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Die Besatzung war bereits im Schloßhof versammelt. Sie war auf ein kleines Häuflein zusammengeschmolzen. Alle, die noch streitfähig waren, standen in Reih und Glied, in ihren besten kriegerischen Schmuck gekleidet. Man sah ihnen die Strapatzen der letzten Woche an, wer aber ein Auge hatte für den Ausdruck der Entschlossenheit, der auf den finstern Gesichtern lag, konnte nicht zweifeln, daß jeder einzelne sein Leben noch theuer genug verkaufen werde. Hie und da erblickte man auch einen Kranken oder Verwundeten, der seine Lanze oder sein Schwert als einen Stab brauchte, um sich mühsam aufrecht zu erhalten, aber dennoch vom Lager aufgestanden war, um mit seinen Brüdern vor dem Feind zu fallen. Mit dem Leben hatte jeder abgeschlossen.
Unsere drei Freunde gingen, an den Ungarn und Kroaten vorüber, auf den Ort zu, wo der Rest des deutschen Fähnleins sich aufgestellt hatte. Schimmelmann, den rechten Arm noch in der Binde, kam ihnen entgegen und rief:
»Also – Gerber, sag ich euch Dank für eure gute Meinung, daß ihr sorgen wolltet für meine alten Tage. Ich habe wahrhaftig die ganze Nacht an meine Mutter gedacht, wie sich die gute Alte gefreut hätte, wenn ich das Kriegshandwerk aufgegeben, aber ihr seht, es hat nicht sein sollen. Es bedarf nur noch kurzer Arbeit, dann sind wir alle gut aufgehoben. Aha«, sagte er zu Joseph, »sieht man dich auch einmal mit Schwert und Spieß? Recht so, ja ich sage, es will heute keiner zurückbleiben. Es wäre auch eine Schande. Schaut nur die Leute an, wie sie die Zähne über einander beißen und die Lanzen so fest in ihren Fäusten halten! Es wird ein Strauß werden, von dem die Türken noch in hundert Jahren erzählen sollen. Tretet hieher, wir vier wollen, so lang es geht, uns zusammenhalten.«
Joseph hatte den Klaus Lindenhardt erblickt und war zu ihm gegangen, um ihm die Hand zu reichen.
»Wie geht's, Joseph?« fragte dieser theilnehmend.
»Gut«, antwortete Joseph, »es schwindelt mir freilich noch manchmal vor den Augen, aber ich weiß, an wen ich glaube. Mein Heiland wird mich nicht verlassen auf dem ersten und letzten Weg, den ich in seinem Namen gehe.«
»Gewiß nicht, bleib' nur dabei, wer beharret bis an's Ende, der wird selig werden. Ueber ein Kleines werden wir alle voll Freuden sein. Guten Morgen, Konrad, wie geht dir's? Du weinst, armer Bursche? Fürchte dich nicht vor denen, die den Leib tödten, aber die Seele nicht mögen tödten.«
»Ach nein«, sagte Konrad, »das ist's nicht, was mich bekümmert, aber just auf den heutigen Sonntag fällt Mariä Geburt, da feiern sie daheim die Kirchweih, und wenn mein Vater und meine Mutter um den Tisch sitzen und von ihrem abwesenden Sohn sprechen, werden wir alle bereits« –
»In der rechten Heimath sein«, fuhr Lindenhardt fort, »wie's in der Kirchweih-Epistel geschrieben steht: in der heiligen Stadt, dem neuen Jerusalem, wo Gott wird abwischen alle Thränen von unsern Augen und der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen. Diese Worte sind ja wahrhaftig und gewiß.«
»Gib' dich zufrieden«, sagte Joseph, »gedenke wie einen andern Trost deine Eltern haben, als mein armer Vater. O wenn ich nur auch« –
»Achtung! Jedermann in Reih und Glied!« kommandirte Lindenhardt, denn vor dem Thor entstand ein furchtbarer Lärm. Die bis unmittelbar vor das Schloß gerückten Türken hatten sich zum Sturm fertig gemacht. Da sie Niemand auf der Mauer sahen, vermutheten sie irgend eine Kriegslist und beriethen laut, ob, sie die Leitern anlegen, oder erst die Minen sprengen sollten. Die Entschlossensten waren bis auf die Brücke gedrungen und donnerten mit den Aexten an das Thor.
