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Marie E. delle Grazie
geb. 14. August 1864 in Ung. Weißkirchen
gest. 19. Februar 1931 in Wien.
In diesen goldnen Tagen,
Da nur die Finken schlagen,
Da mit der Lüfte Wallen
Nur weiße Blüten fallen –
Mein Herz, was willst du mehr?
Sie fallen ohne Ende
Auf Locken mir und Hände,
Sie fallen und sie grüßen
Noch unter meinen Füßen
Das Leben und den Tod!
In all den grünen Weiten
Nichts, als ihr lautlos Gleiten –
Im Weben all der Lüfte
Nur ihre schwangern Düfte,
Ihr Schimmer, weiß wie Schnee.
Und drunter still die Erde,
Fromm harrend, was da werde?
So fraglos hingegeben
Dem Tode wie dem Leben
In alle Ewigkeit ...
Ein Lächeln in den alten,
Geliebten Antlitzfalten,
So mutterlieb und lind –
In diesen goldnen Tagen,
Mit allen meinen Fragen –
Was bin ich für ein Kind!
Es strecken andre Arme sich nach dir,
Und nur im Traum darf dich der meine halten;
Viel Meilen zwischen dir und mir,
Dazwischen eines Schicksals Nachtgewalten.
Die Tage gehn und kommen wie im Traum,
Und klaglos seh' die dumpfen ich entschweben –
Wie lange leid' ich schon? Ich weiß es kaum!
Wie lange noch? So rinnt dahin das Leben.
Und eines Tages werd' ich nicht mehr sein,
Und du nicht mehr, und niemand wird drum fragen:
Die Blumen blühn auf unsrem Grab allein,
Die Welt vergißt, daß sie uns einst getragen ...