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Ilka Marie Unger
geb. 7. Sept. 1879 in Pesth
gest. 17. Mai 1911 in Wien

Ahnung

Du liebst den Wind, du liebst den Wald
Wohl mehr als mich,
So lassest du um beide bald
Mich sicherlich.

Im Dämmern, wenn die Wildgans schreit,
Dann horchst du hin
Und wünschest dir, wer weiß wie weit
Mit fortzuziehn.

Es birgt des Himmels Dunkelheit
Den Vogelflug,
Mir aber naht ein Herzeleid,
Wie nie ich's trug.

Sonntag

Gehn Arbeitsmann und Arbeitsfrau
Still vor das Tor hinaus,
Da ruht die blumenbunte Au,
Und weitum steht kein Haus.

Die himmelblaue Sonntagsluft,
Die trinken sie wie Wein
Mit Sonne und mit Blumenduft
Ganz tief in sich hinein.

Maschine schweigt, es schläft der Schlot,
Und rein sind Hemd und Haut,
Ach, Samstag-Not und Montag-Not,
Den Sonntag machst du traut!

Fuge

Der du bleibest sonder Wanken,
Tod, du bist der Orgelpunkt
In dem Hin- und Widerschwanken,
In den Ketten, in den Ranken
Meiner krausen Traumgedanken.

Um dich her ein Kreisen, Gleiten,
Tod, du dunkler, tiefer Ton.
Liebe, Glück und Heiterkeiten –?
Schnörkeltum und Zierlichkeiten,
Die mich bunt zu dir geleiten.

Alle Wirrnis der Gesänge
Stützt dein Dröhnen, Orgelpunkt!
Wie es tobe, wie es dränge,
Daß harmonisch es gelänge,
Klärest du des Liedes Klänge.

 


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