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200 | Sprach's, und hervor aus dem Bord' entzog er die eherne Lanze. Ihn dann ließ er daselbst, nachdem er den Geist ihm genommen, Hingestreckt auf dem Sande, bespült vom dunklen Gewässer. Ringsher schlängelten Aal' und wimmelnde Fisch' um den Leichnam; Gierig das weiße Fett, das die Nieren umwuchs, ihm benagend. |
205 | Selbst dann eilt er dahin zur reisigen Schar der Päonen, Welche noch voll Angst am wirbelnden Strom umherflohn, Als sie den Tapfersten sahn in schreckenvoller Entscheidung Unter Achilleus' Hand und gewaltigem Schwerte gebändigt. Dort den Thersilochos nun, und Astypylos schlug er, und Mydon, |
210 | Thrasios dann, auch Mnesos, und Änios, auch Ophelestes. Und noch mehr der Päonen erschlug der schnelle Achilleus, Wenn nicht zürnend geredet des Stroms tiefstrudelnder Herrscher, Der in Menschengestalt aufruft' aus tiefem Gestrudel: Peleus' Sohn, du wütest, an Kraft und entsetzlichen Taten |
215 | Mehr als Mensch; denn immer begleiten dich waltende Götter. Wenn dir Zeus die Troer verlieh, daß du alle verderbtest; Außer mir selbst sie verfolgend, erfülle mit Graun die Gefilde. Voll sind mir von Toten bereits die schönen Gewässer; Kaum auch kann ich annoch ins heilige Meer mich ergießen, |
220 | Eingeengt von Toten: so übest du Mord und Vertilgung! Aber wohlan, laß ab; ich staune dir, Völkergebieter! Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: |
225 | Bis ich zur Stadt sie gescheucht, und Hektors Stärke geprüfet, Ob er im Kampfe vielleicht mich bändiget, oder ich selbst ihn. Also der Held, und stürzt' in die Troer sich, stark wie ein Dämon. Wehe, du achtest ja nicht, Zeus' Sohn mit silbernem Bogen, |
230 | Was Kronion beschloß, der dir voll Ernstes geboten, Trojas Söhne mit Macht zu verteidigen, bis sich des Abends Dämmernde Späte genaht, die scholligen Äcker beschattend. Jener sprach's; und Achilleus der Herrliche sprang in den Strudel |
235 | All' erregt' er die Fluten getrübt, und drängte die Toten, Häufige, die ringsher ihn erfüllt, die getötet Achilleus: Diese warf er hinaus, mit lautem Gebrüll, wie ein Pflugstier, An das Gestad'; und die Lebenden rings in den schönen Gewässern Rettet' er, eingehüllt in hochaufstrudelnde Wogen. |
240 | Schrecklich umstand den Peleiden die trübe geschwollene Brandung, Schlug an den Schild dann schmetternd herab; und nicht auf den Füßen Konnt' er fest noch bestehn. Da faßt' er die Ulm' in den Händen, Frisch von Wuchs, hochragend; doch jene, gestürzt aus den Wurzeln, Riß das Gestad' auseinander, und sank, die schönen Gewässer |
245 | Hemmend mit dichtem Gezweig', und überbrückte die Fluten, Ganz hinein gestürzt; und der Held aus der Tiefe sich schwingend, Eilte dahin durch die Ebne mit hurtigen Füßen zu fliegen, Angstvoll. Noch nicht ruhte der Schreckliche, sondern er stürzt' ihm Nach mit dunkelnder Flut; daß er hemmen möcht' in der Arbeit |
250 | Peleus' göttlichen Sohn, und die Plag' abwenden den Troern. Aber Achilleus entsprang, so weit die Lanze dahinfliegt, Ungestüm wie der Adler, der schwarzgeflügelte Jäger, Welcher der mächtigste ist und geschwindeste aller Gevögel: Diesem gleich hinstürmt' er; das Erzgeschmeid' um den Busen |
255 | Rasselte grauses Getöns; und seitwärts jenem entschlüpfend Floh er; allein nachrauschte der Strom mit lautem Getös' ihm. Wie wenn ein wässernder Mann von des Bergquells dunklem Gesprudel Über Saat und Gärten den Lauf der Gewässer daherführt, Und, in der Hand die Schaufel, den Schutt wegräumt aus der Rinne; |
