Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Als im Schmalkaldischen Krieg 1546 die Sachsen und Hessen ihr Lager bei Giengen an der Brenz hatten, fand ein Bauernknecht von der Artillerie ein Stück von einem Panzer, etwa so breit wie eine Hand, bracht' es dem Schneider, der ihm eben ein Paar Hosen machte, und befahl ihm, solches in das Wams vor's Herz zu nähen. Der Schneider sagte es ihm zu und nähte das Panzerstück zwischen das Futter an den Hosen hinten am Gesäß. Wie er nun dem Bauern die Kleidung bringt und dieser nach dem Panzer fragt, antwortet der Meister: »Sei unbesorgt, ich habe den Panzer an den rechten Ort gemacht.« Nun weiß ein jeder, der im selbigen Zug mitgewesen, daß damals der großen Menge und des langwierigen Lagers halber die Fütterung zum wenigsten drei Meilen und noch weiter mußte geholt werden. Wer läßt sich aber gern das Seine mit Gewalt nehmen, besonders wenn er's wenden kann? Daher wehrten sich die Bauern mit Gefahr ihres Lebens gegen die, so aus dem Lager nach Stroh, Heu, Haber u.a. zu ihnen kamen. Mit einigen Wagen und seinen Gesellen hatte sich eines Tages auch der obengenannte Knecht zu weit vorgewagt. Schon wollten sie die erbeutete Frucht aufladen, da sprangen plötzlich die Bauern mit Dreschflegeln und Gabeln herfür, um ihnen ein Draufgeld zu ihrem Kauf zu geben. Die aus dem Lager wollten den Kauf nicht halten und ergriffen eiligst das Hasenpanier. Wie nun der mit seinen gepanzerten Hosen über einen Zaun springen will, bleibt er mit ihnen hängen. Das ersah einer der Verfolger. Er säumte nicht und stach ihn mit dem Spieß so gewaltiglich hintenfür, daß die Hosengurt brach und der Knecht vom Zaune fiel. Glücklicherweise konnte er seinem grimmigen Feind entrinnen; doch empfand er von dem Stoß nicht wenig Schmerzen. Als er aber voll Besorgnis nachsah, fand er, daß er nirgends wund war, und daß der Panzer in der Hose den Stich aufgehalten hatte. Darüber war er sehr erfreut, nahm, als er ins Lager zurückkam, vor dem Schneider den Hut ab und sprach: »Lieber Meister, ich muß Euch billig Lob und Dank sagen; denn Ihr seid ein rechter Mann und wisset, wo mein Herz liegt!«
(Aus H. W. Kirchhofs Wendunmut [1563] von K. Rommel.)