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1907.
Rede im Deutschen Flotten-Verein in Köln. 12.5.1907
Ich bin mir bewußt, daß ich zu einem Kreise spreche, in dem die Mitglieder seit Jahren wirken für die Gedanken des Flotten-Vereins, daß Ihnen deshalb manches bekannt ist, was ich zu dieser Frage sagen will. Wir müssen aber bedenken, daß unsere Kundgebungen gerade dadurch ihre Bedeutung erlangen, daß sie hinausdringen sollen ins deutsche Volk, daß sie in aller Herzen den einen Gedanken erwecken wollen, daß es sich hier um einen Gedanken handelt, der nicht, wie die Sozialdemokratie sagt, die Panzerplattenfabrikanten angeht, daß es auch nicht eine Sache der Schwärmerei, der Illusionen ist, sondern daß es eine Sache ist, die das ganze deutsche Volk angeht, von der, meiner Überzeugung nach, die nationale Zukunft des deutschen Volkes abhängig ist.
Wir sind hineingewachsen in unser Deutsches Reich, wir sind mit Siebenmeilenstiefeln hineingegangen in eine weltwirtschaftliche Entwicklung. Als einst vor Jahrzehnten Friedrich List vor die Leipziger Kaufmannschaft trat, als er ihr zumutete, einige Millionen Taler dafür aufzubringen, um eine Bahn von Leipzig nach Dresden zu bauen, da hat man auch ihn einen Illusionisten genannt, und als er darauf hinwies, daß es darauf ankäme, den Vorsprung Englands einzuholen durch Ausgestaltung des Verkehrs, und wie das deutsche Volk berufen sei, eines der ersten Kulturvölker zu werden auf dem Gebiete der Weltwirtschaft, da waren es nur wenige, die ihm glaubten. Undankbar ist das Volk vielfach gegen diejenigen, welche es wagen, große Gedanken zu hegen, ehe sie Gemeingut der Masse geworden sind. Im vorigen Jahre wurde ein Denkmal dieses Mannes enthüllt, der zur Pistole greifen mußte, weil für ihn keine Ernährungsmöglichkeit vorhanden war. Bei solchen Erinnerungen sollten wir uns darüber klar werden, ob wir in der Gegenwart nicht in denselben Fehler der Undankbarkeit und, was noch schwerer ist, in den der Verständnislosigkeit verfallen gegenüber denjenigen, die uns die Notwendigkeit der kolonialen Entwicklung und der Flottenverstärkung predigen. Ich will an dieser Stelle nicht Zahlen nennen, zumal Sie gestern beim Begrüßungsabend bei dem Vortrage, der dort gehalten wurde, manches von der Bedeutung unseres Welthandels gehört haben. Ich will nur kurz auf die Tatsache hinweisen, daß in Deutschland Jahr für Jahr ein Überschuß von beinahe einer Million Menschen heranwächst, für die Ernährungsmöglichkeit geschaffen werden muß in Handel und Industrie. Sie wissen alle, daß dies eine Frage ist, die die Wissenschaft und die Parlamente vielfach bewegt hat. Die Frage, ob Agrarstaat oder Industriestaat, haben wir hier nicht zu untersuchen, sie kann nicht mehr entschieden werden; zum mindesten müssen wir die Entwicklung, wie sie bisher eingesetzt hat, hinnehmen als etwas, was wir nicht zu ändern vermögen, aus dem wir aber die Konsequenzen ziehen müssen. Ich bin kein fanatischer Anhänger des Industriestaates, ich bin der Meinung, daß wir alles tun müssen, um nicht zu englischen Verhältnissen zu gelangen in bezug auf die Brotversorgung unseres Volkes, ich bin der Meinung, daß man die großen moralischen Kräfte, die in unserer Landbevölkerung ruhen, erhalten muß, daß wir sie nicht vermissen können in der Blutzusammensetzung unseres Volkes, wenn wir nicht einseitig werden wollen. Zu dieser Überzeugung komme ich nicht nur aus nationalen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Unserer ganzen Natur nach sind wir zum Exportstaate nicht in dem Maße prädestiniert wie England; dazu fehlen uns seine Kolonien. Unsere Ausfuhr haben wir nur erringen können durch die Qualität unserer Erzeugnisse, durch die technisch und geistig höhere Ausbildung unseres Kaufmannsstandes. Wenn wir aber überzeugt sind, daß