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In einer Seitenstraße der Hauptstadt stand Doktor Hornung an seinem Pulte und schrieb mit rascher Feder, unter ihm dröhnten und brummten die Buchdruckerpressen.
Doktor Hornung war ein hochgebauter, breitschulteriger Mann in den besten Jahren. Er hatte den Staatsdienst, in welchem ihm eine glänzende Laufbahn eröffnet schien, verlassen und sich ganz der Presse gewidmet. Er hatte sich deshalb mit seinem Vater entzweit, den wir als Regierungsrat und Freund Heisters vor Jahren kennen gelernt haben; jetzt war der Vater mit dem Titel Staatsrat Gesandter am Bundestag.
Um so beglückender war die Uebereinstimmung Hornungs mit seiner Frau, die Rang und Ansehen leicht dahingab, weil sie den hohen Beruf erkannte, Lehrer des Volkes durch die Presse zu sein.
Das jugendlich frische Antlitz Doktor Hornungs glühte, während er schrieb, denn durch eine Gerichtsverhandlung der letzten Tage angeregt, schrieb er einen Aufsatz, worin er die Notwendigkeit einer Anstalt für jugendliche Verbrecher darlegte; er betonte aber mit besonderem Nachdrucke, daß dies eine jener Anstalten sein müsse, die nicht durch die Einrichtungen allein, sondern wesentlich durch den besonders geeigneten Charakter des Leiters das Echte und Rechte bewirken könne. Er ging sogar so weit, einen Geistlichen für ungeeignet, dagegen einen für die Humanität begeisterten Arzt für besonders berufen zu bezeichnen.
Eben als Hornung die letzten Zeilen dem Druckerjungen übergeben hatte, klopfte es an, und Justizrat Heister trat ein.
Hornung begrüßte den älteren Freund und Gesinnungsgenossen mit besonderer Herzlichkeit, und bald erzählte Heister von seinem Ausfluge nach dem Oberlande und daß die Zeitung einen neuen Leser in dem Bahnhäuschen Numero 374 gewonnen habe.
Die beiden Freunde bestärkten einander in der Ueberzeugung, daß man in einer Zeit, in der die sittlichen Mächte verbannt schienen und dem Erfolge allein gehuldigt wurde, nicht müde werden dürfe, das höhere Leben zu erwecken und die Sehnsucht nach der Einheit des Vaterlandes wach zu halten.
Mitten hinein erzählte Heister, daß es seiner Frau besonders schwer werde, von Theodora, dem Töchterchen Hornungs, Abschied zu nehmen; daneben versprach er, von der Reise aus offene Briefe an die Zeitung zu senden.
Als Heister sich eben zum Fortgehen anschickte, sprach Hornung lächelnden Antlitzes seine Freude darüber aus, daß er nun wiederum wisse, wohin seine Worte drängen; es sei doch ein belebendes Gefühl ohnegleichen, so in die Lande hinaus sprechen zu können.