»Die haben Eile«, sagte Schimmelmann, auf einen unter dem Thore aufgefahrenen Mörser deutend, dessen Mündung dem Eingang zugekehrt war. »Wenn sie wüßten, was sie für einen Morgengruß bekommen werden, würde es ihnen nicht so pressiren. Aha, da kommt schon der Graf, jetzt wird es losgehen!«
Das kaiserliche Banner in den Händen und von seinem Waffenträger und einigen andren Edlen begleitet, deren einer ihm einen kleinen Schild, eine sogenannte Rundele, vortrug, trat der Graf in den Hof. Festen Schritts ging er an der Mannschaft vorüber und erwiederte mit freundlichem Kopfnicken ihren Gruß. Auf seinen Wink stellten sich sechs Mann an das Thor, um es auf ein gegebenes Zeichen zu öffnen, und ein Hauptmann trat mit brennender Lunte an den mit Eisenstücken und gehacktem Blei geladenen Mörser. Dann sprach der Graf:
»Brüder und redliche Kriegsleute, wir sehen es jetzt klar vor Augen, daß Gott uns strafen will mit Feuer. Das Feuer überwindet uns heute, nicht der Feind. Sein Gewalt und groß Menge würde uns so viel nicht anhaben, wenn nicht die Feuersnoth uns verdürbe. Nichts destoweniger gebührt es uns, daß wir die von Gott geschickte Strafe mit Geduld und dankbarem Gemüth annehmen, denn er will an uns unsere und des ganzen Landes Sünde damit heimsuchen. Drum denke ich, ihr werdet nicht vergessen haben, wie ich vor diesen Tagen euch meine Treue zugesagt, und ihr mir hinwiederum bei eurem Eide geschworen habt, daß wir mit einander siegen oder sterben wollen.
Gott sei gelobt! bis auf diesen Tag ist unter uns nichts Uebels begangen, und kein Verräther gefunden worden, und das soll nun jetzt auch nicht geschehen. Daß wir diesen Ort nicht länger mehr halten können, das sehen wir alle: das Feuer ist nicht zu löschen, wenige sind unserer noch übrig, und Lebensmittel haben wir auch nicht mehr, so daß wir und euere Weiber und Kinder müßten verhungern und verdürsten.
Darum was wollen wir uns da im Feuer braten lassen? Wir wollen lieber hinaus und dem Feinde das Weiße im Auge zeigen und redlich kämpfen, daß jeder unter uns nach seinem Tod ein unsterbliches Gedächtniß erwerbe. Wer umkommt, der wird ohne Zweifel ein Kind der ewigen Seligkeit sein, wer aber davon kommt, der wird ein ewiges Lob davontragen.
Darauf will ich nun der sein, der euch allen vorangeht, und wie ich's euch vorthue, so thut ihr mir's nach. Glaubt mir gewiß, geliebte Brüder, daß ich euch bis in den Tod nicht verlassen will.«
Sofort übergab er dem Bannerträger Lorenz Juranitsch die kaiserliche Hauptfahne mit dem gewöhnlichen feierlichen Spruch: »Ich binde dir sie ein, sie zu halten als eine Braut und leibliche Tochter! Wenn's Noth thut, nimm sie aus der rechten Hand in die linke, wo dir beide Hände abgehauen werden, nimm sie in den Mund; ist keine Hülfe noch Rettung mehr da, so wickle dich darein, befiehl dich Gott, um darin zu sterben und erstochen zu werden, als ein ehrlicher Mann.« Dann wandte er sich an die Kriegsleute, ebenfalls mit dem gewöhnlichen Spruch und rief: »So lange die Fahne fliegt, und ein Stück an der Stange ist, sollt ihr dem Fähndrich folgen in den Tod, bis Alles über einen Haufen an der Wahlstatt liegt.«
Hierauf winkte er den bereitstehenden Männern, das Thor zu öffnen. Die Thorflügel fuhren auf, und die Besatzung stand den Türken Auge in Auge gegenüber. Diese stutzten freilich, als sie den Mörser sahen, und die Vordersten wichen scheu zurück, um dem Tod bringenden Gruß zu entgehen, aber auf einen zweiten Wink des Grafen entlud sich der Mörser. Die Verwüstung, die er anrichtete unter den dichtgedrängten, dem Schuß aus nächster Nähe preisgegebenen Türken, war eine furchtbare. Sie wurden massenweise niedergeschmettert, und Todte oder Sterbende bedeckten die Brücke. Die Fahne voran unter dem Rufe: »Jesus! Jesus! Jesus!« stürzte der Graf mit blitzendem Säbel und erhobenem Schild durch den Rauch und Pulverdampf hinaus mitten unter die Feinde, ihm nach die Ungarn, die nun sogleich mit den sich wieder sammelnden Feinden handgemein wurden.
