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Ein Mülleresel verirrte sich einmal, ging seiner Nase nach und kam nach Asperg auf das Rathaus. Da er die Gerichtsstube offen fand, ging er hinein und legte sich hinter den warmen Ofen. Wie nun der Ratsdiener heraufkam und schüren wollte, erschrak er nicht wenig, als er hinter dem Ofen die langen grauen Ohren erblickte, sprang davon und schrie: »Der Teufel liegt in der Stube droben hinter dem Ofen!« Die Schreckensbotschaft flog durchs ganze Städtchen, und jung und alt versammelte sich vor dem Rathaus; doch niemand wagte es hinaufzugehen und mit dem »bösen Feind« anzubinden. Der Esel hatte unterdessen ausgeruht, wollte nun nach Futter schauen und stolperte die Stiege herab. Da entstand unter den guten Leuten allgemeines Entsetzen. Die vorderen drängten rückwärts auf die Hinteren; Weiber und Kinder kreischten und flüchteten, kurz: es entstand ein fürchterliches Getümmel, Plötzlich aber erscholl ein großes Gelächter: der Esel war unter die Türe getreten und schaute sich mit prüfenden Augen und wedelnden Ohren das Menschengewimmel an. Seitdem werden die Asperger von ihren Nachbarn mit dem Esel aufgezogen, und ich möchte keinem raten, einen Asperger so zu heißen oder in Asperg ein aus einem Schurz oder Taschentuch geformtes Eselsohr sehen zu lassen.
(Nach A. Birlinger von K. R.)