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Wer mich nicht verstehen will,
Kann es bleiben lassen,
Und wer mich nicht lieben will,
Mag mich immer hassen. Gestern in der Liebe Fesseln,
Heute in des Brautstands Nesseln,
Morgen in des Ehstands Grab! Von der Begeistrung Glut entzündet,
Er sandte seiner Gattin ein Poem –
Doch anonym, und oft untröstlich
Drückt heimlich sie's ans Herz und seufzt: von wem? Ein alt, verfallen Grab,
Mit frischem Strauß bekränzt,
Gleicht einem müden Aug,
Das hell in Tränen glänzt.
Ein Weib, kann es den Mann
Mit Lieb nicht mehr berücken,
Versucht es immer noch,
Durch Haß ihn zu entzücken. Greift nur hinein ins volle Leben! – Ei,
Man greift wohl zu, doch greift man meist vorbei. Was verloren, kehrt nicht wieder,
Neue Lieb singt neue Lieder.
Laß die alte nur vergehn,
Neue singt nochmal so schön!
Kind, wie vergeßlich!
Du kannst dich, fürcht ich fast, nicht mehr erinnern,
Daß längst wir alt und häßlich!
Dem schönsten Mädchen die schönste Blume,
Dem besten Neffen die beste Muhme,
Dem größten Künstler der größte Ruhm,
Dem größten Helden ein Königtum.
Dem bravsten Menschen das meiste Geld,
Dem kühnsten Forscher die ganze Welt,
Dem schönsten Manne die schönste Frau –
Das Schicksal – es nimmt es nicht so genau!
Mit der Ersten war er hineingefallen,
Sie gefiel ihm sehr, doch gefiel sie allen.
Die Zweite, die hatte mit seinem Freund
Sich nebenbei in Liebe vereint.
Die Dritte war treu ihm – es war zum Weinen,
Sie liebte nämlich auf Erden – keinen.