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Begegnung der Heere. Alexandros oder Paris, nachdem er vor Menelaos geflohn, erbietet sich ihm durch Hektor zum Zweikampf um Helena, welchen Menelaos annimmt. Die Heere ruhn, und Priamos wird zum Vertrage aus Ilios gerufen. Indes geht Helena auf das skäische Tor, wo Priamos mit den Älteste sitzt, und nennt ihm die achaiische Heerführer. Priamos fährt in das Schlachtfeld hinaus. Vertrag, Priamos Rückkehr, Zweikampf. Den besiegten Paris entführt Aphrodite in seine Kammer, und ruft ihm Helena. Agamemnon fordert den Siegespreis.
Aber nachdem sich geordnet ein jegliches Volk mit den Führern, Zogen die Troer in Lärm und Geschrei einher, wie die Vögel: So wie Geschrei hertönt von Kranichen unter dem Himmel, Welche, nachdem sie dem Winter entflohn und unendlichem Regen, |
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5 | Dort mit Geschrei hinziehn an Okeanos strömende Fluten, Kleiner Pygmäen Geschlecht mit Mord und Verderben bedrohend; Und aus dämmernder Luft zum schrecklichen Kampfe herannahn. Jene wandelten still, die mutbeseelten Achaier, All' im Herzen gefaßt, zu verteidigen einer den andern. |
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Wie auf des Bergs Anhöhen der Süd ausbreitet den Nebel, |
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Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden gegeneinander; |
20 | Gegen ihn anzukämpfen in schreckenvoller Entscheidung.
Aber sobald ihn sahe der streitbare Held Menelaos |
25 | Nahe kommt; denn begierig verschlinget er, ob auch umher ihn Hurtiger Hunde Gewühl wegscheucht, und blühende Jäger: So war froh Menelaos, den göttlichen Held Alexandros Dort mit den Augen zu schaun; denn er wollt' ihn strafen, den Frevler. Schnell vom Wagen herab mit den Rüstungen sprang er zur Erde. |
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Aber sobald ihn sahe der göttliche Held Alexandros |
35 | Rasch nun floh er hinweg, und Bläss' umzog ihm die Wangen: Also taucht' er zurück in die Meng' hochherziger Troer, Zagend vor Atreus Sohn, der göttliche Held Alexandros. Hektor schalt ihn erblickend, und rief die beschämenden Worte: Weichling, an Schönheit ein Held, weibsüchtiger, schlauer Verführer! |
40 | Wärest du nie doch geboren, das wünscht' ich dir, oder gestorben, Eh' du um Weiber gebuhlt! Viel heilsamer wäre dir solches, Als nun so zum Gespött dastehn, und allen zum Anschaun! Ja, ein Gelächter erheben die hauptumlockten Achaier, Welche des Heers Vorkämpfer dich achteten, weil du so schöner |
45 | Bildung erscheinst; doch wohnt nicht Kraft dir im Herzen, noch Stärke! Wagtest denn du, ein solcher! in meerdurchwandelnden Schiffen Über die Wogen zu gehn, von erlesenem Volke begleitet, Und zu Fremden gesellt, ein schönes Weib zu entführen, Aus der Apier Lande, die Schwägerin kriegrischer Männer? |
50 | Deinem Vater zum Gram, und der Stadt und dem sämtlichen Volke, Aber den Feinden zur Wonn', und zu ewiger Schande dir selber? Ha, nicht mochtest du stehn vor Atreus Sohn! denn gelernet Hättest du, welchem Manne die blühende Gattin du raubtest! Nichts auch frommte die Laute dir jetzt, und die Huld Aphroditens, |
55 | Nichts dein Haar, und der Wuchs, wenn dort du im Staube dich wälztest! Wären die Troer nur nicht Feigherzige; traun, es umhüllte Längst dich ein steinerner Rock, für das Unheil, das du gehäuft hast! Ihm antwortete drauf der göttliche Held Alexandros: |
60 | Stets ist dir ja das Herz, wie die eherne Axt, unbezwingbar, Welche das Holz durchstrebt vor dem Zimmerer, wann er zum Schiffbau Künstlich die Balken behaut, und ihr Schwung ihm die Stärke vermehret: So ist fest dir das Herz, und stets unerschrockenes Mutes. Nur nicht rüge die Gaben der goldenen Aphrodite. |
65 | Unverwerflich ja sind der Unsterblichen ehrende Gaben, Welche sie selber verleihn, und nach Willkür keiner empfänget. Doch jetzt, willst du mich sehn im tapferen Streite des Krieges, Heiße die anderen ruhn, die Troer umher und Achaier, Laßt dann mich vor dem Volk und den streitbaren Held Menelaos |
70 | Kämpfen um Helena selbst und die sämtlichen Schätze den Zweikampf. Wer von beiden nunmehr obsiegt, und stärker erscheinet, Nehme die Schätze gesamt mit dem Weib und führe sie heimwärts. Ihr dann zugleich, Freundschaft und heiligen Bund euch beschwörend, Wohnt in der scholligen Troja; und jen' entschiffen zu Argos |
75 | Rossenährender Flur, und Achaias rosigen Jungfraun.
