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1919.

Friedrich Naumann

Aufsatz in den »Deutschen Stimmen«. 31. 8. 1919

Friedrich Naumann ist kurz nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Demokratischen Partei aus dem Leben geschieden. Auf dem Demokratischen Parteitag hielt er eine Rede über kulturelle Fragen, fernab von dem Gebiet der eigentlichen Parteipolitik. So spiegelten sich in seinem letzten großen Auftreten vor der Öffentlichkeit die beiden Grundzüge seines Wesens und seiner Persönlichkeit: Der Lehrmeister auf der Kanzel, dem eine glänzende Beredsamkeit, eine ihm zuströmende Fülle von Bildern, ein weites Erfassen der Gedankenströmung des deutschen Volkes die Möglichkeit gab, auf den großen Tagungen des Evangelisch-Sozialen Kongresses, auf den Pfingstversammlungen deutscher Lehrerschaft als Praeceptor Germaniae zu erscheinen – und auf der anderen Seite der praktische Politiker, in die Volksvertretung gewählt und in der Parteivertretung nach Einfluß strebend.

Wenn man Naumanns Persönlichkeit und die Wirkung, die von ihr ausging, schildern will, dann darf man wohl das eine feststellen: Das Stärkere in ihm war der Prophet und Lehrmeister, das Schwächere der Politiker. Diejenigen, die ihm nahestanden und von der Macht seiner Persönlichkeit in der Zeit ergriffen wurden, als sein Name zuerst an ihr Ohr klang, sehnten sich damals nach dem Moment, wo die Stimme Friedrich Naumanns im Reichstag ertönen würde. Später, als man den Geist Naumanns in der Fraktionsmühle eingesperrt sah, da hofften seine besten Freunde vielfach, daß er den Weg aus der Parteipolitik heraus und den Weg zum Schriftsteller, Lehrmeister und Propheten wiederfinden möge.

Denn Naumann hat trotz seines Namens und seiner Persönlichkeit im Parlament nur eine geringe Rolle gespielt. Gewiß, als er zuerst im Reichstag sprach, nachdem ihn der Wahlkreis Heilbronn in die deutsche Volksvertretung entsandt hatte, da horchte das Haus auf. Auch die ältesten Zyniker dieser deutschen Volksvertretung, der langweiligsten Redehalle der Welt, in der im allgemeinen fachliche Kommissionsreden mit breiter Behaglichkeit von der Tribüne des Hauses vorgetragen werden, und in der eine so nüchterne, bleierne Atmosphäre des Alltäglichen ruht, daß sie jedem die Schwingen lähmt, der sonst frei zu sprechen gewöhnt ist. Man war die Naumannschen Töne noch nicht gewohnt. Der Mann, der da sprach, sprach über die 397 Menschen der Halle hinweg, dem formten sich seine Gedanken zu großen gewaltigen Bildern, den trug die eigene Rede fort, und bald sprach er über den Reichstag hinweg zum Volke, über dieses hinweg zur Menschheit, Die Paragraphenschuster lächelten und fanden ihre Selbstsicherheit erst nach einer Stunde in der Wandelhalle wieder, in der ein alles herunterziehender Zynismus sich austoben darf. Aber während der Rede selbst schwiegen sie, denn sie hatten die Empfindung, die jeder hatte, der Naumann hörte, gleichgültig ob er sich zum Widerstand gegen seine Rede aufgestachelt fühlte: Der Mann, der da sprach, war eine Persönlichkeit, die sich in harter Gedankenarbeit zu bestimmten Anschauungen durchgerungen hatte, und dem gegeben war, das, was er empfand, auch in wunderbarer Weise zum Ausdruck zu bringen, obwohl ihm alle äußerlichen Mittel der Stimme fehlten. Er rang mit der Idee, manchmal vielleicht, wie Lassalle, listete er auch mit der Idee. Er war im Parlament nicht der große Sprecher wie draußen in den Volksversammlungen und Kongressen, weil die nüchterne, praktische Gegenwartsarbeit auf ihm lastete, weil die Kompromisse ihn einengten. Aber durch alle Hemmungen hindurch, die manches in ihm zum Schweigen brachten, blieb die Wirkung der Persönlichkeit.

