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9. Kapitel

Es begann nun für Herrn Wolodyjowski eine Zeit schwerer Arbeit. Er mußte Briefe schreiben und beständig unterwegs sein. In der folgenden Woche verlegte er seine Residenz schon nach Upit und fing dort die Aushebungen an. Größerer und geringerer Adel strömte dem ruhmbedeckten Ritter zu. Besonders aber waren es die Laudaer, welche Dienst bei ihm suchten, und für diese mußten Pferde besorgt werden. Herr Wolodyjowski drehte und wendete sich, so gut er konnte; da er umsichtig war und keine Mühe scheute, so schaffte er auch hier bald Rat. In dieser Zeit besuchte er auch Herrn Kmiziz in Lubitsch, welcher schon ziemlich weit in der Genesung fortgeschritten und voraussichtlich bald ganz gesund war. Herr Wolodyjowski hatte, so schien es, wenn auch einen scharfen Säbel, so doch eine leichte Hand.

Herr Kmiziz erkannte ihn sogleich und erblaßte bei seinem Anblick. Fast wider Willen griff er nach dem über dem Lager hängenden Säbel, besann sich jedoch beim Anblick des freundlichen Gesichtes seines Gastes, streckte ihm die Hand entgegen und sagte:

»Ich danke euch für euren Besuch. Es ist dies eine eines solchen Kavaliers würdige That.«

»Ich kam, zu fragen, ob ihr noch einen Groll gegen mich hegt?« fragte Michael.

»Nein!« entgegnete Kmiziz, »denn mich besiegte ja nicht der erste Beste, sondern ein Streiter ersten Ranges. Fast hätte ich dran glauben müssen.«

»Und wie steht es mit eurer Gesundheit?«

»Ihr wundert euch wohl, daß ich lebendig unter eurer Hand hervorging?«

»Ich selbst gestehe, daß dies kein kleines Kunststück war.«

Herr Kmiziz lächelte.

»Nun, die Sache ist noch nicht vorbei, ihr könnt euer Werk noch vollenden, sobald ihr Lust dazu verspürt.«

»Diese Absicht liegt mir durchaus fern ...«

»Ihr habt entweder den Teufel zu Gevatter oder besitzt ein Zaubermittel,« unterbrach ihn Kmiziz. »Gott weiß es, ich bin weit entfernt von Selbstüberhebung, denn ich stand mit einem Fuße schon in jener Welt. Aber ehe ich mit euch zusammentraf, dachte ich immer: wenn ich in der Republik nicht der beste Schläger bin, so doch der zweitbeste. Und nun, es ist unerhört! Ich würde nicht einmal den ersten Anprall aushalten, wenn ihr das wolltet. Sagt mir, wo habt ihr das gelernt?«

»Ich hatte etwas angeborenes Talent,« antwortete Herr Michael, »und dann hat es mir der Vater von kleinauf förmlich mit dem Löffel eingegossen. Er pflegte oft zu sagen: »Gott hat dir eine unscheinbare Gestalt gegeben, wenn die Menschen dich nicht fürchten lernen, werden sie dich lächerlich machen.« Später lernte ich im Dienste des Wojewoden von Reußen die Sache vollständig. Es gab dort einige Männer, die es dreist mit mir aufnehmen konnten.«

»Gab es wirklich solche?«

»Es gab solche. Da war Herr Podbipienta, einer von hohem Adel, welcher bei Sbarasch fiel – Gott gebe ihm die ewige Ruhe! –, ein Mensch von so riesengroßer Kraft, daß man vor ihm sich nicht schirmen konnte, denn er hatte den Schild samt dem Gegner auf einen Hieb durchschlagen. Dann war auch noch Skrzetuski, mein bester Freund und Gefährte, von welchem ihr doch gehört haben müßt.«

