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J. J. David
geb. 6. Februar 1859 in Weißkirchen
gest. 20. Nov. 1906 in Wien

Mein Teil

Von deinen Sorgen, sonst der Welt verschlossen,
Mein vollgerüttelt Maß hab' ich genossen:

Wenn aber Freuden erst die Schmerzen heilen –
Ich werde sie mit dir, mein Lieb, nicht teilen.

Und werde dennoch, muß ich einst entsagen,
Mein Los nicht schelten, noch mein Sein beklagen.

Mit einem andern magst du fürder wallen –
Mir ist ein besser Teil als ihm gefallen.

Denn zum Gelage und zum Freudenfeste
Entfacht man Fackeln und entbietet Gäste. –

Von Sorgen aber und von Kümmernissen
Darf neben Gott nur der Geliebte wissen.

Entsühne mich

Und ist ein Herz vom Wege abgeirrt –
Im Buch der Bücher steht es so geschrieben –
Ein jeder Fehl und jede Sünde wird
Vergeben um ein starkes, volles Lieben.

Und ward ein Mann vom Pfade ja gedrängt
Durch Fügung oder eigenes Erkühnen,
Das Weib, das liebend ihn zuerst umfängt,
Im Kusse darf's ihn priesterlich entsühnen.

Du bist die Priesterin, das Heil. Wie lang'
Ersehnt' ich dich, die längst mein Herz verkündigt –
Umfasse mich! Ich bin so müd' und schwank ...
Entsühne mich! Ich habe viel gesündigt ...

Ein Sehnen

Die Arme breit' ich aus. Wozu? Wonach?
Nach rechtem Glück? Ich hab' es nie genossen.
Die Türe selbst, durch die ein Lichtstrahl brach
In meines Lebens Nacht, ward jäh geschlossen.

Den jungen Stolz, den sie mir einst verargt,
Ich sah ihn wund zum Tode auf der Bahre,
Mit eignen Händen hab' ich eingesargt
Die dreisten Träume meiner Kinderjahre.

Und allgemach gewann ich teure Ruh' ...
Nun schreckt mich auf ein heißestes Begehren –
Die Arme breit' ich aus. Wonach? Wozu?
Unselig Herz! wann lernest du entbehren!

Das Mädchen

Das schien mir immer schlimm getan,
Mußt junges Blut den Greis umfahn.
Nun weiß ich selber, wie das sei,
Wenn man dem Winter gibt den Mai.

Die Schwestern brachten reich Geschmeid,
Dazu ein überteuer Kleid:
Mit Seide ward ich angetan –
Ich hatte keine Freude dran.

Mir sprachen alle herzlich zu
Und sagten: Selig Liebe du!
Mir wies der Spiegel an der Wand
Zwei Augen, drin ein Weinen stand.

Sie priesen ihn gar überlaut,
Er selber kam, er hieß mich Braut,
Er sprach gar liebevoll und klug.
Was nur mein Herz so ängstlich schlug?

An meinem Finger stak der Ring –
Der Freier schied – wie müd' er ging!
Was er gewollt? Weiß nicht genau –
Ich sah nur eins – sein Haar ist grau! ...

Im Volkston

Ich hab' kein Haus, ich hab' kein Nest,
Ich hab' kein' Hochzeit und kein Fest;
Ich hab' kein' Hof, ich hab' kein Feld,
Ich hab' kein' Heimat auf der Welt.
Am Himmel selbst der Schauerstrich,
Den fürchten sie nicht so wie mich;
Mir geht's nicht gut, mir geht's nicht schlecht –
Und so, gerade so ist's recht ...

Schluß

Wird einst der Kummer dein Geselle,
Und bist du einsam und allein –
Dann komm! Du kennst die alte Schwelle,
Ein müder Träumer harret dein.

Der wird nicht sorgen und nicht fragen,
Was leidenvoll dein Herz durchbraust,
Nicht, welcher Sturm dich hervertragen,
Du liebes Vöglein, windgezaust.

Vergiß, was Arges dir begegnet,
Da du die Welt durchmessen hast.
Du fandest heimwärts? Sei gesegnet!
Die Schwingen schmerzen? Halte Rast!

 


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