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225 | Heil dir, Peleid'! es mangelt uns nicht des gemeinsamen Mahles, Weder dort im Gezelt um Atreus' Sohn Agamemnon, Noch auch jetzo allhier; denn genug des Erfreuenden stehet Hier zum Schmaus; doch nicht nach lieblichem Mahle verlangt uns; Sondern das große Weh, du Göttlicher, ringsum schauend, |
230 | Zagen wir! Jetzo gilt's, ob errettet sind, oder verloren, Uns die gebogenen Schiffe, wo du nicht mit Stärke dich gürtest! Nahe den Schiffen bereits und der Mauer drohn sie gelagert, Trojas mutige Söhn', und die fernberufenen Helfer, Ringsum Feuer entflammend durchs Heer; und es hemme sie, trotzt man, |
235 | Nichts annoch, sich hinein in die dunkelen Schiffe zu stürzen. Ihnen gewährt auch Zeus rechtshin erscheinende Zeichen Seines Strahls; doch Hektor, die funkelnden Augen voll Mordlust, Wütet daher, und vertrauend dem Donnerer, achtet er nichts mehr, Weder Menschen noch Gott; so treibt ihn der Taumel des Wahnsinns. |
240 | Sehnlich wünscht er, daß bald der heilige Morgen erscheine; Denn er verheißt von den Schiffen zu haun die prangenden Schnäbel, Sie dann selbst zu verbrennen in stürmender Flamm', und zu morden Argos' Söhn' um die Schiffe, betäubt im Dampfe des Brandes. Doch nun sorg' ich im Herzen, und fürchte mich, daß ihm die Drohung |
245 | Ganz vollenden die Götter, und uns das Schicksal verhängt sei, Hinzusterben in Troja, entfernt von der fruchtbaren Argos. Aber wohlauf! wenn das Herz dir gebeut, die Männer Achaias Jetzt, auch spät, zu befrein aus der drängenden Troer Getümmel. Siehe dich selbst hinfort bekümmert es; aber umsonst ja |
250 | Sucht man geschehenem Übel noch Besserung; lieber zuvor nun Sinn' umher, wie du wendest den schrecklichen Tag der Achaier. Ach mein Freund, wie sehr ermahnte dich Peleus der Vater Jenes Tags, da aus Phtia zu Atreus' Sohn er dich sandte: Lieber Sohn, Siegsstärke wird dir Athenäa und Here |
255 | Geben, wenn's ihnen gefällt; nur bändige du dein erhabnes Stolzes Herz in der Brust; denn freundlicher Sinn ist besser. Meide den bösen Zank, den verderblichen, daß dich noch höher Ehre das Volk der Argeier, die Jünglinge so wie die Greise. Also ermahnte der Greis; du vergaßest es. Aber auch jetzt noch |
260 | Ruh', und entsage dem Zorne, dem kränkenden! Sieh Agamemnon Beut dir würdige Gaben, sobald du dich wendest vom Zorne. Willst du, so höre mich an, damit ich dir alles erzähle, Was dir dort im Gezelt zur Gabe verhieß Agamemnon: Zehn Talente des Goldes, dazu dreifüßiger Kessel |
265 | Sieben vom Feuer noch rein, und zwanzig schimmernde Becken; Auch zwölf mächtige Rosse, gekrönt mit Preisen des Wettlaufs. Wohl nicht dürftig wäre der Mann, dem so vieles geworden, Und nicht arm an Schätzen des hochgepriesenen Goldes; Als Agamemnons Rosse der Siegskleinode gewannen. |
270 | Sieben Weiber auch gibt er, untadlige, kundig der Arbeit, Lesbische, die, da du Lesbos, die blühende, selber erobert, Er sich erkor, die an Reiz der Sterblichen Töchter besiegten. Diese nun gibt er dir; es begleite sie, die er entführet, Brises Tochter zugleich; und mit heiligem Eide beschwört er's, |
275 | Daß er nie ihr Lager verunehrt, noch ihr genahet, Wie in der Menschen Geschlecht der Mann dem Weibe sich nahet. Dieses empfängst du alles sogleich. Wenn aber hinfort uns Priamos' mächtige Stadt die Götter verleihn zu erobern; Reichlich sollst du dein Schiff mit Gold und Erz belasten, |
280 | Selbst einsteigend, wenn einst wir Danaer teilen den Siegsraub. Auch der troischen Weiber erwähle du zwanzig dir selber, Die nach Helena dort, der Argeierin, prangen an Schönheit. Wann zum achaiischen Argos, dem Segenslande, wir heimziehn; Sollst du sein Eidam sein, und er ehrt dich gleich dem Orestes, |
285 | Der sein einziger Sohn aufblüht in freudiger Fülle. Drei sind ihm der Töchter in wohlverschlossener Wohnung: Deren wähle dir eine, Chrysothemis, Iphianassa, Oder Laodike auch, und führ' umsonst die Erkorne Heim in des Peleus Haus; er gibt dir selber noch Brautschatz, |
