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Schubra, den 8. März 1865.
Eine hochinteressante amtliche Besichtigung vizeköniglicher Güter, die Ismael-Pascha gegen unsern Distrikt um Kassr-Schech umtauschen möchte, führte mich während der letzten vierzehn Tage nach Oberägypten. Aus dem Austausch aber wird nichts, wenn mein Bericht ihn verhindern kann. Wir haben um Kassr-Schech unsre Felder, Maschinen und Fabriken nicht gerade in musterhafter, aber doch in leidlicher Ordnung. Dort oben aber ist's fürchterlich.
Es ist die zweite Nacht, die ich seit vierzehn Tagen unter einem Dache schlafe. Morgen geht's wieder fort, um in Beramun, einem neu einzurichtenden Gut bei Damiette, vermutlich das Leben eines Halbwilden, ein tinten- und federloses Dasein fortzusetzen.
Vorgestern ersuchte mich Halim-Pascha, die Geschäfte so einzurichten, daß ich ihn anfangs Juli in England in Empfang nehmen könne, um ihn durch das Labyrinth der dortigen industriellen Welt zu geleiten. Dabei lächelte er gnädigst und erwartete sichtlich, daß ich, wie ein hölzerner Nürnberger Hanswurst, dem man an seiner Herz- und Nervenschnur zieht, die Füße jubelnd über den Kopf zusammenschlagen werde, worin er sich getäuscht fand. Denn wenn mich auch kleine Glücks- und Unglücksfälle noch in jugendlich ungebührliches Feuer zu versetzen pflegen, lerne ich doch nachgerade, bei großen eine stoische Ruhe zu bewahren. Ich gab ihm das gnädige Lächeln mit einem kleinen Aufschlag wieder heim, verbeugte mich und zog mich mit einem arabischen: Zu Befehl, Herr Oberst! zurück. Hinter dem nächsten Olivenbusch soll ich jedoch die oben erwähnte ausdrucksvolle Bewegung des Nürnbergers mit Erfolg ausgeführt haben. Ihr dürft nicht unglücklich werden, wenn die ganze liebliche Fernsicht sich wieder als Luftspiegelei erweist. Das Geschick ist in Ägypten der launenhafteste aller Tyrannen, und nichts ist gewiß, als was man zwischen den Fingern hält. Selbst die Bewegungen der Fürsten dieses wunderlichen Landes scheinen das Spiel einer dunkeln Gewalt zu sein. Wer nie an ein Schicksal geglaubt hat, kann es hier lernen.
Übrigens scheint mein Unstern, der immer noch manches heitere Geschichtchen erfindet, sich ganz besonders mit meinem vielbesprochenen Baumwollenpflug zu beschäftigen. Die letzte Ladung Kisten, die endlich zu Wasser von Alexandrien nach Schubra abgegangen war, ist neueren Forschungen zufolge auf dem Nil untergegangen. Eine Truppe Fellachin brach deshalb gestern mit Seilen und Stangen auf, um die nötigen Rettungsversuche anzustellen. Wenn es nicht gegen meine Grundsätze verstieße, würde ich aus der Haut fahren; denn die diesjährige Baumwollpflanzzeit wird nun unfehlbar ohne den unentbehrlichen Beistand meines Pfluges vor sich gehen.