Jener sprach's; doch Hektor erfreute sich hoch ob der Rede; |
80 | Zieleten mit Wurfspießen daher, und schleuderten Steine. Aber es rief lauttönend der Völkerfürst Agamemnon: Haltet ein, Argeier, und werft nicht, Männer Achaias! Jener sprach's; und sie ließen vom Streit, und harreten schweigend |
85 | Flugs umher; doch Hektor begann in der Mitte der Völker:
Hört mein Wort, ihr Troer, und hellumschiente Achaier, |
90 | Daß er allein vor dem Volk und der streitbare Held Menelaos Kämpf' um Helena selbst und die sämtlichen Schätze den Zweikampf. Wer von beiden nunmehr obsiegt, und stärker erscheinet, Nehme die Schätze gesamt mit dem Weib', und führe sie heimwärts. Freundschaft sollen wir andern und heiligen Bund uns beschwören. |
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Jener sprach's; doch alle verstummten umher, und schwiegen. Hörer anjetzt auch mich; am meisten ja lastet der Kummer |
100 | Wegen unseres Streits, den mir Alexandros begonnen. Wem nunmehr von uns beiden der Tod und das Schicksal bevorsteht, Solcher sterb'; und ihr andern versöhnt euch eilig, und scheidet. Bringt zwei Lämmer herbei, dem Helios weiß und ein Böcklein, Schwarz der Erd' und ein Weibchen; wir bringen dem Zeus noch ein drittes. |
105 | Ruft alsdann auch Priamos Macht, daß jener das Bündnis Schwör', er selbst! denn die Söhne sind übermütig und treulos: Daß kein frevelnder Mann Zeus' heiligen Bund verletze. Stets ja flattert das Herz den Jünglingen; doch wo ein Alter Zwischen tritt, der zugleich vorwärts hinschauet und rückwärts, |
110 | Solcher erwägt, wie am besten die Wohlfahrt beider gedeihe.
Jener sprach's; ihm erfreuten sich hoch Achaier und Troer, |
115 | Nahe nur voneinander; denn wenig war Feldes dazwischen.
Aber Hektor beschied zween Herold' eilig gen Troja, |
120 | Holete; jener enteilt' und gehorcht' Agamemnon dem Herrscher.
Iris brachte nunmehr der schimmernden Helena Botschaft, |
125 | Jene fand sie daheim: sie webt' ein Gewand in der Kammer, Groß und doppelt und hell, durchwirkt mit mancherlei Kämpfen Rossebezähmender Troer und erzumschirmter Achaier, Welche sie ihrethalb von Ares Händen erduldet. Nahe trat und begann die leichthinschwebende Iris: |
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Komm doch, du trautes Kind, die seltsamen Taten zu schauen |
135 | Hingelehnt auf die Schild', und die rasenden Speer' in dem Boden. Nur Alexandros allein und der streitbare Held Menelaos Werden anjetzt um dich mit langem Speer sich bekämpfen; Und wer den Gegner besiegt, der nennt dich traute Gemahlin. Also sprach die Göttin, und schuf ihr süßes Verlangen |
140 | Nach dem ersten Gemahl, nach Vaterstadt und Gefreunden. Schnell in den Schleier gehüllt von silberfarbener Leinwand, Flog sie hinweg aus der Kammer, die zarte Trän' an den Wimpern: Nicht sie allein; ihr folgten zugleich zwo dienende Jungfraun, Äthra, des Pittheus Tochter, und Klymene, herrschendes Blickes. |
145 | Bald nun kamen sie hin, allwo das skäische Tor war. Aber Priamos dort, und Panthoos, neben Thymötes, Lampos, und Klytios auch, und Ares Sproß Hiketaon, Auch Antenor der Held, und Ukalegon, beide voll Weisheit, Saßen, die Ältsten der Stadt, umher auf dem skäischen Tore: |
150 | Welche betagt vom Krieg ausruheten; doch in Versammlung Redner voll Rat, den Cikaden nicht ungleich, die in den Wäldern Aus der Bäume Gesproß hellschwirrende Stimmen ergießen: Gleich so saßen der Troer Gebietende dort auf dem Turme. Als sie nunmehr die Helena sahn zum Turme sich wenden; |
155 | Leise redete mancher, und sprach die geflügelten Worte:
Tadelt nicht die Troer und hellumschienten Achaier, |
160 | Ehe sie uns und den Söhnen hinfort noch Jammer bereitet!