»Nun kommen wir an die Reihe«, rief Lindenhardt und trat vor die Landsknechte. »Wir streiten als Gottes Krieger wider Räuber und Mörder, drum denke jeder Mann: meine Faust ist Gottes Faust, und mein Schwert ist Gottes Schwert! Schlagt drein in Gottes Namen!«
Der Feind war bei dem ersten wüthenden Ausfall der Ungarn über die Brücke zurückgewichen. Auf Befehl des Großveziers wurde dem Grafen nochmals Pardon angeboten, wenn er sich ergeben wolle, er rief aber laut: »Gnade begehre er nur von Gott, nicht aber von einem mörderischen und eidbrüchigen Feinde.«
Darauf begann nun von allen Seiten der Angriff der Janitscharen auf das kleine Häuflein. Da die Türken die nächsten Mauern und Bollwerke erstiegen hatten und von da aus gesicherter Stellung unter die Ausfallenden schießen konnten, entstanden unter diesen bald große Lücken. Die Anfangs fest geschlossenen Glieder lösten sich, und der Streit ward zu einem Kampf Mann gegen Mann. Die christlichen Krieger hatten in diesem Kampf wegen ihrer größeren Uebung und überlegenen Körperstärke bei weitem den Vortheil, aber wiewohl die Leichen der erschlagenen Türken sich um sie häuften, auch ihr Blut floß in Strömen, und ihre Reihen wurden immer dünner.
»Greift zu den Streithämmern, Brüder!« rief Lindenhardt, als das Gedränge so dicht geworden war, daß seine Leute weder von ihren langen Lanzen, noch von ihrem Degen mehr Gebrauch machen konnten. »Nur immer der Fahne nach und dem Grafen, dort ist unser Platz. Er soll sehen, daß wir unseren Eid halten, so gut wie unsere tapferen Kameraden, die Ungarn!«
»Vivat! Vivat! Niklas von Zriny! Vorwärts! Vorwärts!« riefen die Landsknechte, zogen ihre Reihen wieder enger zusammen und stürzten mit neuer Wuth unter die Feinde.
»Nun, Gerber«, keuchte Schimmelmann, »das muß wahr sein, wo ihr hinhaut, wächst kein Gras mehr. Ich glaube, ihr thätet es mir zuvor, selbst wenn ich meinen rechten Arm gebrauchen könnte.«
»Es thut jeder, was er kann«, sagte der Gerber, »selbst der Joseph hat sich wenigstens mannhaft gewehrt, obwohl er zum ersten Mal sieht, was ein Kampf ist.«
»Ein Gemetzel!« sagte Schimmelmann, »denn einen Kampf kann man dieses abscheuliche Schlagen und Würgen nicht nennen. Was aber den Joseph betrifft, so ist er tapfer, tapferer, als ich je es vermuthet hätte, nur kommt er nicht recht in's Feuer, er sieht je länger, je sanfter aus, während mir's immer heißer in die Glieder fährt. Aber was ist das?«
Man hörte aus den Reihen der dem Grafen gefolgten Ungarn einen Schreckensruf, auf den ein dreimaliges triumphirendes Allah des Feindes folgte. Ein hoch zu Roß sitzender Türke schwenkte in der Hand das kaiserliche Banner, und neben demselben erhob sich eine Lanze, auf die ein Menschenhaupt gespießt war.
