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Streit um Patroklos. Euphorbos von Menelaos erlegt. Hektor, von Automedon sich wendend, raubt dem Patroklos die Rüstung, ehe Ajas, Telamons Sohn, ihn verscheucht. Drauf in Achilleus' Rüstung verstärkt er den Angriff auf den Leichnam, dem mehrere Achaier zu Hilfe eilen. Hartnäckiger Kampf bei wechselndem Glück. Die traurenden Rosse des Achilleus, die Zeus gestärkt, lenkt Automedon in die Schlacht, wo Hektor und Äneias umsonst ihn angreifen. Um Patroklos wankender Sieg. Menelaos sendet den Antilochos mit der Nachricht zu Achilleus. Er selbst und Meriones tragen den Leichnam, indes beide Ajas abwehren.
Nicht unbemerkt dem Atreiden, dem kriegrischen Held Menelaos, War's, wie Menötios' Sohn den Troern erlag in der Feldschlacht. Rasch durch das Vordergewühl, mit strahlendem Erze gewappnet, Kam und umwandelt' er ihn, wie ihr Kalb die blökende Starke, |
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5 | Die ihr Erstes gebar, noch neu den Sorgen der Mutter: Also umging Patroklos der bräunliche Held Menelaos. Vor ihn streckt' er die Lanz', und den Schild von gerundeter Wölbung, Ihn zu erschlagen bereit, wer nur annahte zu jenem. Auch nicht Panthoos' Sohn vergaß, der Lanzenberühmte, |
10 | Sein des gefallnen Patroklos, des herrlichen; sondern genaht ihm Stand er, und rief, anredend den streitbaren Held Menelaos: Atreus' Sohn, Menelaos, du Göttlicher, Völkergebieter, |
15 | Hat Patroklos verletzt im Ungestüme der Feldschlacht: Drum laß mich Siegsehre verherrlichen unter den Troern, Eh' ich dich treff', und hinweg dein süßes Leben dir raube! Unmutsvoll nun begann der bräunliche Held Menelaos: |
20 | Nie doch trotzt' ein Pardel so fürchterlich, nie auch ein Löwe, Noch der Eber des Waldes, der grimmige, welchem vor allen Großer Zorn im Busen mit drohender Stärke daherschnaubt: Als sich Panthoos' Söhne, die Lanzenschwinger, erheben! Doch nicht hatte fürwahr die Heldenkraft Hyperenors |
25 | Seiner Jugend Genuß, da der Schmähende wider mich hertrat! Dieser lästerte mich den verworfensten Krieger Achaias; Aber ich mein', er kehrte mir nicht mit eigenen Füßen Heim, der liebenden Gattin zur Freud', und den würdigen Eltern. Also lös' ich auch dir die strebende Kraft, wo du näher |
30 | Gegen mich kommst! Wohlan denn, ich rate dir, weiche mir eilig Unter die Menge zurück, und scheue dich, mir zu begegnen; Eh' dich ein Übel ereilt! Geschehenes kennet der Tor auch! Sprach's, und nicht ihn bewegt' er; vielmehr antwortet' er also: |
35 | Daß du den Bruder erschlugst, und rühmend der Tat dich erhebest, Daß du zur Witwe gemacht sein Weib in der bräutlichen Kammer, Und unnennbaren Gram den jammernden Eltern bereitet! Ach den Elenden würd' ich des Grams Erleichterung schaffen, Wenn ich zurück dein Haupt und die blutigen Rüstungen tragend |
40 | Überreicht in Panthoos' Hand und der göttlichen Phrontis! Doch nicht länger annoch sei unversucht uns die Arbeit, Und nicht leer der Entscheidung, der Tapferkeit und des Entsetzens! Jener sprach's, und rannt' auf den Schild von gerundeter Wölbung; |
45 | Auf dem gediegenen Schild. Nun erhob auch jener die Lanze, Atreus' Sohn Menelaos, und betete laut zu Kronion: Dann dem Zurückgezognen gerad' in die Wurzel des Schlundes Stieß er, und drängete nach, der nervichten Rechte vertrauend; Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang: |
50 | Dumpf hinkracht' er im Fall, und es rasselten um ihn die Waffen. Blutig troff ihm das Haar, wie der Huldgöttinnen Gekräusel, Schöngelockt, und zierlich mit Gold' und Silber durchflochten. Gleich dem stattlichen Sprößling des Ölbaums, welchen ein Landmann Nährt am einsamen Ort, wo genug vorquillt des Gewässers; |
55 | Lieblich sproßt er empor, und sanft bewegt ihn die Kühlung Aller Wind' umher, und schimmernde Blüte bedeckt ihn; Aber ein schnell andrängender Sturm mit gewaltigen Wirbeln Reißt aus der Grube den Stamm, und streckt ihn lang auf die Erde: Also erschlug den Euphorbos, den panthoidischen Streiter, |
60 | Atreus' Sohn Menelaos, und raubt' ihm die prangende Rüstung.