Also die Greis'; und Priamos rief der Helena jetzo: |
165 | Welche mir zugesandt den bejammerten Krieg der Achaier! Daß du auch jenes Manns, des gewaltigen, Namen mir nennest, Wer doch dort der Achaier so groß und herrlich hervorprangt! Zwar es ragen an Haupt noch andere höher denn jener; Doch so schön ist keiner mir je erschienen vor Augen, |
170 | Noch so edler Gestalt; denn königlich scheint er von Ansehn!
Aber Helena sprach, die edle der Fraun, ihm erwidernd: |
175 | Und mein einziges Kind, und die holde Schar der Gespielen! Doch nicht solches geschah; und nun in Tränen verschwinde ich!... Jetzo will ich dir sagen, was du mich fragst und erforschest. Jener ist der Atreide, der Völkerfürst Agamemnon, Beides, ein trefflicher König zugleich, und ein tapferer Streiter. |
180 | Schwager mir war er vordem, der Schändlichen; ach, er war es!
Jene sprach's; und der Greis bewundert ihn, laut ausrufend: |
185 | Wo ich ein großes Heer gaultummelnder phrygischer Männer Schauete, Otreus Volk und des götterähnlichen Mygdon, Welches umher am Gestade Sangarios weit sich gelagert; Denn ich ward als Bundesgenoss' mit ihnen gerechnet, Jenes Tags, da die Hord' amazonischer Männinnen einbrach: |
190 | Doch war minder die Zahl, wie der freudigen Krieger Achaias!
Jetzo erblickt' Odysseus der Greis, und fragte von neuem: |
195 | Seine Wehr ist gestreckt zur nahrungsprossenden Erde; Doch er selbst, wie ein Widder, umgeht die Scharen der Männer: Gleich dem Bock erscheinet er mir, dickwolliges Vlieses, Welcher die große Trift weißschimmernder Schafe durchwandelt. Ihm antwortete Helena drauf, Zeus' liebliche Tochter: |
200 | Der ist Laertes Sohn, der erfindungsreiche Odysseus, Welcher in Ithakas Reich aufwuchs, des felsichten Eilands, Wohlgeübt in mancherlei List und verschlagenem Rate. Und der verständige Greis Antenor sagte dagegen: |
205 | Denn auch hieher kam er vorlängst, der edle Odysseus, Deinethalben gesandt, und der streitbare Held Menelaos. Ich herbergete beid', in meinem Palast sie bewirtend: So daß beider Gestalt und kluger Geist mir bekannt ist. Als sie nunmehr in der Troer versammelten Kreis sich gesellet, |
210 | Ragt' im Stehn Menelaos empor mit mächtigen Schultern: Doch wie sich beide gesetzt, da schien ehrvoller Odysseus. Aber sobald sie mit Red' und Erfindungen alles umstrickten; Siehe da sprach Menelaos nur fliegende Worte voll Inhalts, Wenige doch eindringender Kraft: denn er liebte nicht Wortschwall, |
215 | Nicht abschweifende Rede, wiewohl noch jüngeres Alters. Aber nachdem sich erhub der erfindungsreiche Odysseus; Stand er und schaute zur Erde hinab mit gehefteten Augen; Auch den Stab, so wenig zurückbewegend wie vorwärts, Hielt er steif in der Hand, ein Unerfahrner von Ansehn: |
220 | Daß du leicht für tückisch ihn achtetest, oder für sinnlos. Aber sobald er der Brust die gewaltigen Stimmen entsandte, Und ein Gedräng' der Worte, wie stöbernde Winterflocken; Dann wetteiferte traun kein Sterblicher sonst mit Odysseus, Und nicht stutzten wir so, des Odysseus Bildung betrachtend. |