»Wie sollte ich nicht? Wer spräche nicht von ihm? Ist er es doch, welcher Sbarasch verließ und mitten durch die Kosaken sich hindurchstahl! ... Ihr seid also auch einer von jenen, ein Sbarascher? ... Alle Achtung! ... Wartet einmal! Ich muß doch auch von euch beim Wojewoden von Wilna gehört haben. Heißt ihr nicht Michael?«

»Eigentlich bin ich Georg Michael getauft. Aber da der heilige Michael das gesamte Himmelsheer kommandiert und schon unzählige Siege über die Hölle errungen hat, so wählte ich lieber ihn zu meinem Schutzpatron.«

»Gewiß ist der heilige Georg nicht dem heiligen Michael zu vergleichen. Ihr seid also derselbe Wolodyjowski, welcher den Bohun geschlagen hat?«

»Derselbe.«

»Nun, von diesem eins auf den Schädel zu bekommen, ist keine Schande. Gott verhelfe mir dazu, daß wir Freunde werden. Ihr habt mich zwar zum Verräter gestempelt, aber ihr habt euch hierin geirrt.«

Indem er das sagte, verzog sich das Gesicht des Herrn Kmiziz schmerzlich, als ob seine Wunde ihn aufs neue schmerzte.

»Ich bekenne, daß ich mich geirrt habe,« antwortete Herr Wolodyjowski. »Aber ich höre das nicht erst von euch, das haben mir eure Leute schon gesagt. Und glaubt mir, verhielte es sich anders, ich hätte euch nicht aufgesucht.«

»O, sie haben hier scharfe Zungen, sie schärften sie besonders gegen mich,« sagte Kmiziz erbittert. »Sei es, wie es sei. Auf mir lastet manche Schuld, aber die Menschen in dieser Gegend empfingen mich auch sehr ungastlich.«

»Ihr habt euch am meisten durch den Brand in Wolmontowitsch und den letzten Ueberfall geschadet.«

»Dafür quälte man mich auch mit Prozessen. Die gerichtlichen Vorladungen liegen schon hier. Man wartet nicht auf die Genesung des Kranken. Es ist wahr, ich brannte Wolmontowitsch nieder, auch einige Menschen kamen um, doch Gott mag mich richten, ob ich das aus Uebermut that. Dieselbe Nacht, vor dem Brande, gelobte ich mir, mit allen in Frieden zu leben, mir die Gunst dieser Grauröcke zu gewinnen, sogar die Kleinstädter in Upit zu besänftigen, denn dort war ich in der That etwas übermütig. Da kehre ich nach Hause zurück – und was finde ich dort? Seht, meine Genossen geschlachtet wie die Ochsen an der Wand hingelegt! Als ich erfuhr, daß die Butryms das gethan, da kam der Böse über mich ... und ich rächte mich grausam ... Werdet ihr glauben, wofür man sie niedermetzelte? ... Ich hörte es später von einem der Butryms, welchen ich in den Wäldern auffing ... Seht, dafür, daß sie im Wirtshause mit den kleinadeligen Mägden tanzen wollten ... Wer würde sie da nicht rächen?«

»Mein lieber Herr!« antwortete Wolodyjowski, »es ist wahr, daß man hart mit euren Genossen umsprang, aber waren es denn die Adeligen, welche sie töteten? Nein! Es war ihr früherer böser Ruf, welcher ihnen hierher gefolgt war, denn wenn sie wie anständige Soldaten hätten tanzen wollen, man hätte sie sicher nicht dafür getötet.«

»Die Aermsten!« sagte Kmiziz, seinen Gedanken folgend, »als ich jetzt so im Fieber lag, da kamen sie, seht, durch diese Thür da, aus jener Kammer. Ich sah sie um das Lager stehen, leibhaftig, blaugeschlagen, bleich, fortwährend jammernd: »Andrusch! Gieb auf eine heilige Messe für unsere Seelen, wir leiden Höllenqualen!« Ich sage euch, mir standen die Haare zu Berge, denn selbst den Schwefeldunst der Hölle roch ich um sie. Auf eine Seelenmesse habe ich schon gegeben; daß sie ihnen von Nutzen wäre.«

Nun trat eine Weile Schweigen ein.

