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Ottokar Kernstock
geb. 25. Juli 1848 in Marburg a. D.
gest. am 4. November 1928 in Festenburg

Beim Abschied

Kein Mann, sprach der von Wolkenstein,
Wird je das Herz der Frauen
Beim Willkomm und Beisammensein
Bis auf den Grund durchschauen.
Erst wenn er scheidet, offenbart
Sich ihm des Weibes wahre Art.

» Fare well! Brauch' Wehr und Waffen gut!
Mach' meine Farben siegen!
Wer minnen will Normannenblut,
Muß um den Mahlring kriegen.«
So sprechend bot mir kühl die Hand
Die blonde Maid von Engelland.

Margot, der Stern von Artois,
Die Zierlichste der Schönen,
Zerfloß, da sie mich scheiden sah,
In Seufzern und in Tränen,
»Und kehrst du wieder,« schluchzte sie,
»Bring' mir was mit, mon cher ami!«

»Gelob' mir Treu' vorm Kruzifix,
Eh' du dich hebst von hinnen!«
Rief Donna Ines wilden Blicks,
Riß mit verstörten Sinnen
Aus ihrem Strumpfband das Stilett
Und schwur: »Tod dem, der mich verrät!«

Gefreit hab' ich ein deutsches Weib –
Da galt's, ins Feld zu ziehen.
Zusammenbrach der Liebsten Leib;
Sie preßte an den Knieen,
An meine Hand ihr naß Gesicht
Und wollte reden – und konnte nicht ...

Paradieseskinder

Als Adam seine Eva fund,
Tät er beseligt auf den Mund
Und jauchzte eine Jubelweis'
Hinaus ins grüne Paradeis.

So ward gebor'n zur selben Frist
Das Schönste, was auf Erden ist,
Der Menschheit bester Leidvertreib:
Das Lied, die Liebe und das Weib.