Jetzt wie ein Löw' im Gebirge genährt, der Stärke vertrauend, |
65 | Und zerfleischt; doch ringsum die Hund' und die Männer des Hirten Scheuchen ihn laut anschreiend von fernher, aber auch keiner Wagt ihm entgegen zu gehn, denn es faßte sie bleiches Einsetzen; Also wagt' auch keinem das mutige Herz in dem Busen, Dort ihm entgegen zu gehn, dem rühmlichen Held Menelaos. |
70 | Leicht enttrüg' er nunmehr Euphorbos prangende Rüstung, Atreus' Sohn, wenn nicht ihm neidete Phöbos Apollon, Der ihm den Hektor erregte, dem stürmenden Ares vergleichbar: Denn er naht' in Mentes Gestalt, des Kikonengebieters; Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten Worte: |
75 |
Hektor, du läufst nun also einher, Unerreichbares suchend, |
80 | Als er Patroklos umging, dir den tapfersten Troer ermordet, Panthoos' Sohn Euphorbos, den stürmenden Mut ihm bezähmend. Dieses gesagt, enteilte der Gott in der Männer Getümmel. |
85 | Ihn, der die prangende Wehr sich erbeutete, jenen zur Erde Hingestreckt, dem das Blut aus offener Wund' hervorrann. Rasch durch das Vordergewühl, mit strahlendem Erze gewappnet, Eilt' er und schrie lautauf, wie die lodernde Glut des Hephästos Ungestüm. Wohl hörte den schmetternden Ruf der Atreide; |
90 | Tief aufseufzt' er und sprach zu seiner erhabenen Seele:
Wehe mir! wenn ich anitzt die prangende Rüstung verlasse, |
95 | Scheuend die Schmach; dann, sorg' ich, umringen mich einzelnen viele, Wenn mit dem ganzen Volk anstürmt der gewaltige Hektor. Aber warum bewegte das Herz mir solche Gedanken? Wagt es ein Mann, dem Dämon zum Trotz, mit dem Helden zu kämpfen, Den ein Himmlischer ehrt, bald rollt auf das Haupt ihm ein Unheil. |
100 | Darum eifre mir keiner der Danaer, welcher mich siehet Weichen vor Hektors Macht; denn er kämpft mit Hilfe der Götter. Wenn ich indes nur Ajas den Rufer im Streit wo vernähme; Beide dann kehrten wir um, des freudigen Kampfes gedenkend, Selbst dem Dämon zum Trotz, ob entziehn wir möchten den Leichnam |
105 | Für den Peleiden Achilleus; denn Besserung wär' es dem Unglück.
