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Der Seiltänzer.

Das hohe Seil ist aufgespannt,
Die Menge schweigend harrt,
Der Clown faßt seines Kindes Hand
Und lacht und springt und narrt.

Die Mutter horcht im nahen Zelt –
Ihr einzig Kind, ihr Sohn,
Um Himmelswillen, wenn er fällt! –
Da tönt der Beifall schon!

Auf hohem Seil der Kleine steht –
Dem Publikum sein Gruß! – –
»Wie sicher, wie gewandt er geht!
Wie hebt er leicht den Fuß!« –

Zum ersten Male ganz allein
Er heut sich produziert.
»Seht, seht! er hängt an einem Bein!
Seht, wie er balanziert!« –

Die Mutter schaut hinaus zum Zelt –
Da schwebt ihr Kind, ihr Glück!
Ihr bangt, o wenn es nur nicht fällt!
Ach, wär es erst zurück! –

Ein Beifallklatschen laut erschallt,
Stolz winkt der kleine Held! –
Kommt denn das Ende noch nicht bald?
Die Mutter horcht im Zelt.

Der Clown schlägt einen Purzelbaum,
Die Menge lacht und schreit –
Die Mutter denkt an ihren Traum,
An ihres Kindes Leid. –

Der Kleine lacht, der Kleine springt –
Und springt, o Gott – vorbei!
Und durch die stillen Lüfte dringt
Ein gellnder Todesschrei!

Die Mutter hört's – ihr Traumgesicht! –
Die Ohnmacht sie umgibt –
Man bringt ins Zelt – sie merkt es nicht –
Das Einzge, was sie liebt.


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