»Und was den Ueberfall betrifft, so konnte euch niemand die Wahrheit sagen,« fuhr Kmiziz fort. »Sie rettete mir zwar das Leben, als die Adeligen mich verfolgten, dann aber hieß sie mich gehen und ihr nie wieder vor die Augen treten. Was blieb mir also übrig?«

»Es bleibt doch immer Tartarenweise.«

»Ihr müßt nicht wissen, was Liebe ist und zu was die Verzweiflung den Menschen treibt, wenn er das verlieren soll, was er am meisten liebt.«

»Ich soll nicht wissen, was Liebe ist?« rief Herr Wolodyjowski. »Von der Zeit an, wo ich anfing einen Säbel zu tragen, war ich immerwährend verliebt. Freilich hat das Objekt oft gewechselt, denn ich habe nie Gegenliebe gefunden. Wäre nicht das, so gebe es keinen beständigeren Troilus als ich.«

»Was kann das für eine Liebe sein, die den Gegenstand wechselt!« sagte Kmiziz.

»So will ich euch etwas anderes sagen, was ich mit eigenen Augen mit angesehen habe. In der ersten Zeit der Kämpfe mit Chmielnizki raubte Bohun, derselbe, welcher jetzt nach Chmielnizki das größte Ansehen unter den Kosaken genießt, dem Skrzetuski seine über alles geliebte Braut, die Knäsin Kurzewitsch. Das war eine Liebe! Das ganze Heer weinte beim Anblick der Verzweiflung Skrzetuskis, denn sein Bart wurde, trotz seiner zwanzig und einiger Jahre, schneeweiß. Und ratet einmal, was that er?«

»Woher soll ich das wissen!«

»Seht, weil das Vaterland in Not und erniedrigt war, weil Chmielnizki ungeheure Triumphe feierte, so ging er gar nicht, sein Mädchen zu suchen. Er opferte seinen Schmerz Gott und schlug mit dem Fürsten Jeremias alle Schlachten, bis er in Sbarasch sich mit so außerordentlichem Ruhme bedeckte, daß alle jetzt seinen Namen mit Ehrfurcht nennen. Nun vergleicht seine That mit der euren und erkennt den Unterschied.«

Kmiziz kaute am Bart und schwieg. Herr Wolodyjowski fuhr fort:

»Gott lohnte es dafür dem Skrzetuski und schenkte ihm das Mädchen. Bald nach den Kämpfen von Sbarasch heirateten sie sich und haben schon drei Kinder, obgleich er im Dienste blieb. Ihr aber habt mit euren Unruhestiftereien den Feind unterstützt, fast das Leben eingebüßt, ohne dessen zu gedenken, daß ihr vor wenigen Tagen euer Mädchen für immer verlieren konntet.«

»Auf welche Weise?« rief, sich aufsetzend, Kmiziz, »was ist mit ihr geschehen?«

»Nichts ist geschehen, nur hat sich ein Mann gefunden, welcher um ihre Hand warb, sie zum Weibe begehrte.«

Kmiziz wurde sehr blaß, die eingesunkenen Augen blitzten. Er wollte aufstehen, sprang auch in die Hohe und rief:

»Wer war der Hundesohn? Beim lebendigen Gotte, sprecht!«

»Ich!« sagte Herr Wolodyjowski.

