Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Erster Band. Lehrjahre
Max Eyth

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40.

London, den 5. Januar 1863.

Halte ich Eure Briefe gegen die meinen, so wird mir eins klar: in unsern deutschen Verhältnissen mit ihrem geregelten Gange werden die Bewegungen des inneren Lebens ungeduldiger als die des äußeren, und das Äußere muß das Innere in Schranken halten. Hier ist's umgekehrt, und was ich mir zu Hause kaum hätte träumen lassen: in diesen äußeren Stürmen wird das Herz ruhig und geht entschlossener, wo ein eigner Entschluß nötig ist, oder geduldiger, wo nichts zu ändern ist, seine Wege.

Die Adresse zeigt Euch, daß der erste Schritt der großen Reise unerwartet schnell gemacht wurde; vielleicht auch der letzte für ein paar Monate, und wer weiß, was dazwischen wieder geschieht? Am 2. Januar frühstückte ich mit Mr. Fowler; die verschiedenen großen Pläne wurden durchgesprochen und meine Abreise auf die nächste Woche festgesetzt. Den andern Morgen kam ein Telegramm aus Ägypten, das mich veranlaßte, in vier Stunden von Leeds Abschied zu nehmen, mein Haus zu bestellen und mich in einen Schnellzug zu setzen.

In London hatte ich meinen Indier zu sprechen, dessen Land ich pflügen, bewässern und trocknen soll. Hier stellte sich nun das Folgende heraus. Die schon vor acht Tagen erwartete Post von Kalkutta sollte einen Brief bringen, welcher entscheidet, ob ein zweiter Dampfpflug auf seinen Baumwollgütern nötig ist. Wird dies bejaht, so hat der bestellte Apparat und ich sogleich nach diesem Gute aufzubrechen und der andre nachzukommen. Wird es verneint, so wird für die Indigopflanzung der bestellte Pflug erst Ende August, meine Abreise also nicht vor April oder Mai notwendig sein. So hängt die Geschichte wieder, und ich sitze hier. – –

Soeben kommt ein Telegramm von Malta, daß die Kalkuttapost in vier Tagen ankommen werde.

So viel für heute. Kommt ein Ja von Kalkutta, so sehen wir uns gerade lange genug, um Abschied zu nehmen. Kommt ein Nein, so geht's vermutlich wieder in den Norden.

Verzeiht mein Geschmier! Aber Studien in der Kalligraphie liegen mir ferner als Hindostan. Dies ist nicht zu ändern.


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