Beschämend für die Fortschrittliche Volkspartei war es, daß sie den Mann, der weit über das Mittelmaß ihrer Mitglieder hinausragte, so selten als Sprecher vorschickte. Verständlich wäre es gewesen, wenn sie davon abgesehen hätte, ihn zum Vertreter in den Kommissionen zu machen, wo der sich stets nur in großen Linien bewegende Geist Naumanns versagte und versagen mußte. Aber die Fortschrittliche Volkspartei, die stets drei Vorsitzende brauchte, um die persönlichen Aspirationen ihrer Mitglieder auszugleichen, und in der jeder sich ein Führer dünkte, konnte den neuen Mann nur schwer ertragen, Naumann wird an die ersten fünf Jahre seiner Reichstagstätigkeit kaum mit dem Gefühl innerster Befriedigung zurückgedacht haben. Man hatte bei ihm die Empfindung, daß er sich zwar freute, an der Stelle praktischer Gestaltung der Gesetze mitwirken zu können, daß sich aber sein innerstes Wesen mit dem Gehabe deutscher Fraktionspolitik und deutscher Parlamentswirtschaft nicht vertrug – weder in der alten, noch in der neuen heutigen Form.

Nein, das, was Naumann war und was er bleiben wird, das war der große geistige Anreger und Erwecker, namentlich in seiner Tätigkeit um den Anfang dieses Jahrhunderts. Wie haben wir jungen Studenten ihm damals zugejubelt in seinem Kampfe gegen die Enge und Verbohrtheit der deutschen parteipolitischen Verhältnisse. Zur Sozialdemokratie konnten wir nicht gehen. Alles in uns sträubte sich gegen ihre Negierung des Nationalen und ihren Sozialismus marxistischer Färbung. Der Liberalismus hatte jede werbende Kraft verloren, war versteinertes Manchestertum bei Eugen Richter und Kampf der verschiedensten Richtungen untereinander bei den Nationalliberalen geworden. Zu Stöcker zu gehen, verbot dem innerlich liberal Denkenden seine Orthodoxie und die Begleiterscheinungen des christlich-sozialen Kampfes in Berlin. Da kam Friedrich Naumann und warf in diese gärende Zeit, die nach neuen Ideen suchte, den großen Gedanken der Vereinigung des Kaisertums mit der deutschen Arbeiterschaft. Er gab seinen Vorschlägen den sozialen Inhalt, der dem Liberalismus der damaligen Zeit fehlte. Er rief dem Arbeiter zu: Du sollst vollberechtigter politischer Staatsbürger sein im Reiche und in den einzelnen Staaten, den sozialen Schutz und deine Emporentwicklung soll dir das Reich geben, nun aber freue dich auch, daß du ein Deutscher bist, liebe und schütze das Reich und gib dem Kaiser, was des Kaisers ist. In Wilhelm II. sah Naumann den Bahnbrecher moderner industrieller gewerblicher Entwicklung, die ihn anzog. All sein Denken war zwar nicht Großstadtdenken, wohl aber ein Empfinden für die Bedürfnisse der Masse in einem industriellen gewerblichen Lande. Vielen öffnete er erst die Augen dafür, wie riesengroß die Probleme waren, die seit unserer Sozialisierung aufgetaucht waren. Gegenüber der Romantik der Vergangenheit suchte er die Poesie auch im Saale der Spinnerei, in der großen Kraftzentrale zu formen. Seine Reden klangen in Prosa oft so, wie Arno Holz in seinen Liedern der Zeit das moderne Leben beschrieben hat: »Denn nicht am Waldrand bin ich aufgewachsen, und kein Naturlaut gab mir das Geleit, ich sah die Welt sich drehen um ihre Achsen als Kind der Großstadt und der neuen Zeit. Tagaus, tagein umraucht vom Qualm der Essen, war's oft mein Herz, das hellaufschlug und schrie, und dennoch, dennoch hab' ich nie vergessen, das goldne Wort: Auch das ist Poesie.« Deshalb sieht man an allen den Handzeichnungen, mit denen Friedrich Naumann seine Werke illustrierte, industrielle Bilder am meisten. In den Weberdörfern im sächsischen Erzgebirge war ihm wohl dieser Sinn zuerst aufgegangen. So oft er auch versuchte, ein Verhältnis zur Landwirtschaft zu gewinnen, so erkannte man doch, wie schwer es ihm wurde, hier festen Grund für seine Anschauungen unter den Füßen zu haben. Sein Werben galt der Masse, die er der Sozialdemokratie entreißen und zum nationalen Wollen emporreißen wollte. »Ein wachsendes Volk wie das unsrige muß an seine Masse glauben, wenn es nicht an seiner Masse sterben will.« Dieser Ausspruch Naumanns in dem Jahrbuch der »Hilfe«, 1904, kennzeichnete sein ganzes Streben bis zu der Zeit des Zusammenbruches des National-Sozialen Vereins. In ihm fanden sich alle diejenigen, die mit ihm daran glaubten und arbeiteten, daß es für unsere Zukunft entscheidend wäre, eine nationale Arbeiterschaft im neuen industriellen Deutschland zu erziehen. Wie viele klangvolle Namen vereinigte diese Organisation. Wie hell leuchtend sprach dort ein Mann wie Rudolph Sohm über die Flotte, wie wirkte dort ein Max Maurenbrecher, der nach manchen Wandlungen in der Kriegszeit den Weg zur Deutschnationalen Volkspartei fand, mit seiner harten suggestiven Beredsamkeit, welchen tiefen menschlichen Eindruck machte Paul Göhre. Wie warb dort zuerst Adolph Damaschke für die Gedanken der Bodenreform. Wie vieles an Intelligenz – ein Heer von Offizieren fand sich zusammen – aber die Masse kam nicht. Sie kam nicht, obwohl auch Friedrich Naumann oft der Demagogie unterlag und seine Pfeile nach rechts schärfer waren als manche von sozialistischer Seite geschleuderte. »Ob ein Sozialdemokrat auch Christ sein kann? Gewiß, vielleicht sogar ein Konservativer.« Ebenso wie auf dem Gebiet der Politik suchte er auf dem der Wirtschaftspolitik zu wirken. Hier verließ Naumann der Blick für das Reale, hier verrannte er sich in Theorien, welche die Meinungen der Öffentlichkeit verwirrten und deshalb nicht mehr klärend wirkten.

