Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Erster Band. Lehrjahre
Max Eyth

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122.

Magnoliaplantage, den 6. März 1868.

Der erste Pflug ist nun eingebürgert auf amerikanischem Boden! Denn der in Illinois hat bis jetzt nur schwache Lebenszeichen von sich gegeben und ist in Händen, die mir ernstlich für ihn bange machen. Der hiesige dampft und pufft seit vier Wochen ernsthaft und ehrlich darauf los und zieht seine sechzehn Zoll tiefen Furchen für die nächste Zuckerrohrernte mit stoischem Gleichmut. Die Neger, mit denen ich anfangs keine kleine Mühe hatte, denn die Kerls sind keine gutherzigen Ägypter, beginnen die Sache zu begreifen, und Mr. Lawrence, der mit sichtlichem Bangen den ersten Tagen der Arbeit entgegengesehen hatte, weil seine ganze Hoffnung für die Zukunft der Zuckerkultur auf seinen Gütern an diesen Versuchen hing, behauptet, glücklich zu sein.

Wegen der Zollfrage, die für uns eine Lebensfrage ist, wird in Philadelphia, Washington und England gewühlt, doch ist ungewiß, was dabei herauskommen mag. Wenn Luisiana im Kongreß vertreten wäre, hätte die Sache wohl nicht die geringste Schwierigkeit. Mit Longstreet, Burnside, Taylor und den Interessen des ganzen Staats auf unsrer Seite würde eine solche Kleinigkeit ohne Widerstand durchgehen. So aber haben wir die hirnwütigen Schufte der radikalen Partei – Ihr seht, welche Fortschritte in Politik und Landessprache ich hier mache – gegen uns, die jede Maßregel für das Erstarken des Südens aus politischen Gründen vereiteln, und wenn sie damit zehnmal ins eigne Fleisch schneiden.

Es ist weit gekommen in diesem vielgerühmten Freistaat. »Der absoluteste Despotismus ist besser als eine Republik, worin der Schlechte wie der Gute, der Reiche wie der Arme, der Scharfsinnige wie der Tölpel genau die gleiche Macht haben!« – Das ist ein Ausspruch, den man hier täglich und stündlich zu hören bekommt. Ihr habt drüben, unter Euerm Karl »dem Guten«, keinen Begriff mehr von dem, was es heißt, schlecht regiert zu sein. Geht nach Syrien oder Washington und seid dankbar, daß Ihr Württemberger seid und vielleicht einmal Preußen werdet!


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