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Siebzehntes Kapitel.

Jakob lebte unterdes daheim so wortlos fast wie damals in der einsamen Zelle, denn die alte Taglöhnerin, die man zur Garten- und Hausarbeit angenommen hatte, war fast stocktaub. Er nickte oft wie dankend zu der Entfernten, wenn er jetzt Kisten und Kasten aufschließen mußte und gewahr wurde, wie sauber und geordnet alles war.

Magdalena schickte öfters Briefe und gab Anweisungen. was in Haus und Feld zu thun war; die Kuh und die Hühner waren immer besonders bedacht. Auch Jakob schrieb, aber nur kurz. Einmal in der Nacht hatte er geschrieben: »Ich hab's überlegt, wenn wir voneinander wegsterben müssen, ist's besser, ich sterbe vorher, ich könnte nicht allein leben, du wärest auch traurig um mich, aber du könntest doch leben.« Er schickte aber den Brief nicht ab, sondern verbrannte ihn sogleich am Licht.

Die Nachbarinnen kamen, um Jakob zu besuchen. Frau Oel blieb nur kurz, denn sie fand alles wohlgeordnet; Frau Süß aber schrie mit der alten Taglöhnerin, daß dies und das nicht recht sei; sie wollte täglich kommen und nachschauen. Jakob wollte eben dankend ablehnen, als sie ihn durch ein mit freundlichem Lächeln vorgebrachtes böses Wort erschreckte.

Sie sagte: »Es ist ein Ehrenzeugnis für die Frau und stopft den Leuten die Mäuler, daß die Frau Justizrätin die Magdalena hat an ihr Totenlager kommen lassen; da kann nie was von Eifersucht gewesen sein, und die Zutraulichkeit des Herrn Justizrats ist nichts als unschuldige Freundschaft. Ich hab's immer gesagt und jetzt zeigt sich's.«

Jakob hätte der Frau gern eine sehr deutliche Antwort gegeben, aber er steckte die beiden Fäuste in die Taschen und er fand rasch die beste Antwort, er wendete sich um und ließ die Frau stehen.

Sie kam nicht wieder. Aber ein anderer Besuch, von dem er sich nicht abwenden konnte, erschreckte ihn noch mehr. Emil kam.

»Weißt du, daß die Mutter nicht daheim ist?« sagte Jakob bald nach der ersten Begrüßung, wie in Furcht, daß ohne ihre Vermittlung bitterer Streit ausbrechen könnte. Emil berichtete, daß er Heister begleite und bereits die Erlaubnis habe, auf ein Jahr einen Stellvertreter einzusetzen.

Emil äußerte, daß er suchen wolle, in der Fremde sein Auskommen zu finden; man lebe hier zu Lande doch auf unsicherem Boden und wisse nicht, was morgen auskomme – da fühlte Jakob, daß der Sohn die Vergangenheit des Vaters kenne. In der ersten Minute preßte es ihm das Herz zusammen, so vor den Augen des Kindes zu stehen; er wollte alles erklären, aber er dachte, es sei doch besser, daß er schweige, da auch der Sohn schwieg. Jakob nahm sich nun vor, den Widerspruchsgeist des Kindes in nichts mehr zu reizen, sondern geduldig zu ertragen. Emil blieb nur kurz und beim Abschiede war er so weich, daß er dem Vater um den Hals fiel und ihn weinend bat, ihm alles zu verzeihen.

Jakob nahm sich vor, Magdalena nichts von dem zu erzählen, was er an Emil wahrgenommen hatte.


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