uns unsere Ausfuhr in keiner Weise garantiert ist, so müssen wir uns fragen, was hat das Deutsche Reich zu tun, um die Sicherheit des wirtschaftlichen Wertaustausches zu heben. Sehen Sie sich die Entwicklung der Welt an. Es sind wirtschaftliche Fragen, um die gerungen wird, und wie oft haben diese den Untergrund gegeben für nationale Zusammenstöße. Das englische Reich hat mit den Buren gerungen, nicht weil Ohm Paul etwa im diplomatischen Verkehr zu grob gewesen war, sondern weil es sein wirtschaftliches Gebiet arrondieren wollte, weil es die Diamantfelder von Kimberley unter englische Protektion stellen wollte, weil es dem großen Gedanken näherkommen wollte, jene mächtige Bahn von Cairo nach Kapstadt durch nur englisches Gebiet zu führen, um alles, was dort ruht an wirtschaftlichen Kräften, nutzbar zu machen für das englische Reich, um dem englischen Bürger und Arbeiter billige Rohstoffe und Lebensmittel zuzuführen, die Gebiete zu entwickeln und nutzbar zu machen für die heimische Ausfuhr. Und wenn Sie sich den letzten Zusammenstoß zweier gewaltiger Völker vor Augen führen, der Russen und Japaner, eines mächtigen alten Kulturvolkes und eines neu aufstrebenden, was war es anderes als wirtschaftliche Fragen, was war es anderes als die Frage, wer die Mandschurei und Korea wirtschaftlich ausbeuten sollte. Wenn wir nun bedenken, daß die Welt zum größten Teil verteilt ist, daß diejenigen, die früher unsere Abnehmer waren, vielfach selbst produzieren, daß die Zeit nicht mehr fern ist, daß Japan, das seine Kriegsschiffe schon selbst baut, und größere als England, einfällt in unsere Absatzgebiete mit seinen Waren, dann müssen wir dem recht geben, was Fürst Bülow gesagt hat, daß naturgemäß mit dieser weltwirtschaftlichen Entwicklung des deutschen Volkes die Reibungsflächen größer geworden sind; das darf man ruhig aussprechen. Wenn so oft Vorwürfe erhoben werden und man sagt, unter Bismarck war es anders, so muß man zugestehen, damals waren auch die Verhältnisse anders. Auch ein Bismarck würde heute mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben als damals, als wir gestärkt waren durch den intakten Dreibund und den Rückversicherungsvertrag mit Rußland, als England seine Machtfülle nicht in dem Maße gegen uns in die Wagschale warf wie heute.
Unsere deutsche Regierung kann wohl für sich in Anspruch nehmen, daß sie in dem Augenblicke, als sich diese weltwirtschaftliche Entwicklung überblicken ließ, alles getan hat, was in ihren Kräften stand, um für diesen Export- und Industriestaat einen festen Untergrund zu schaffen. Sie hat auch durch die soziale Gesetzgebung den großen Staatsgedanken zum Ausdruck gebracht, daß sie nicht zusehen wolle, wie immer mehr Staatsbürger unselbständig werden, daß sie ihnen zu helfen gedenke. Sie hat versucht, durch Schaffung von Kolonien einen Untergrund zu geben, dessen jeder Export bedarf. Sie ist nur einmal davon abgewichen, als sie im Sansibarvertrage so viel gutes Land hingegeben hat. Wenn wir in dieser Entwicklung stehen, brauchen wir Kolonien, brauchen wir eine deutsche Flotte. Wir kommen morgen im Reichstag zusammen, um über das Handelsprovisorium mit den Vereinigten Staaten zu sprechen. Es wird gesagt: Amerika gibt zu wenig und wir haben zu wenig erreicht; aber was wollen wir darauf erwidern, wenn Amerika uns sagt, ihr braucht eure Baumwolle von uns, ihr müßt euer Kupfer von uns kaufen für eure elektrische Industrie, ihr habt ja nichts in euren Kolonien, also müßt ihr mit diesem Handelsvertrag zufrieden sein. Wenn seinerzeit die deutsche Industrie an uns herangekommen wäre und Millionen gefordert hätte für die wirtschaftliche Erschließung der Kolonien, so wäre sie damit nicht durchgekommen, weil man auch heute noch sagen muß: Siehe, der große Moment fand nur ein schwaches Geschlecht.