260 | Jetzo strömt es hervor, und die Kieselchen alle des Baches Werden gewälzt; denn geschwinde mit rauschenden Wellen entstürzt es Vom abschüssigen Hang', und eilet zuvor auch dem Führer: Also erreichte der Strom mit wogender Flut den Achilleus Stets, wie rasch er auch war; denn stark vor Menschen sind Götter. |
265 | Aber so oft ansetzte der mutige Renner Achilleus, Fest ihm entgegen zu stehn, daß er schauete, ob ihn die Götter Alle zur Flucht hinscheuchten, die weit den Himmel bewohnen; Naht' ihm sofort das Gewoge des himmelentsprossenen Stromes Hoch die Schultern umspülend. Dann sprang er empor mit den Füßen, |
270 | Unmutsvoll in der Seel'; und der Strom bezwang ihm die Kniee, Schräg anrollend mit Macht, und den Staub den Füßen entreißend. Laut wehklagt' Achilleus, den Blick gen Himmel gewendet: Vater Zeus, daß auch keiner der Himmlischen nun sich erbarmet, |
275 | Keiner indes ist mir der Uranionen so schuldig, Als die liebende Mutter, die mich durch Lüge getäuschet; Denn sie sprach, an der Mauer der erzumpanzerten Troer Sei mir zu sterben bestimmt durch Apollons schnelle Geschosse. Hätte mich Hektor getötet, der hier der Tapferste aufwuchs! |
280 | Dann wär' ein Starker erlegt, und es raubt ein Starker die Rüstung! Doch nun ward zu sterben den schmählichen Tod mir geordnet, Eingehemmt von dem mächtigen Strom, wie ein jüngerer Sauhirt, Welcher im Regenbache versinkt, durchwatend im Winter! Als er es sprach, da traten Poseidon schnell und Athene |
285 | Ihm zur Seite genaht, an Gestalt gleich sterblichen Männern, Fügten ihm Hand in Hand, und redeten tröstende Worte; Also begann vor ihnen der Erderschüttrer Poseidon: Nicht so bang, o Peleid', erzittere, noch so verzagend; |
290 | Mit Einwilligung Zeus', ich selbst und Pallas Athene! So nicht ward zu sterben im Strom dir geordnet vom Schicksal; Sondern bald kehrt jener zur Ruh, und du selber erkennst es. Doch ermahnen wir dich aufs Fleißigste, wenn du gehorchest. Laß nicht ruhn die Hände vom allverheerenden Kriege, |
295 | Eh' in Ilios' türmende Stadt du die Scharen der Troer Eingehemmt, wer entrann. Doch wann Hektors Geist du geraubt hast, Dann zu den Schiffen gekehrt; wir geben dir Ruhm zu gewinnen. Also redeten beid', und eilten hinweg zu den Göttern. |
300 | In das Gefild'; und es wogte von weitergossenen Wassern. Viel schönprangende Waffen der kampferschlagenen Männer Schwammen mit Leichen umher. Doch sprang er empor mit dem Knieen Gegen die Flut gradaus, der Stürmende, welchen umsonst nun Hemmte der breite Strom; denn mit Kraft erfüllt' ihn Athene. |
305 | Noch nicht ließ Skamandros vom Zorn ab; nein noch ergrimmter Eifert' er Peleus' Sohn, und erhub hochwogige Brandung, Mächtig empor sich bäumend, und laut zum Simois rief er: Bruder, wohlan! Die Gewalt des Mannes da müssen wir beid' itzt |
310 | Wirft er in Staub; denn die Troer bestehn ihn nicht im Getümmel! Auf denn, und hilf in Eil', und erfülle den Strom mit Gewässern Rings aus den Quellen der Berg', und ermuntere jeglichen Gießbach! Hoch nun erhebe die Flut, und rolle mit donnernder Woge Blöck' und Steine daher; daß den schrecklichen Mann wir bezähmen, |
315 | Welcher die Schlacht durchherrscht, und gleich dem Unsterblichen schaltet! Nicht soll, mein' ich, die Kraft ihn verteidigen, oder die Bildung, Noch die prangenden Waffen: die sollen mir tief in dem Sumpfe Liegen von häufigem Schlamme bedeckt; und ihn selber umwälz' ich Rings mit Sand, in den Schwall von Muscheln und Kies ihn verschüttend, |
320 | Hoch, daß selbst sein Gebein nicht aufzusammeln vermögen Argos' Söhn'; im unendlichen Wust, den ich über ihn ausgoß! Dort soll das Denkmal sein des Gestorbenen; und er bedarf nicht, Daß ihm ein Rasengrab die bestattenden Danaer häufen! Sprach's, und drang auf Achilleus in trüb' aufstürmender Brandung, |