Wäre Friedrich Naumann der Vorsitzende des National-Sozialen Vereins geblieben, der geistige Anreger und der geistige Prophet, vielleicht wäre seine Stellung in Deutschland viel stärker geworden als nun, da er nach Auflösung des National-Sozialen Vereins den Weg zur Freisinnigen Vereinigung ging, um von dort zur Fortschrittlichen Volkspartei und dann zur Demokratischen Partei zu wandeln. Wie ganz anders sprach die feurige Glut des jungen Pastors zur Jugend der damaligen Tage als die Rede des Parteiredners. Jeder Mensch, der mit den Problemen der Gegenwart und Zukunft ringt, gibt doch das Beste in den Augenblicken, in denen er frei ist von den Fesseln der Parteianschauung. Die Glocken, die einst Naumann läutete und die Sturm über die Lande trugen und aufjauchzende Begeisterung entfachten, die verstummten später, als nur noch die Partei bestimmte, welche Glocken geläutet werden dürften. Wo blieb das ganze Werben um das nationale Erwecken des deutschen Arbeiters? Der Naumann, der in den Reichstag kam, der hielt keine zündenden Reden mehr für die deutsche Flotte, für die deutsche Rüstung, für die deutschen Kolonien, für das Deutschtum im Auslande. Alles das, was aus seinen ersten Reden klang, das tönte nur hier und da wieder an, obwohl hier gerade der Fortschrittler Naumann der Vollstrecker des national-sozialen Naumann hätte sein können. Wäre Naumann mit der großen Glut seiner Beredsamkeit bei dem Kampf um die letzte Militärvorlage eingetreten für Erfüllung der Regierungsforderung und für den Ausbau eines großen Volksheeres, dem jeder wehrfähige Deutsche angehört, er hätte zusammen mit dem dafür ebenfalls kämpfenden Bassermann eine Stimmung im Volke erwecken können, die uns auch damals, als man an Milliarden noch nicht gewöhnt war, eine Milliardenleistung der Vermögenden und als Gegenleistung dafür ein Heer geschaffen hätte, dem in der Schlacht an der Marne kein Armeekorps gefehlt hätte. Statt dessen glaubte Naumann nun die neue deutsche Wirtschaftspolitik meistern zu können und ging später während des Krieges zu dem Gedankenkreis Mitteleuropa über, dessen Prophet er wurde. Die Demokraten sprechen immer nur von den Illusionen anderer und schweigen von den eigenen. Die Illusionspolitik Mitteleuropas ist ausgeträumt; sie war aber in der Form, in der Naumann, der mir einmal eine Depesche sandte, die mit den Worten schloß: »Mit mitteleuropäischem Gruß, Naumann«, von Anfang an nicht lebendig. Im feindlichen Ausland benutzte man seine Darlegungen als Vorwand für den Wirtschaftskampf der Entente, und bei uns verwirrten seine Darlegungen die Geister mehr, als daß sie das Bindeglied für die Grundanschauung zu diesen Fragen wurden. Drüben aber in Deutsch-Österreich empfanden viele Naumanns Wirken als Erlösung aus den Sorgen der Doppelmonarchie, die bereits fühlten, daß dieser Krieg über ihr Schicksal entschiede. So ist im Kriege wohl kein deutscher Politiker in Österreich gefeiert worden wie Naumann. Den Weg zur Demokratie hätte Deutsch-Österreich nicht mitgemacht – die Demokratische Partei ist in Deutsch-Österreich bedeutungslos und vereinigt im wesentlichen nur jüdische Stimmen auf sich –, aber den Menschen Naumann, der ihnen mit Engelszungen von der Schicksalsgemeinschaft der beiden Völker sprach, den liebten und verehrten sie und werden seinen Tod als schmerzlichen Verlust empfinden.