290 | Reichlichen, mehr als je ein Mann der Tochter gegeben. Sieben gibt er dir dort der wohlbevölkerten Städte: Enope, und Kardamyle auch, und die grasige Hire, Pherä, die heilige Burg, und die grünenden Aun um Antheia, Auch Äpeia die schön', und Pedasos, fröhlich des Weinbaus. |
295 | Alle sind nah' am Meere, begrenzt von der sandigen Pylos; Und es bewohnen sie Männer, an Schafen reich, und an Rindern: Welche hoch mit Geschenk, wie einen Gott, dich verehrten, Und dein Scepter gehorchend dir steuerten reichliche Schatzung. Dieses vollendet er dir, sobald du dich wendest vom Zorne. |
300 | Aber wenn Atreus' Sohn zu sehr dir im Herzen verhaßt ist, Er und seine Geschenk'; o so schau der andern Achaier Drängende Not mit Erbarmen im Heer, das wie einen der Götter Ehren dich wird; denn wahrlich erhabenen Ruhm dir gewännst du: Hektor entraftest du nun! denn nahe dir wagt' er zu kommen, |
305 | Voll unsinniger Wut; da er wähnt, nicht einer auch gleiche Ihm in der Danaer Volk, so viel hertrugen die Schiffe. Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: |
310 | So wie im Herzen ich denk'; und wie's unfehlbar geschehn wird; Daß ihr mir nicht vorjammert, von hier und dort mich belagernd. Denn mir verhaßt ist jener, so sehr wie des Aïdes Pforten, Wer ein andres im Herzen verbirgt, und ein anderes redet. Aber ich selbst will sagen, wie mir's am heilsamsten dünket. |
315 | Weder des Atreus' Sohn Agamemnon soll mich bereden, Noch die andern Achaier; dieweil ja nimmer ein Dank war, Stets unverdrossenen Kampf mit feindlichen Männern zu kämpfen! Gleich ist des Bleibenden Los, und sein, der mit Eifer gestritten; Gleicher Ehre genießt der Feig' und der tapfere Krieger; |
320 | Gleich auch stirbt der Träge dahin, und wer vieles getan hat. Nichts ja frommt es mir selbst, da ich Sorg' und Kummer erduldet, Stets die Seele dem Tod' entgegentragend im Streite. So wie den nackenden Vöglein im Nest herbringet die Mutter Einen gefundenen Bissen, wenn ihr auch selber nicht wohl ist: |
325 | Also hab' ich genug unruhiger Nächte durchwachet, Auch der blutigen Tage genug durchstrebt in der Feldschlacht, Tapfere Männer bestreitend, um jenen ein Weib zu erobern! Zwölf schon hab' ich mit Schiffen bevölkerte Städte verwüstet, Und elf andre zu Fuß umher in der scholligen Troja; |
330 | Dort aus allen erkor ich der Kleinode viel und geehrte Mir voraus, und brachte sie all' Agamemnon zur Gabe, Atreus' Sohn; er ruhend indes bei den rüstigen Schiffen, Nahm die Schätz', und verteilt' ein weniges, vieles behielt er. Dennoch gab er den Helden und Königen Ehrengeschenke, |
335 | Die noch jeder verwahrt; nur mir von allen Achaiern Nahm er's, und hat das reizende Weib, womit er der Wollust Pflegen mag! Was bewog denn zum Kriegszug gegen die Troer Argos' Volk? Was fährt' er hieher die versammelten Streiter, Atreus' Sohn? War's nicht der lockigen Helena wegen? |
340 | Lieben allein denn jene die Fraun von den redenden Menschen, Atreus' Söhn'? Ein jeglicher Mann, der edel und weis' ist, Liebt und pflegt die Seine mit Zärtlichkeit: so wie ich jene Auch von Herzen geliebt, wiewohl mein Speer sie erbeutet. Nun er mir aus den Händen den Siegslohn raubte mit Arglist, |
345 | Nie versuch' er hinfort mich Kundigen! Nimmer ihm trau' ich! Sondern mit dir, Odysseus, und anderen Völkergebietern Sinn' er nach, von den Schiffen die feindliche Glut zu entfernen. Wahrlich schon sehr vieles vollendet' er ohne mein Zutun: Schon die Mauer erbaut' er, und leitete draußen den Graben, |
350 | Breit umher und groß; und drinnen auch pflanzet' er Pfähle! Dennoch kann er ja nicht die Gewalt des mordenden Hektors Bändigen! Aber da ich im Danaervolke noch mitzog; Niemals wagt' es Hektor, entfernt von der Mauer zu kämpfen; Sondern nur zum skäischen Tor und der Buche gelangt' er, |
355 | Wo er einst mich bestand, und kaum mir entfloh vor dem Angriff. Nun mir nicht es gefällt, mit dem göttlichen Hektor zu kämpfen; Bring' ich morgen ein Opfer für Zeus und die anderen Götter, Wohl dann belad' ich die Schiff', und nachdem ich ins Meer sie gezogen, Wirst du schaun, so du willst, und solcherlei Dinge dich kümmern, |
