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Der Schulze von Feldstetten hatte altershalber sein Amt niedergelegt. Ein neuer war zu wählen. Ein schwieriger Fall! Einer von auswärts konnte nie und nimmer der »Haichst im Flecka« werden; dazu waren die Feldstetter zu stolz. Nur ein einheimischer Bürger konnte in Betracht kommen. Aber wer? fragten sich die Mannen. Natürlich der, der den größten Geldsack hat. »Und der bin ich,« dachte jeder im stillen. »Oder wer am meisten Grütz' im Kopf hat.« »Das bin wiederum ich und kein anderer!« Und sich selber kann man doch nicht wohl wählen. So kam der entscheidende Tag heran. Mann für Mann im Bewußtsein der Würde, die das Wahlrecht dem Bürger verleiht, schritt zur Abstimmung auf das Rathaus, um vielleicht selbst als Schultheiß gewählt zu werden. Denn, wie gesagt, jeder hätte am liebsten sich selbst gewählt. Vor dem Wahlzimmer stand der Dorfbüttel mit den leeren Stimmzetteln, um jedem der Wähler einen solchen einzuhändigen. »Ja, wen soll ich halt uf den Zettel schreiben?« fragte der erste, der zur Wahl erschien, »was meinst, Hansjörg?« »Ei,« erwiderte schlau lächelnd der rotbärtige Büttel, wenn dir kein Name einfällt, so schreib halt den meinigen drauf zum Spaß! Auf eine Stimme kommt's ja nicht an.« »Hast recht,« meinte der Mann, »'s ist nur um den Spaß!« Und er schrieb den Namen des Büttels auf den Zettel und legte ihn in die Wahlurne. So der erste, der zweite, so der dritte und so fort, wie die Feldstettener Bürger einzeln zur Wahl herangeschritten kamen. »'s ist nur um den Spaß!« Richtig, als man am Abend die Wahlurne öffnete und die Stimmen zählte, da gab es einen Spaß und keinen kleinen: zum »Haichsten im Flecken« war der Büttel einstimmig gewählt worden. Und so ist's gekommen, daß in Feldstetten der Dorfschütz »aus Spaß« auf den Schultheißensessel zu sitzen kam.
(Nach mündlichem Bericht von Fr. H.)