»O Gott! O Gott!« rief der Gerber, »es ist das Haupt des Grafen, meines edlen Herrn. So hat er nun den Heldentod gefunden!«
»Der Graf ist todt«, schrie ein an den Landsknechten vorüber auf die Schloßbrücke zurückfliehender Ungar, »und das Banner genommen!«
Einige seiner Kameraden folgten ihm, während die meisten unter dem Rufe: »Zriny! Zriny!« ohne einen Schritt zu weichen, sich zusammenhauen ließen.
»Jetzt ist unser Stündlein gekommen«, sagte der Gerber, »ich sehe den Lindenhardt nicht mehr, und etliche von unseren Leuten wenden auch die Köpfe rückwärts! Kommandire du an seiner Statt, Schimmelmann!«
»Vorwärts, Landsknechte!« rief Schimmelmann und stürzte sich allen voran mitten unter die dichtgedrängten Türken, aber obwohl jene dem Befehl gehorchten, drängte die auf die Brücke zuströmende Masse der Türken so unwiderstehlich auf die Vorrückenden ein, daß sie bei ihrer kleinen Zahl im eigentlichen Sinne des Wortes rückwärts geschoben wurden. Es half nichts, daß der Gerber und Schimmelmann das Aeußerste thaten, Stand zu halten; sie mußten dem Strome folgen, der über die Brücke hinüber sich wieder auf das Schloß zuwälzte. Etwas abseits von dem Gedräng im nahen Feld saß Lindenhardt, an einen Baumstamm angelehnt, neben ihm lag der Ungar, dessen Gespräch mit seinem Roß Joseph belauscht hatte.
»Lindenhardt! Lindenhardt!« rief der Gerber, und machte eine verzweifelte Anstrengung, mit seiner Axt einen Weg zu ihm sich zu bahnen.
»Ja, laßt uns zu ihm dringen«, rief Joseph, »neben ihm wollen wir dann auch sterben.« Aber das Gedränge war so dicht, daß jeder Versuch umsonst war. Lindenhardt hatte auf den Ruf des Gerbers die Augen aufgeschlagen, doch konnte er, wie es schien, nicht mehr reden. Er versuchte die Hand empor zu heben, aber sie sank ohnmächtig an seiner Seite nieder.
Unaufhaltsam wurden nun die christlichen Krieger, deren noch etwa gegen sechzig waren, über die Brücke und dann in den Schloßhof gedrängt, wo das Gemetzel voraussichtlich sein Ende finden mußte.
»Schlagt! Schlagt die Christenhunde! Jeder Kopf zehn Dukaten!« riefen die nachdringenden Janitscharen. Andere hatten die Ringmauern erstiegen und wälzten von oben Balken und Steine herab, so oft die Eingeschlossenen während des Hin- und Herdrängens der Mauer nahe kamen. Einige, die zu dem Landsturm aus dem benachbarten Bosnien gehörten, hatten sich mit Stricken versehen und suchten Gefangene zu machen, was ihnen jedoch selten gelang, da sie ihnen unter den Händen von den wüthenden Janitscharen erschlagen wurden.