»Ihr? Ihr?« fragte Kmiziz verwundert. »Wieso?«

»Es ist so ...«

»Verräter! Das bleibt nicht ungestraft! Und sie? ... beim lebendigen Gotte, sprecht, sagt alles! sie nahm euch an?«

»Sie wies mich ohne Bedenken ab.«

Es wurde still. Kmiziz atmete schwer und durchbohrte mit den Augen fast den Herrn Wolodyjowski. Dieser aber sagte:

»Warum heißt ihr mich einen Verräter? Bin ich euer Bruder oder Verwandter? Habe ich euch die Treue gebrochen? Ich habe euch einfach im Zweikampfe besiegt und konnte dann thun, was mir beliebte.«

»Nach alter Sitte hätte einer von uns das mit Blut bezahlt. Wäre es nicht mit dem Säbel gegangen, so hätte ich euch mit der Büchse erschossen. Dann hätte mich meinetwegen der Teufel holen können.«

»Dann hätte es wohl mit der Büchse geschehen müssen, denn hätte sie mich nicht abgewiesen, so würde ich einen zweiten Zweikampf nicht angenommen haben. Wozu sollte ich mich auch schlagen? Und wißt ihr, warum sie mich abgewiesen hat?«

»Warum?« echote leise Kmiziz.

»Weil sie euch liebt.«

Das war mehr, als die schwachen Kräfte des Kranken vertragen konnten. Sein Kopf fiel auf die Kissen und Schweißtropfen traten auf seine Stirn. So lag er eine Zeitlang schweigend da.

»Mir ist so fürchterlich schwach,« sagte er nach einer Weile. »Woher wißt ihr ... daß ... daß sie mich liebt?«

»Ich habe Augen und kann sehen, habe Verstand und kann denken. Besonders jetzt, seit ich den Korb bekommen, sehe ich ganz klar. Zuerst also, als ich nach dem Zweikampf sie aufsuchte und ihr sagte, daß sie frei sei, weil ich euch geschlagen, verdunkelten sich ihre Züge, und anstatt mir zu danken, beachtete sie mich gar nicht. Zweitens, als die Domaschewitsch euch hier herein trugen, hielt sie euren Kopf wie eine Mutter, und drittens, als ich zu ihr kam, um sie zu werben, da empfing sie mich so, daß ich lieber eine Maulschelle bekommen hätte. Wenn euch diese drei Fakta nicht überzeugen, so muß ich euer Gehirn durchhauen haben und euer Verstand hat gelitten.«

»Wenn das wahr wäre!« erwiderte mit schwacher Stimme Kmiziz, »so gäbe es keinen heilsameren Balsam für mich als eure Worte, heilsamer als die verschiedensten Salben, die auf meine Wunde gelegt werden.«

»Ist der ein Verräter, der euch solchen Balsam spendet?«

»Verzeiht mir, Herr! Es will mir das Glück nicht in den Kopf, daß sie mich noch nehmen möchte.«

»Ich sagte, daß sie euch liebt, nicht, daß sie euch nehmen will ... Das ist ganz etwas anderes.«

»Wenn sie mich nicht nehmen will, so schlage ich diesen Kopf an der Wand ein. Anders kann es nicht sein.«

»Es kann anders sein, wenn ihr den aufrichtigen Willen habt, eure Schuld zu tilgen. Der Krieg ist vor der Thür; ihr könnt gehen, dem lieben Vaterlande große Dienste erweisen, euch durch Tapferkeit auszeichnen, euren Ruf wieder herstellen. Wer ist ohne Schuld? Wer hat keine Sünden auf dem Gewissen? Wohl ein jeder ... Aber zur Sühne und Besserung steht jedem der Weg offen. Ihr habt durch Uebermut gesündigt – meidet ihn fortan. Ihr fehltet gegen das Vaterland, indem ihr in kriegerischen Zeiten Unruhen stiftetet – helft es jetzt befreien. Ihr habt Menschen in ihrem Eigentum geschädigt – ersetzt ihnen den Schaden ... Seht, das ist für euch ein besserer und sichererer Weg als das Zerschellen eures Schädels an der Wand.«

Kmiziz hatte dem Herrn Wolodyjowski aufmerksam zugehört, dann sagte er:

