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Ich muß aber noch von einigen andern erzählen, nicht von allen, das wäre zu viel, aber einiger muß ich noch gedenken, vor dem letzten, was eingetroffen ist. –
Wir hatten eine Frau im Hause, auch eine Baronin von Haueisen, sie war Geschwisterkind vom Rittmeister; ich habe ihr aber nicht gesagt, daß ich den kenne, sie kann nichts dafür, daß er ihr Vetter ist, und sie war auch ganz anders, sanft wie ein Engel. Ich habe ihr einmal einen Brief ihres Vetters aus Italien vorlesen müssen. Ich hab' es nicht gern gethan, aber auf der Stelle, wo ich bin, darf man nicht nach Gernthun fragen. Der Brief des Rittmeisters war so ordentlich, so herzlich, wie wenn er von einem rechtschaffenen Mann wäre. Der Rittmeister ließ sich's wohl sein und dachte nicht daran, wie es denen geht, die er ausgeraubt hat.
Die Baronin wollte mir eine Antwort an ihren Vetter diktieren, ich machte mich aber davon los. Ich konnte nicht Liebes und Gutes an den Mann schreiben.
Die Baronin Haueisen war eine feine grundgute Frau, es sind eben in einer Familie nicht alle gleich. Sie sagte einmal:
»Ich muß es als eine Fügung Gottes erkennen, daß er mich hat so krank werden lassen; ich habe erst dadurch erfahren, wie viel Liebe und gute Pflege es auf der Welt gibt.«
Sie ist geheilt entlassen worden und hat uns rührend gedankt.
Ja, Schöneres gibt's nicht, und Besseres kommt nicht aus dem Herzen, als in der Stunde, da Kranke geheilt davongehen. Manche haben's nicht sagen können und haben mir dann von daheim geschrieben.
Es ist aber nicht immer alles schön und gut gewesen bei uns. Viele Kranke, besonders die durch den Trunk so geworden sind, waren gar wüst, und einmal ist uns einer am dritten Tag verrückt geworden. Das war ein Auswanderungsagent, der viele Menschen in Länder verführt hatte, wo sie bald starben. Er muß sie Spatzenköpfe geheißen haben, denn das Wort hat er immer gerufen, bis man ihn in der Zwangsjacke fortbrachte.
Ich hatte schon lange nicht mehr an den Rittmeister gedacht. Jetzt, als der Mann in Reue über sein Sündengeschäft wahnsinnig wurde, jetzt habe ich an den Rittmeister denken müssen.
Muß der nicht auch so enden? –
Ich muß aber meine Gedanken noch einmal zurückwenden.
Am meisten Geduld hat man natürlich mit Kindern haben müssen. Da brachten uns Eltern ein Kind und sagten, es sei so bös, daß es nicht ruhig werde, bis man es schlage. Ich redete mit dem Kind, und es versprach mir, sich bei der Operation und besonders nachher ruhig zu halten, und es hielt Wort, und ich war ganz glücklich, wie alles so gut ging.
Das Kind hatte einen Charakter, so stark wie ein Mann, und dabei so folgsam und gewissenhaft; es durfte nicht sprechen und sich nicht bewegen, und es hat sich verhalten, wie wenn es stumm und unbeweglich wäre. Es ist ein tüchtiges Mädchen geworden und ist jetzt Telegraphistin auf dem Bahnhof in Zürich. Ich will nur noch von der Seridja und dem sternkundigen Professor erzählen. Das gehört zu dem letzten, was nachher über mich gekommen ist, und von wem? Vom Rittmeister.