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Adalbert Stifter
geb. 23. Okt. 1805 in Oberplan
gest. 28. Januar 1868 in Linz.
Nun sind sie vorüber, jene Stunden,
Die der Himmel unsrer Liebe gab,
Schöne Kränze haben sie gebunden,
Manche Wonne floß mit ihnen ab.
Was der Augenblick geboren,
Schlang der Augenblick hinab,
Aber ewig bleibt es unverloren,
Was das Herz dem Herzen gab.
Der Herbstwind weht durch falbe Auen,
Das Abendrot ist blaß und kalt,
Zwei halb erblichene Sterne schauen
Hernieder auf den Tannenwald.
Zerstörte Wolkenbilder ziehn
Vereinzelt durch den Himmel hin,
Und kalte Abendnebel wehen
Von jenen ausgestorbnen Höhen.
Und was dein Auge keimen sah,
Zerstört ist's oder ist erkranket,
Nur in den Stoppeln hier und da
Noch ein vergessenes Hälmchen wanket.
Das Abendglöcklein tönt von ferne,
Wehmütig schwellt das Herz mir an,
Die Astern sehen mit traurigem Sterne
Aus diesem Blumenbeet mich an.
Und wie des Ostes feuchter Hauch
Die Blätter regt am Fliederstrauch,
So flüstert es wie eine Klage
Um längst vergangne Friedenstage.
Und fröstelnd bricht die Nacht herein,
Und Nebel dehnt sich dort am Teiche
Und hüllt die tristen Gründe ein
Wie weiße Tücher eine Leiche.
Blick' ich in den Mond, so seh' ich ihr Bild;
Schau ich in den See, dann lächelt so mild
Ihr Angesicht her in blauer Glut
Und winkt mir hinab in die kühlende Flut.
Und was der Frühling an Blüten gebar,
Ich flecht es zum Kranz für ihr dunkles Haar.
Sanft wehender Abendwind, eile zu ihr,
Spiel um ihre Wangen, hauch Grüße von mir.
Liebte dich, liebte dich
Innig und treu;
Röslein im Tod verblich;
Hin ist der Mai.
Hin ist hin!
Tot ist tot!
Lebe wohl, lebe wohl!
Mein Mädchen mild.
In meinem Busen soll
Nie verglühn dein Bild.
Hin ist hin!
Tot ist tot!
Schlummre still, schlummre still,
Ewig hinfür.
Ich auch bald ruhen will,
Ruhen bei dir.
Hin ist hin!
Tot ist tot!