Wir suchen jetzt Versäumtes nachzuholen. Wir stehen heute noch unter dem Eindruck von den Kämpfen, die das Volk bis ins Innerste aufgerührt haben, die auch gezeigt haben, wieviel im deutschen Volke schlummert an Idealen und nationaler Begeisterung. Was man als trennend hervorgehoben hat an wirtschaftlichen Gegensätzen, ist zurückgetreten vor dem großen Gedanken, einzutreten für des Deutschen Reiches Größe und Macht. Dies war die Signatur für die Wahlkämpfe, die hinter uns liegen. Wir wurden uns mit einem Male bewußt, wir müssen Kolonien haben, wir sind hineingewachsen in die Weltwirtschaft, wir müssen eine Flotte haben. Der deutsche Bürger sann nach und sagte sich: Was du heute für Nachrichten vom Weltmarkt bekommst, das interessiert nicht nur die Börse, nein, das interessiert dich mit, dich Heimarbeiter im Erzgebirge, dich Fabrikarbeiter, der du Waren herstellst, die du im Inlande nicht absetzen kannst, die hinausgehen in die Welt, um dir eine Ernährungsmöglichkeit zu schaffen. Wenn es eine freudige Genugtuung für mich gegeben hat in diesem Wahlkampfe, so ist es die gewesen, daß es gerade diese nationale Frage gewesen ist, die bei unseren untersten Schichten des Volkes, wie man sie zu nennen pflegt, das meiste Verständnis gefunden hat. Das gibt uns die sichere Zuversicht, daß wir auf Zustimmung hoffen können, wenn wir mit der Vorlage kommen, die Flotte soll ausgebaut werden. Der Deutsche Flotten-Verein soll sich, wie er es immer getan hat, an die Spitze derjenigen Agitation stellen, die diese Forderung vertritt. Wir sprechen so viel von Sozialpolitik, es ist dasjenige Ressort, über das wir im Reichstage immer acht bis zehn Tage debattieren. Was bedeutet aber die ganze Sozialpolitik, die Unfall- und die ganze andere Gesetzgebung gegenüber der Hauptfrage, daß wir stark genug bleiben, um dem Arbeiter Arbeitsgelegenheit zu geben. Wenn wir uns vorstellen, daß heute in der Welt der Gegensatz der wirtschaftlichen Verhältnisse die Weltlage bestimmt, so müssen wir sagen, daß unsere Lage eine exponierte ist. Nichts hat in England einst größeren Eindruck gemacht als ein Buch, das den einfachen Titel trug: Made in Germany. Das hat mit seiner Statistik in der Sprache der Ziffern, für die der Engländer mehr empfänglich ist als mancher andere, ein Bild aufgetan über den wachsenden Wettbewerb Deutschlands, ihm gezeigt, daß die deutsche Handelsflotte relativ mehr gewachsen sei als die seinige. Es hat ihm gesagt, daß ihm Märkte verlorengegangen seien, für die er ein Monopol in Anspruch nehmen zu können glaubte. Er sieht, wie wir versuchen, in anderen Ländern Fuß zu gewinnen, er sieht die Ausdauer und Energie des deutschen Kaufmanns, er sieht, wie der Fracht- und Passagierverkehr zwischen zwei mächtigen Weltteilen in den Händen der deutschen Schiffahrtsgesellschaften liegt und er hat das ganz natürliche Gefühl, der Inhaber einer Firma zu sein, die bis dahin den ersten Rang eingenommen und jetzt fürchtet, von diesem Konkurrenten überholt zu werden. Nun hat einer dieses Gefühl vergröbert so ausgesprochen: An dem Tage, an dem die deutsche Handelsflotte vernichtet wird, ist jeder Engländer um 1 Pfund Sterling reicher. Es ist dies ein Ausfluß von Stimmungen und Strömungen, ich glaube nicht, daß alle so denken; aber wir können die Blicke doch nicht davor verschließen, daß in tonangebenden Blättern uns die unlautersten Motive vorgeworfen werden, daß man die Presse benutzt, um uns zu bekämpfen, so daß unser Botschafter in Washington einen großen Teil seiner Zeit darauf verwenden muß, um die Lügen, die die englische Presse und die englischen Telegraphenbureaus ausstreuen, richtigzustellen. Die Situation erfordert manchmal, daß der Reichskanzler sagt, es ist am besten zu schweigen; aber wenn die Diplomatie schweigt, muß das Volk sprechen. Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken, wir müssen die Tatsachen nehmen, wie sie sind. Auch der größte Optimist wird nicht annehmen, daß alle Ententen, die ohne unser Zutun und ohne unsere Mitwirkung geschlossen werden, eine Gewähr für den Weltfrieden geben. Man klagt in sozialdemokratischen Kreisen über das Geld für Heer und Flotte. Man sagt: Milliarden steckt ihr hinein, was könntet ihr damit tun für die Kultur, für die Geisteswissenschaft und Armenfürsorge. Zunächst sind wir aber in der Technik so weit, daß das Geld zum größten Teil in die Taschen des deutschen Volkes zurückkommt. Die Schiffe, die wir bauen, konstruiert der deutsche Techniker und baut der deutsche Arbeiter, die Kasernen baut der deutsche Maurer, die Kleider machen deutsche Fabriken; man kann nicht sagen, daß das deutsche Nationalvermögen durch die Ausgaben für Heer und Flotte um Milliarden ärmer wird, diese Beträge fließen vielmehr durch eine große Reihe von Kanälen in das deutsche Volk zurück. Aber selbst, wenn wir Ausgaben machten, die wir nicht zurückbekämen, dann muß man doch zugeben, daß wir durch unser starkes Heer, durch unsere Rüstungen zu Lande 35 Jahre dem deutschen Volke den Frieden erhalten, jedem einzelnen die Möglichkeit gegeben, für sich und seine Familie zu schaffen und zu wirken, und dadurch erst den Untergrund für unsere wirtschaftliche Entwicklung gelegt haben. So haben wir auch dadurch sehr viel für die Kultur getan, und zwar mehr, als wir jemals auf anderem Wege dafür hätten tun können. Auf diesem Boden der unbedingten Friedensliebe und der Kulturförderung stehen wir, wenn wir die Anschauung hinaustragen in das Volk: Bitter not ist uns eine starke Flotte. Wenn wir den Nachdruck auf das Wort »starke« legen, so ist es deshalb, weil wir sehen, daß in der Weltgeschichte immer ein Volk in der Herrschaft durch ein stärkeres abgelöst wird und schließlich der Herrgott im Kampfe bei den starken Bataillonen ist. Ich bin fest überzeugt, daß das englische Volk nie den Einsatz eines Krieges gegen uns wagen wird, daß auch einzelne nicht mit dem Gedanken spielen könnten, wenn wir früher an den Ausbau unserer Flotte herangetreten wären. Wir haben mit Werken unsere Friedensliebe betont, wir haben niemals unsere Macht anders zum Ausdruck gebracht, als daß Deutschland in der Tat mit seinen hunderttausenden Soldaten eine Wacht des Völkerfriedens gewesen ist. Man muß es uns glauben, daß wir nichts anderes tun, als für den Frieden zu sorgen, wenn wir unsere Flotte ausbauen. Ich möchte es ausdrücklich aussprechen, und ich glaube im Einverständnis mit Ihnen: Wir haben gar keinen Grund, nicht diejenigen Bestrebungen freudig und von Herzen zu begrüßen, die auf eine Annäherung des englischen und des deutschen Volkes hinzielen. Wir haben gemeinsam auf dem Schlachtfelde gefochten, sind einer Blutsabstammung und haben so viele geistige Berührungspunkte – Shakespeare ist ebenso bekannt in Deutschland wie in England –, daß es niemals an uns sein würde, einen Kampf zu beginnen, bei dem wenig gewonnen, aber viel verloren werden könnte. Trotzdem werden wir den Gedanken immer im Auge behalten müssen, daß wir den verwirklichten Traum unserer Väter, unsere Einheit, vorbereitet durch die geistige Arbeit von Generationen, gefördert durch die Diplomatie eines genialen Staatsmannes, errungen auf den Schlachtfeldern, daß wir diese deutsche Einheit bewahren wollen, daß wir uns darauf rüsten müssen, sie zu verteidigen, wenn es jemand wagen sollte, sie uns streitig zu machen.
