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Bestrafte Neugierde

Als die Fürsten des Schwäbischen Bundes einstmals zu Augsburg versammelt waren, schickte ein Edelmann einen Boten mit Nachrichten nach Hause. Nicht fern von seiner Heimat kam der Bote durch ein kleines Städtlein. Der dicke Löwenwirt lag breit zum Fenster heraus, und da er ein neugieriger Mann war, so rief er dem Boten zu, den er wohl kannte: »He, Jakob, was gibt's Neues beim Bundestag zu Augsburg? « »Nicht viel,« antwortete der Bote, »außer dem einen, daß neulich zu Augsburg einer verbrannt worden ist.« »Verbrannt?« fragte begierig der Löwenwirt, »und warum denn, wenn man fragen darf?«   »Wegen Fälscherei,« erwiderte der Bote.   »Ei, ei,« sagte der Löwenwirt, »was es doch für Spitzbuben auf der Welt gibt! Aber halt', Jakob, noch ein Wort! Was hat er denn gefälscht? Geld oder Papiere oder Wein oder sonst was?«   »Weder das eine noch das andere,« sagte der Bote, »sondern denket nur, Löwenwirt, er hat Schnee hinter dem Ofen gedörrt, das Zeug für Salz verkauft und damit die Leute um ihr gutes Geld gebracht.« Sprach's und ging seines Weges weiter. Der Löwenwirt machte ein verdutztes Gesicht und hat von da an keine Neuigkeiten mehr vom Augsburger Bundestag wissen wollen.

(Nach Bebel [1506] von K. Rommel.)

Schlußvignette

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