Als er solches erwog in des Herzens Geist und Empfindung; |
110 | Welchen Hund' und Männer hinweg vom Gehege verscheuchen Rings mit Speer und Geschrei; sein mutiges Herz in dem Busen Schaudert ihm, und unwillig vom ländlichen Hof' entweicht er: Also ging von Patroklos der bräunliche Held Menelaos; Stand dann zum Feinde gekehrt, da der Seinigen Schar er erreichte, |
115 | Rings nach Ajas schauend, dem mächtigen Telamoniden. Diesen erkannt' er sofort linkshin im Gemenge der Feldschlacht, Wo er mit Mut beseelte die Freund', und ermahnte zu kämpfen; Denn unermeßliche Schrecken erregte Phöbos Apollon. Eilend lief er dahin, und bald ihm genahet begann er: |
120 |
Ajas, her, o Geliebter! zum Kampf um den toten Patroklos Jener sprach's; doch Ajas dem Feurigen regt' er das Herz auf. |
125 | Hektor, nachdem er Patroklos beraubt der prangenden Rüstung, Zog ihn, das Haupt von der Schulter zu haun mit schneidendem Erze, Und den geschleiften Rumpf vor die troischen Hunde zu werfen. Ajas naht' ihm nunmehr, und trug den türmenden Schild vor. Schnell dann wandte sich Hektor zurück in die Schar der Genossen, |
130 | Sprang in den Sessel empor, und gab die prangende Rüstung Troern zur Stadt zu tragen, ihm selbst zum herrlichen Denkmal. Ajas mit breitem Schild den Menötiaden bedeckend, Stand vor ihm, wie ein Löwe vor seine Jungen sich darstellt; Väterlich führt er die Schwachen einher, da begegnen ihm plötzlich |
135 | Jagende Männer im Forst; und er zürnt wutfunkelndes Blickes, Zieht die gerunzelten Brauen herab, und deckt sich die Augen: Also erschien dort Ajas, den Held Patroklos umwandelnd. Atreus' Sohn auch drüben, der streitbare Held Menelaos, Stellte sich dar, mit unendlichem Graus die Seele belastet. |
140 |
Glaukos nun, des Hippolochos' Sohn, der Lykier Heerfürst, Hektor, an Schönheit ein Held, der Tapferkeit mangelt dir vieles! |
145 | Du allein mit dem Volk, in Ilios Grenze geboren! Denn der Lykier keiner bekämpft die Danaer künftig, Eure Stadt zu beschirmen; dieweil ja nimmer ein Dank war, Stets unverdrossenen Kampf mit feindlichen Männern zu kämpfen! Welchen geringeren Mann verteidigst du wohl in der Heerschar, |
150 | Grausamer, da du Sarpedon, der Gastfreund dir und Genoß war, Unbeschützt den Achaiern zu Raub und Beute verließest? Der so oft dir Nutzen geschafft, der Stadt und dir selber, Weil er gelebt? Nun jenem die Hund' auch zu scheuchen verzagst du! Drum anjetzt, wo mir einer der lykischen Männer gehorchet, |
155 | Kehren wir heim, und Troja versinkt in grauses Verderben! Denn wenn jetzt die Troer entschlossene Kühnheit beseelte, Unverzagt, wie Männer sie kräftiget, die für die Heimat Gegen feindliche Männer des Kriegs Arbeiten erdulden; Würden wir bald Patroklos hinein in Ilios ziehen. |
160 | Und wenn dieser nur erst in des herrschenden Priamos Feste Käme, der tote Held, und wir dem Gefecht ihn entzögen; Würden alsbald die Argeier Sarpedons prangende Rüstung Lösen, zugleich ihn selber, in Ilios' Feste zu tragen. Denn es sank der Genoß des Gewaltigen, welcher voranstrebt |
165 | Allen in Argos' Volk, dem stürmen zum Kampf die Genossen. Und nicht Ajas einmal dem Mutigen hast du gewaget Fest zu stehn mit geheftetem Blick in der Feinde Getümmel, Noch gradan zu kämpfen; denn weit an Tapferkeit ragt er! Finster schaut' und begann der helmumflatterte Hektor: |
170 | Glaukos, wie hast du, ein solcher, so übermütig geredet? Wahrlich, mein Freund, ich glaubte, du seist verständig vor andern, Welche durch Lykia rings hochschollige Äcker bewohnen. Jetzo tadl' ich dich gänzlich den Einfall, welchen du vorbringst; Der du sagst, nicht steh' ich dem übergewaltigen Ajas. |
175 | Niemals traun erschreckt mich die Schlacht und das Stampfen der Rosse! Aber mächtiger stets ist Zeus' des Donnerers Ratschluß: Der auch den tapferen Kämpfer verscheucht, und den Sieg ihm entwendet, Sonder Müh; dann wieder ihn selbst antreibt zum Gefechte. Aber wohlan, tritt näher, mein Freund, und schaue mein Tun an: |
180 | Ob ich verzagt erscheine den ganzen Tag, wie du redest; Ob auch der Danaer manchen, wie heftiger Mut ihn entflammet, Hemmen ich werde vom Kampf um den hingesunknen Patroklos! |