Werden wir mit unserer Forderung Verständnis finden beim deutschen Volke? Lassen Sie mich aus meiner Erinnerung sprechen. Als Abgeordneter gewählt von einem wenig wohlhabenden Kreise unseres deutschen Vaterlandes, im Erzgebirge, bin ich stets für die Verstärkung der deutschen Flotte eingetreten. Ich habe dort zweiundfünfzigmal gesprochen, der Boden ist unterwühlt von der Sozialdemokratie. Man hat mir gesagt nach meinem ersten Vortrage, sprechen Sie nicht so viel von den Kolonien und der Flotte, da denken die Leute immer ans Bezahlen, die hören viel lieber eine Kritik an Staat und Gesellschaft. Ich habe gesagt, ich werde stets davon sprechen, ich will gewählt sein auf Grund der Zustimmung der Gedanken, die ich selbst zum Ausdruck bringe. Deshalb habe ich in jeder Versammlung betont, jawohl, ich trete ein für die Verstärkung der deutschen Flotte, ich werde auch die Mittel dafür bewilligen; wenn Sie anderer Ansicht sind, dann geben Sie Ihre Stimme meinem Gegenkandidaten, Sie werden von mir nicht verlangen, daß ich die Grundsätze verleugne, um irgendeiner Popularitätshascherei entgegenzukommen. Ich habe freimütig bekannt, daß wir auch die Mittel bewilligen müssen, und ich habe nie mehr Verständnis gefunden als bei dem einfachen Manne, und es hat sich gezeigt, wie mächtig gerade dieser nationale Gedanke ist und, lassen Sie mich das auch aussprechen, er ist mächtig in den Herzen unserer deutschen Arbeiter. Die Kolonien sind heute noch nicht populär genug, es sind noch nicht viele Menschen, die hinausgehen und ihr Leben unter einer fremden Sonne zubringen, die, wie in England, zurückkommen und ihre Erinnerungen überbrächten. Gewiß, es sind Fehler gemacht worden in der Verwaltung, man hat versucht, eine große Entrüstung zu entfachen in dem Augenblicke, wo es sich darum handelte, eine Forderung für die Niederwerfung des Aufstandes in den Kolonien zu bewilligen. Man hat die Forderung nicht ganz bewilligt, und dieser einzige Gesichtspunkt hat genügt, die Sozialdemokratie beinahe auf die Hälfte ihrer Mandate zurückzuwerfen. Das gibt uns die Überzeugung, wenn wir das Vaterland zu verteidigen haben gegen äußere Feinde, und wenn dann die Sozialdemokraten sich nicht bereitfinden lassen, die notwendigen Forderungen zu bewilligen, daß dann auch nicht ein einziger Sozialdemokrat in den Deutschen Reichstag zurückkehren würde. Der nationale Gedanke ist auch lebendig in den Gegenden, in denen man noch nichts gesehen hat vom Meere und von deutschen Schiffen und doch fühlt, daß das deutsche Volk zur Seemacht berufen ist, daß wir unsern Welthandel ausbreiten müssen. Sie können überzeugt sein, daß Sie mit Ihrer Agitation Zustimmung finden werden, wohin Sie immer kommen. In den vierziger Jahren hat man schon von dem Bau einer deutschen Flotte gesprochen; in der Sehnsucht nach einer deutschen Flotte war damals das ganze deutsche Volk einig. Denken Sie an die Worte, die Herwegh dem deutschen Volke damals zugerufen hat:
»Du bist der Hirt der großen Völkerherde,
Du bist das große Hoffnungsvolk der Erde,
Drum wirf den Anker aus«.
Und nicht minder Dingelstedt und Freiligrath. So war schon damals der Gedanke an eine deutsche Flotte mächtig. Wenn es einen Gedanken gibt, der uns zum Frieden über die konfessionelle und nationale Zerrissenheit hinweghilft, dann ist es der Deutsche Flottenverein mit seiner Organisation und seinen Ideen, und so können ihn auch nur solche Leute bekämpfen, die die Überbrückung dieser Gegensätze nicht wollen. Deshalb lassen Sie uns ins Land hinausgehen und lassen Sie uns werben für unsere Ideen, lassen Sie uns wirken und schaffen für die Größe und Macht und Ehre unseres deutschen Vaterlandes.