90 | Aber was konnt' ich tun? Die Göttin wirkt ja zu allem, Zeus' erhabene Tochter, die Schuld, die alle betöret, Schreckenvoll: leicht schweben die Füß' ihr; nimmer dem Grund' auch Nahet sie, nein hoch wandelt sie her auf den Häuptern der Männer, Reizen die Menschen zum Fehl; und wenigstens einen verstrickt sie. |
95 | Ihn ja selber einmal, Zeus irrte sie, der an Gewalt doch Weit vor Menschen und Göttern emporragt; aber auch ihn hat Here, wiewohl ein Weib, durch listige Ränke verleitet, Jenes Tags, wie Alkmene die hohe Kraft Herakles' Jetzo gebären sollt' in der starkummauerten Thebe. |
100 | Rühmend redete Zeus in der Schar der seligen Götter:
Hört mein Wort, ihr Götter umher, und ihr Göttinnen alle, |
105 | Jenes Heldengeschlechts, die aus meinem Blute gezeugt sind.
Listenreich antwortete drauf die Herrscherin Here: |
110 | Welcher an diesem Tage dem Schoß des Weibes entsinket, Jenes Heldengeschlechts, die aus deinem Blute gezeugt sind. Jene sprach's; doch Zeus argwöhnete nichts des Betruges; |
115 | Und zur achaiischen Argos gelangte sie, wo ihr bekannt war Sthenelos' edles Weib, des perseiadischen Königs. Jene trug ein Knäblein, und jetzt war der siebente Monat. Dies nun zog sie ans Licht, unzeitig annoch, und hemmte Dort der Alkmene Geburt, die Eileithyen entfernend. |
120 | Selber nunmehr es verkündend, zu Zeus Kronion begann sie:
Vater Zeus, Strahlschwinger, ein Wort nun leg' ich ans Herz dir. |
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Jene sprach's; und heftiger Gram durchwühlte das Herz ihm. |
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Also Zeus, und warf sie vom sternumleuchteten Himmel |
135 | Argos' Scharen vertilgt' um die ragenden Steuer der Schiffe, Konnt' ich nicht vergessen der Schuld, die zuerst mich verblendet. Aber nachdem ich gefehlt, und Zeus die Besinnung mir wegnahm; Will ich gern es vergelten, und hier' unendliche Sühnung. Auf denn, zeuch in den Kampf, und treib' auch die anderen Völker. |
140 | Auch die Geschenke zu reichen erbiet' ich mich, alle die gestern Dir im Gezelt ankommend verhieß der edle Odysseus. Oder willst du, so bleib, wie sehr dich verlangt nach der Feldschlacht; Und dir sollen Genossen aus meinem Schiff die Geschenke Bringen, damit du sehest, was dir zur Versöhnung ich gebe. |
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Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: |
150 | Und mit dem Werke zu säumen: denn viel ist annoch unvollendet! Daß man Achilleus wieder im Vordertreffen erblicke, Wie sein eherner Speer hinstreckt die Geschwader der Troer! Also auch ihr seid jeder bedacht mit dem Feinde zu kämpfen! Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: |
155 | Nicht also, wie tapfer du seist, gottgleicher Achilleus, Treibe sie ungegessen vor Ilios hin die Achaier, Trojas Volk zu bekämpfen! Denn nicht für wenige Zeit nur Währt das Gefecht, wenn sich einmal begegnet sind die Geschwader Kämpfender, aber ein Gott Mut einhaucht jeglicher Heerschar. |
160 | Laß sich erquicken zuvor an den rüstigen Schiffen die Männer Alle mit Speis' und Wein; denn Kraft gibt solches und Stärke. Denn kein Mann vermöchte, den Tag bis zur sinkenden Sonne, Ungestärkt von Speise, dem Feind' entgegen zu kämpfen. Wenn ihn auch sein mutiges Herz antreibt zum Gefechte; |
165 | Dennoch werden gemach die Glieder ihm schwer, und es quälet Hunger zugleich und Durst, und dem Gehenden wanken die Kniee. Aber ein Mann, der mit Weine sich erst und Speise gesättigt, Ob feindselige Männer den ganzen Tag er bekämpfe, Bleibt ihm getrost sein Herz in der Brust, und nimmer erstarren |
170 | Eher die Knie', eh' alle zurückziehn aus dem Gefechte. Aber wohlan, zerstreue das Volk, und heiß' sie das Frühmahl Rüsten. Es mag die Geschenke der Völkerfürst Agamemnon Bringen in unseren Kreis, damit ein jeder Achaier Hier mit den Augen sie schau' und du im Herzen dich freuest. |
175 | Dann auch schwör' er den Eid, vor Argos' Volk sich erhebend, Daß er nie ihr Lager verunehrt, noch ihr genahet, Wie in der Menschen Geschlecht der Mann dem Weibe sich nahet. Und nun sei dir selber das Herz im Busen besänftigt. Drauf bewirt' er dich endlich mit köstlichem Mahl im Gezelte |
180 | Feierlich, daß du nichts der schuldigen Ehren vermissest. Atreus' Sohn, du wirst auch billiger gegen die andern Künftig sein; denn es ist nicht unanständig dem König, Einen Mann zu versöhnen, nachdem er zuerst ihn beleidigt. Wieder begann dagegen der Völkerfürst Agamemnon: |
185 | Freudig vernahm ich dein Wort, du edler Sohn des Laertes; Weil du mit Fug das alles hinausgeführt und geordnet. Gern auch will ich schwören den Eid; denn die Seele gebeut mir's: Und, beim schirmenden Gott, nicht Meineid! Aber Achilleus Weile noch hier so lange, wie sehr ihn verlangt nach der Feldschlacht; |
190 | Auch verweilt miteinander ihr übrigen: bis die Geschenke Aus dem Gezelt herkommen, und treuen Bund wir beschwören. Dieses sei dir selber noch anvertraut und befohlen. Wähle der Jünglinge dir, die edelsten aller Achaier; Bringe dann die Geschenk' aus meinem Schiff, die wir gestern |
195 | Peleus' Sohn zu geben bestimmt, auch führe die Weiber. Aber Talthybios schaff' aus dem weiten Heer der Achaier Einen Eber, für Zeus' und Helios' Macht ihn zu opfern. Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: |
200 | Mehr zu anderer Zeit geziemet euch das zu besorgen, Wann einmal uns Erholungsfrist vom Gefechte sich darbeut, Und mir der Zorn nicht also das Herz im Busen durchwütet. Doch nun liegen ja dort Erschlagene, welche zerfleischt hat Hektor, Priamos' Sohn, als ihm Zeus Ehre gewährte! |
205 | Ihn nun treibt erst beide zum Mahle sie! Wahrlich ich selber, Gleich ermahnt' ich vielmehr in die Schlacht zu gehn die Achaier, Nüchtern und ungespeist, und dann mit der sinkenden Sonne Allen ein Mahl zu bereiten, nachdem wir gerächt die Beschimpfung. Mir soll wenigstens nichts zuvor die Kehle durchgleiten, |
210 | Weder Trank noch Speise, da tot mein Freund mir hinsank, Welcher mir im Gezelte zerfleischt von der Schärfe des Erzes Daliegt, gegen die Türe gewandt; und Genossen umstehn ihn Wehmutsvoll! Nein wahrlich, mir liegt nicht solches am Herzen, Sondern Mord nur, und Blut, und schreckliches Männergeröchel! |