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Johann Nepomuk Vogl
geb. 2. Nov. 1802 in Wien
gest. 16. Nov. 1866 in Wien
Wie plötzlich doch bedeckt mit Eis
So Strauch als Bäume stehn;
Auf letztem Grün das erste Weiß,
Wie traurig ist's zu sehn!
Was bangst du, Herz? Sei frisch und kühn,
Und denk', wenn Flocken wehn:
Auf letztem Weiß das erste Grün,
Wie lieblich wird das stehn!
Beim Totengräber pocht es an:
»Mach' auf, mach' auf, du greiser Mann!
Tu auf die Tür und nimm den Stab;
Mußt zeigen mir ein teures Grab.«
Ein Fremder spricht's mit strupp'gem Bart,
Verbrannt und rauh, nach Kriegerart.
»Wie heißt der Teure, der Euch starb
Und sich ein Pfühl bei mir erwarb?«
»Die Mutter ist es, kennt Ihr nicht,
Der Marthe Sohn mehr am Gesicht?«
»Hilf Gott, wie groß, wie braun gebrannt!
Hätt' nun und nimmer Euch erkannt.
Doch kommt und seht, hier ist der Ort,
Nach dem gefragt mich Euer Wort.
Hier wohnt, verhüllt von Erd' und Stein,
Nun Euer totes Mütterlein.«
Da steht der Krieger lang und schweigt,
Das Haupt hinab zur Brust geneigt.
Er steht und starrt zum teuren Grab
Mit tränenfeuchtem Blick hinab.
Dann schüttelt er sein Haupt und spricht:
»Ihr irrt, hier wohnt die Tote nicht.
Wie schlöß ein Raum, so eng und klein,
Die Liebe einer Mutter ein?«