So ist ein Leben dahingegangen, reich an Kämpfen, reich an Wandlungen. Aber durch diese Kämpfe gehen stets reiche Anregungen, welche die Deutschen zwangen, sich mit seinen Gedankengängen zu beschäftigen, Anregungen, die auf fast alle Parteien, auf fast alle ihre Führer von Einfluß gewesen sind durch das, was im Kern seiner Gedanken richtig war. Ihm den Dank auszusprechen für alles das, was er in der Zeit größten Manchestertums uns gegeben hat an sozialem Empfinden, das sind ihm auch diejenigen schuldig, die es nicht mehr verstanden, daß der Mann, der wie kein anderer vom Kaiser im Volksstaat und der Verbindung von Demokratie und Kaisertum gesprochen hatte, von dem Kaisertum in seiner ersten Rede in der Deutschen Nationalversammlung glaubte auf ewig Abschied nehmen zu müssen, und die ihrerseits aufschrien, als gerade ein Naumann das Wort »Deutsches Reich« in unserer Verfassung aus Rücksicht auf das Ausland durch »Deutscher Bund« ersetzt wissen wollte. Nein, unser Blick wendet sich zurück zu dem Friedrich Naumann der Jahrhundertwende, der im Jahrbuch der »Hilfe« »Patria« in hohen, schönen Worten die alte Frage: »Was ist des Deutschen Vaterland?« neu beantwortet:

»Was ist des Deutschen Vaterland? Es ist nicht das fruchtbarste Land der Erde, ein Land ohne Palmen, ohne Baumwolle, ohne Gold; auch nicht das schönste Land, denn seine Sonne ist monatelang grau umschleiert, und seinen Gewässern fehlt der Glanz von Neapel; aber es ist unser Land, das Land unserer Vorgeschichte und unseres Blutes. In diesem Lande wurde die deutsche Seele. So wenig man die geistigen Eigenschaften eines Volkes allein aus geographischen Ursachen erklären kann, so richtig ist es doch, die Natur des Landes als das Anschauungsfeld des Volksbewußtseins sehr hoch in Anrechnung zu bringen. Was die alten Germanen, Wenden und Gallier, die zuerst diesen Boden in Kultur nahmen, an Muttererbe aus fernem Osten mitgebracht haben, ist gewiß nicht unbedeutend, aber unser Wesen entstand doch erst hier zwischen Alpen, Nord- und Ostsee, hier wurde die deutsche Sprache im Lauf zweier Jahrtausende gerundet, wie sich Steine im Gebirgswasser runden. Bei allen einfachen, natürlichen Begriffen wirkte die Natur des Landes mit. Unsere Worte »Wald«, »Moor«, »Haide«, »Gebirge«, »Bach«, »Wiese«, »Feld«, »Haus«, »Garten« sind gesättigt mit Anschauungen, die unserem Vaterlande zugehörig sind. Man übersetze dieselben Worte ins Französische oder Italienische, und man wird, falls man des Sprachgefühls nicht ermangelt, sofort empfinden, daß man von etwas anderen Dingen redet. Auch dort gibt es alle Sachen, aber in anderer Beleuchtung, unter anderem Wetter, mit anderem Gestein, in anderer Gestalt. Das Vaterland machte den Oberdeutschen anders als den Niederdeutschen, es machte beide zusammen anders als alle Völker rechts und links, nördlich und südlich.

Nun ist es ja sicher, daß der moderne Verkehr vieles vom alten heimatlichen Denken und Reden abschleift. Die Volksdialekte weichen trotz treuer Pflege in einzelnen Landschaften der allgemeinen, farbloseren Schriftsprache, und die Menge der modernen Begriffe vertreibt die Eindringlichkeit der alten väterlichen Urbegriffe. Die Zahl der Menschen wächst, die einen Teil ihres Lebens unter anderem Himmel zubringen, und zahlreiche Fremdlinge bringen Teile ihres Geistes und damit Widerklänge ihrer Heimaten zu uns. Wir können und wollen nicht schollenklebend sein, weder leiblich noch geistig, wir freuen uns der ungeahnten Erweiterung des geistigen Horizontes, die der neuzeitliche Wirbel der Menschen bringt; aber soviel ist doch klar und bleibt wahr: Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft, hier im Urboden deines Wesens, wo deine Ahnen stammelten, sangen, redeten, beteten, wo unser deutsches Volkstum in seiner Eigenart wurde.«

Wahrscheinlich hätte dieses deutsche Vaterland in seiner jetzigen Form dem Mann, der um die Seele seines Volkes rang, hohe äußere Ehren im weiteren Lebenswege noch erwiesen. In seiner Partei hätten es viele gewiß gern gesehen, wenn man ihm die höchste Ehre, die das deutsche Volk zu vergeben hat, die aus freier Volkswahl hervorgegangene Präsidentschaft der neuen Deutschen Republik, angeboten hätte. Nun scheidet Friedrich Naumann, eben an die Spitze einer großen Partei in Deutschland berufen, von dem Kampfplatz, auf dem er Zeit seines Lebens gestanden hat. Vielleicht zeigten die Züge körperlichen Verfalls, die man an ihm in Weimar wahrnahm, doch nur die äußerliche Wirkung der seelischen Erschütterung, die keinem erspart geblieben ist, der es ehrlich und gut mit Deutschland meinte. Und daß in ihm eine Persönlichkeit dahingegangen ist, die, mit reifstem Können ausgestattet, im ehrlichsten Wollen und Bemühen Gutes für sein Land wollte und Großes und Bleibendes als Persönlichkeit über die Partei hinaus anregte, das werden ihm am Grabe auch Gegner seiner politischen Anschauung gern bezeugen.


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