»Großer Gott!« rief Konrad, »wir werden eingekeilt, wie ein Rudel Hirsche zwischen den aufgestellten Fangnetzen, und müssen wehrlos uns abschlachten oder fangen lassen.«
»Mach' ein Ende, HErr!« seufzte der Gerber, »mach' bald ein Ende, wenn nicht um meinet-, so doch um dieser armen Jungen willen. Seid ruhig, Kinder, es wird nun bald überstanden sein!«
»Ja, es wird bald überstanden sein«, sagte Schimmelmann, »aber so gewiß ich sterben will von einem Schwert oder Spieß und nicht von einem Stein oder Balken, so will ich erst noch dem Kerl dort mit dem rothen Turban den Garaus machen, der so meistergeschäftig hin und wieder läuft und beständig schreit: drückt sie in den Winkel, drückt sie in den Winkel und werft ihnen Steine auf die Köpfe, daß sie, wie Frösche, breit gequetscht werden. Ah, er scheint meinen Wunsch gehört zu haben, da ist er ja. So, du türkisches Scheusal, komm her, jetzt will ich ein Wörtchen mit dir reden, daß dir die Ohren gellen sollen.«
Der Gegenstand seines Hasses schien zu dem bosnischen Landsturm zu gehören und wirklich seinem Wunsch auf's Bereitwilligste nachkommen zu wollen, er hatte mit großer Anstrengung sich bis in die Nähe Schimmelmann's durchgearbeitet und stürzte auf ihn zu mit geschwungenem Säbel. Dieser holte zum Schlag aus, als ihm der Gerber plötzlich den Arm hielt. Unwillig bemühte sich Schimmelmann seinen Arm los zu bekommen: »Laßt mich, laßt mich, für den Kerl gibt's keine Gnade!«
»Dummkopf!« schrie der vermeintliche Türke in deutscher Sprache und führte mit der flachen Klinge einen Hieb auf Schimmelmann's Helm, kannst du keinen Freund von einem Feind unterscheiden?«
»Es ist der Zameth«, flüsterte der Gerber, »barmherziger Gott, wenn er uns retten könnte!«
»Wenn ihr das Pförtchen dort im Winkel erreicht, so kann ich's. Ich dachte, ihr würdet mein Geschrei verstehen und den Weg dahin suchen, so lang es noch Zeit war, doch es wird jetzt auch noch gehen. Haltet euch fest zusammen und brecht durch die Haufen. Schnell! schnell! eh' die auf der Mauer es gewahr werden!«
»Nun, Schimmelmann, wir haben unser Leben redlich in die Schanze geschlagen, so lange es die Pflicht forderte, wenn wir es jetzt erhalten können, so dürfen wir es ohne Schmach und Schande. Laß uns das Mögliche thun, um wenigstens die beiden Jungen zu retten!«
»Auch gut, Gerber, an mir soll's nicht fehlen.«
Einige gewaltige Schlage auf die den Weg versperrenden Türken waren hinreichend, um Bahn zu machen. Mit wenigen Schritten hatten sie das Pförtchen erreicht, während die Türken, die in ihrem Rücken sich gesammelt hatten, ihnen als einer gewissen Beute racheschnaubend nacheilten.
»Reißt die Klinke auf!« rief Zameth, »schnell hinein, und tappt vorwärts! ich werde selber den Balken vorschieben, dann mögen sie sehn, wie sie uns finden.«
Der Gerber und Schimmelmann kamen glücklich in den Gang hinein, und eben wollte Zameth auch die beiden Jünglinge ihnen nachschieben, als eine Stimme rief: »Das sind die zwei! werft ihnen die Stricke über!«
Joseph und Konrad fühlten eine Schlinge um den Hals und schon im nächsten Augenblick waren sie zu Boden gerissen. Zameth hielt die Pforte noch geöffnet, aber ein Blick auf die Beiden und auf die Zahl der sich auf sie werfenden Feinde zeigte ihm, daß ihre Rettung unmöglich sei. Mit einem Sprung war er in dem Gang verschwunden, und die eisenbeschlagene Thür fiel zu. Die Türken rüttelten zwar daran, aber sie war von Innen verrammelt, und vorderhand jeder Versuch, sie zu öffnen, vergeblich. Der Haufen, welcher die beiden Gefangenen umgab, wollte sie nun zusammenhauen, ein angesehener Türke aber rief: »Diese Hunde sind mein Eigenthum! Ich habe sie mir ausgesucht, daß sie mir dienen sollen!« und übergab sie einigen von seinen Leuten mit dem Befehl, sie in sein Zelt zu bringen. Als sie dem Ausgang des Schloßhofs zugeschleppt wurden, sahen sie nur wenige ihrer Kameraden noch am Leben: einige lagen verwundet am Boden, andere wehrten sich noch tapfer, um, da die Türken keinen Pardon gaben, ihr Leben wenigstens so theuer als möglich zu verkaufen. Ueber Leichen von Feinden und Freunden hinwegschreitend, erreichten sie endlich das Freie. Dort erwartete sie ein noch erschütternderer Anblick.