360 | Schwimmen im Morgenrot auf dem flutenden Hellespontos Meine Schiff', und darin die emsig rudernden Männer; Und wenn glückliche Fahrt der Gestaderschüttrer gewähret, Möcht' ich am dritten Tag' in die schollige Phtia gelangen. Vieles hab' ich daheim, das ich hieher wandernd zurückließ; |
365 | Anderes auch von hier, des rötlichen Erzes und Goldes, Schöngegürtete Weiber zugleich, und grauliches Eisen, Bring' ich, durchs Los mir beschert; doch den Siegslohn, der ihn gegeben, Nahm ihn mir selbst hochmütig, der Völkerfürst Agamemnon, Atreus' Sohn! Das alles verkünd' ihm, so wie ich sage, |
370 | Öffentlich: daß auch die andern im Volk der Achaier ergrimmen, Wenn er vielleicht noch einen der Danaer hofft zu betrügen, Jener in Unverschämtheit gehüllete! Schwerlich indes mir Wagt er hinfort, auch frech wie ein Hund, ins Antlitz zu schauen; Nimmer ihm werd' ich zu Rat mich vereinigen, nimmer zu Taten! |
375 | Einmal betrog er mich nun, und frevelte; nimmer hinfort wohl Täuscht sein tückisches Wort; er begnüge sich! sondern geruhig Wandr' er dahin: denn ihm raubte der waltende Zeus die Besinnung. Greul sind mir seine Geschenk', und ich acht' ihn selber nicht so viel! Nein, und böt' er mir zehnmal und zwanzigmal größere Güter, |
380 | Als was jetzo er hat, und was er vielleicht noch erwartet; Böt' er sogar die Güter Orchomenos, oder was Thebe Hegt, Ägyptos Stadt, wo reich sind die Häuser an Schätzen: Hundert hat sie der Tor', und es ziehn zweihundert aus jedem Rüstige Männer zum Streit mit Rossen daher und Geschirren: |
385 | Böt' er mir auch so viel, wie des Sandes am Meer und des Staubes; Dennoch nimmer hinfort bewegte mein Herz Agamemnon, Eh' er mir ausgebüßt die seelenkränkende Schmähung! Keine Tochter begehr' ich von Atreus' Sohn Agamemnon; Trotzte sie auch an Reiz der goldenen Aphrodite, |
390 | Wäre sie klug, wie Pallas Athen', an künstlicher Arbeit; Dennoch begehr' ich sie nicht! Er wähle sich sonst der Achaier Einen, der ihm gemäß, und der auch höher an Macht ist. Denn erhalten die Götter mich nur, und gelang' ich zur Heimat; Dann wird Peleus selbst ein edeles Weib mir vermählen. |
395 | Viel der Achaierinnen sind rings in Hellas und Phtia, Töchter erhabener Fürsten, die Städt' und Länder beherrschen; Hievon, die mir gefällt, erwähl' ich zur trauten Gemahlin. Dort auch trachtet mir oft des mutigen Herzens Verlangen, Einer Ehegenossin vermählt, in gefälliger Eintracht, |
400 | Mich der Güter zu freun, die Peleus der Greis sich gesammelt. Nichts sind gegen das Leben die Schätze mir: nichts, was vordem auch Ilios barg, wie man sagt, die Stadt voll prangender Häuser, Einst, als blühte der Fried', eh' die Macht der Achaier daherkam; Noch, was die steinerne Schwelle des Treffenden drinnen bewahret, |
405 | Phöbos Apollons Schatz, in Pythos klippichten Feldern. Beutet man doch im Kriege gemästete Rinder und Schafe, Und gewinnt Dreifüß' und braungemähnete Rosse; Aber des Menschen Geist kehrt niemals, weder erbeutet, Noch erlangt, nachdem er des Sterbenden Lippen entflohn ist. |
410 | Meine göttliche Mutter, die silberfüßige Thetis, Sagt, mich führe zum Tod' ein zweifach endendes Schicksal. Wenn ich allhier verharrend die Stadt der Troer umkämpfe; Hin sei die Heimkehr dann, doch blühe mir ewiger Nachruhm. Aber wenn heim ich kehre zum lieben Lande der Väter; |
415 | Dann sei verwelkt mein Ruhm, doch weithin reiche des Lebens Dauer, und nicht frühzeitig ans Ziel des Todes gelang' ich. Auch den übrigen möcht' ich ein ratsames Wort zureden, Heim in den Schiffen zu gehn: nie findet ihr doch der erhabnen Ilios Untergang; denn der waltende Zeus Kronion |
420 | Deckt sie mit schirmender Hand, und mutvoll trotzen die Völker. Aber ihr nun geht, den edelen Fürsten Achaias Botschaft anzusagen: das Ehrenamt der Geehrten: Daß sie anderen Rat und besseren jetzo ersinnen, Welcher die Schiff' errette zugleich, und das Volk der Achaier |
425 | Bei den geräumigen Schiffen; denn nicht ist jener gedeihlich, Welchen sie jetzt ausdachten, da ich im Zorne beharre. Phönix indes mag bleibend bei uns zur Ruhe sich legen, Daß er mit mir heimschiffe zum lieben Lande der Väter Morgen, wenn's ihm gefällt; denn nicht aus Zwang soll er mitgehn. |