325 | Laut mit Schaum anrauschend und Blut und gewirbelten Leichen. Purpurbraunes Gewoge des himmelentsprossenen Stromes Wallete hochgetürmt, und schlug auf den Peleionen. Here nunmehr schrie auf, voll großer Angst um Achilleus, Daß ihn mit Macht wegraffte des Stroms tiefstrudelnder Herrscher. |
330 | Schnell zu Hephästos gewandt, dem lieben Sohne, begann sie:
Hebe dich, Sohn Hephästos, du Hinkender! Deiner Gewalt ist, |
335 | Schnell von dem Meergestade zum heftigen Sturm zu erregen, Welcher das Heer der Troer mit Mann und Waffen verbrenne, Schreckliche Glut forttragend. Doch du ans Gestade des Xanthos Zünde die Bäum', auch ihn selber durchlodere; aber durchaus nicht Werde durch freundliche Worte zurückgewandt noch Bedrohung! |
340 | Eher nicht laß deine Gewalt ruhn, als wann ich selber Rufe das laute Gebot; dann zähme die Glut der Vertilgung! Jene sprach's; doch Hephästos ergoß den entsetzlichen Glutstrahl. |
345 | Ganz ward trocken das Feld, und gehemmt das blinkende Wasser. Wie wenn in herbstlicher Schwüle der Nord den gewasserten Garten Alsobald austrocknet, und fröhlich es schaut der Besteller: So ward trocken das ganze Gefild, und die Leichname ringsum Brannten. Da stürmte der Gott in den Strom helleuchtende Flamme. |
350 | Brennend standen die Ulmen, die Weidichte, und Tamarisken, Brennend der Lotos umher, Riedgras und duftender Galgant, Welche die schönen Gewässer des Stroms weitwuchernd umsproßten; Angstvoll schnappten die Aal' und die Fisch' umher in den Strudeln, Welche die schönen Gewässer durchtaumelten hiehin und dorthin, |
355 | Matt von dem Flammenhauch des erfindungsreichen Hephästos. Brennend auch wogte der Strom, und redete, also beginnend: Keiner, Hephästos, hält dir Obstand unter den Göttern; |
360 | Treiben aus Ilios' Stadt! Was acht' ich des Streits und der Hilfe?
Sprach's, und brannt' in der Glut, und es sprudelten seine Gewässer. |
365 | So durchglühte das Feuer den Strom, und es brauste das Wasser. Nicht mehr floß er im Lauf; er stockt', in der Lohe geängstet Durch Hephästos Gewalt, des Erfindenden. Aber zur Here Wandt' er sich laut wehklagend, und sprach die geflügelten Worte: Here, warum doch quälet dein Sohn so heftig vor andern |
370 | Meinen Strom? Ich habe mich dir ja minder verschuldet, Als die anderen alle, so viel beistehen dem Troern. Doch nun will ich ja gern mich beruhigen, wenn du gebietest; Nur sei ruhig auch jener! Zugleich auch dieses beschwör' ich, Niemals einem der Troer den grausamen Tag zu entfernen, |
375 | Nicht wenn Troja sogar in verheerender Flamme des Feuers Loderte, rings entflammt von den kriegrischen Söhnen Achaias! Als sie solches vernommen, die lilienarmige Here; Halt, mein Sohn Hephästos, Gepriesener! nicht ja geziemt dir's, |
380 | So den unsterblichen Gott der Sterblichen wegen zu martern!
Jene sprach's; da löschte der Gott sein entsetzliches Feuer; |
385 |
Doch die anderen Götter durchwütete Zank schwerlastend, |
390 | Wonnevoll, da er sahe die Götter zum Kampf sich begegnen. Jetzt nicht länger annoch verweilten sie. Siehe voran drang Ares der Schilddurchbrecher, und stürmt' auf Pallas Athene, Haltend den ehernen Speer; und er rief die schmähenden Worte: Warum treibst du die Götter zum Kampf, schamloseste Fliege, |
395 | Stürmischer Dreistigkeit voll. Du tobst unbändiges Mutes! Weißt du noch, wie du Tydeus' Sohn Diomedes gereizet, Mir zu nahn, und du selber den strahlenden Speer mit den Händen Grade daher gedrängt, den blühenden Leib mir verwundend? Jetzo sollst du mir alles berichtigen, was du verschuldet! |