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Zwischen Feld und Wald.

Ein Kornfeld rechts, die vollen Ähren wiegend,
Zur Linken majestätscher Buchenwald,
Und zwischen beiden, auf dem schmalen Wege
Schritt ich daher, ein muntres Liedchen pfeifend –
Ich sah nach rechts, und aus dem reifen Felde
Da lachte roter Mohn mich herzhaft an,
Und deutlich hört verlockend ich's ertönen:
Rot ist die Liebe, rot ist sie und glühend!

Ich stutzte, schaute sinnend übers Feld
Und sah viel Blümlein blau die Köpfe neigen,
Und zagen Tons die Kornblum rief mir zu:
Blau ist die Treue, blau – und ach, vergänglich!

Die Sonne strahlt' herab in goldner Pracht,
Und ihre Strahlen drangen in mein Herz –
Und nebelgleich sah ich im Geiste dann
Gestalten aus entschwundnen, sel'gen Zeiten,
Die einst mich heiß geliebt und doch verrieten,
Verführerische Küsse wieder werfen – –
Erschreckt wandt ich mich um, und meine Blicke
Sie fielen auf den hohen, schönen Wald.

Der Sonne Licht durchbrach die dichten Zweige,
Und ihre goldnen Strahlen senkten sich
Bis zu dem weichen Moos am trocknen Boden.
Von eines Baumes hohem Wipfel tönte
Ein sehnsuchtsvolles Lied von einem Finken,
Und Sehnsucht, übermächtge Sehnsucht zog
Betörend, klagend mir ins müde Herz –
Ein schwacher Windhauch kühlend strich vorüber,
Und all die grünen Blättchen regten sich
Und raunten trostreich mir und leise zu:
Grün ist die Hoffnung, grün und unvergänglich.


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