»Ihr sprecht wie mein aufrichtiger Freund.«

»Ich bin euer Freund nicht, aber in Wahrheit auch euer Feind nicht. Mir thut das Fräulein leid, obgleich sie mich verschmäht hat, denn ich sagte ihr zum Abschied auch ein hartes Wort. An dem Korbe werde ich nicht zu Grunde gehen, es ist nicht mein erster, und Beleidigungen pflege ich zu vergessen. Wenn ich euch also auf gute Wege führen will, so soll das auch ein Dienst sein, den ich dem Vaterlande leiste, denn ihr seid ein guter und erfahrener Soldat.«

»Wird es denn noch Zeit sein, diese Wege zu betreten? Es warten meiner so viele Termine! Vom Lager muß ich direkt vor das Gericht – ich müßte denn entfliehen, und das will ich nicht. So viele Termine! Und in jeder Sache ist die Verurteilung gewiß.«

»Hier giebt es einen Ausweg!« sagte Herr Wolodyjowski, den Aufgebotsbrief hervorziehend.

»Ein Aufgebotsbrief!« rief Kmiziz aus. »Für wen?«

»Für euch. Ihr braucht euch keinen Gerichten zu stellen, denn ihr gehört unter des Fürsten Botmäßigkeit. Hört, was der Fürst Wojewode mir schreibt.«

Hier las Herr Wolodyjowski den Privatbrief Radziwills laut vor, holte dann tief Atem, zuckte den Bart und sagte:

»Wie ihr hört, hängt es von mir ab, ob ich euch den Brief aushändigen will oder nicht.«

Ungewißheit, Bangigkeit und Hoffnung spiegelten sich in dein Gesicht Kmiziz' wieder.

»Und was gedenkt ihr zu thun,« fragte er leise.

»Ich werde euch den Brief übergeben,« sagte Herr Wolodyjowski.

Kmiziz antwortete nicht sogleich. Der Kopf war ihm wieder auf die Kissen gesunken, er sah eine Weile starr nach der Decke. Plötzlich wurden ihm die Augen feucht und diesen Augen bisher völlig fremde Gäste stellten sich ein – Thränen hingen an ihren Wimpern.

»Ich will mich von Pferden in Stücke reißen lassen!« sagte er endlich, »die Haut soll man mir abziehen, wenn ich jemals einen edleren Menschen sah, als ihr es seid. Wenn ihr meinetwegen abgewiesen wurdet, wenn Olenka, wie ihr sagt, mich liebt, so würde ein anderer um so mehr sich rächen, mich nur tiefer demütigen. Und ihr streckt mir die Hand entgegen und zieht mich sozusagen aus dem Grabe empor!«

»Ich will nicht meiner Privatangelegenheiten halber das Vaterland zu Schaden bringen, welchem ihr noch wesentlich dienen könnt. Aber das sage ich euch, hättet ihr jene Kosaken von Trubetzki oder Chowanski entnommen, den Brief hätte ich dann behalten. Es ist euer Glück, daß ihr das nicht thatet.«

»O möchten doch andere ein Beispiel an euch nehmen!« antwortete Kmiziz. »Gebt mir die Hand. Gott wird mir helfen, daß ich euch mit etwas recht Gutem lohnen kann, denn ihr habt mich für Leben und Tod verpflichtet.«

»Es ist schon gut, davon später! Und jetzt den Kopf hoch, Herr! Ihr braucht euch keinem Gerichtshofe zu stellen und nur fleißig an die Arbeit zu gehen. Macht ihr euch um das Vaterland verdient, so verzeiht euch der Kleinadel alles, denn diese Menschen sind sehr empfindlich in Bezug auf die Ehre des Vaterlandes ... Ihr könnt noch jede Schuld tilgen, den Ruf wiederherstellen, die Ehre retten und ruhmbedeckt unter der hellen Sonne wandeln. Und dann kenne ich ein Mädchen, welches noch zu Lebzeiten euch belohnen wird.«

»Eh!« rief plötzlich Kmiziz begeistert. »Was werde ich hier auf dem Lager faulen, während der Feind das Vaterland bedroht. Heda! ist dort jemand? Hierher, Bursche, gieb mir die Stiefel! ... Hierher! Der Blitz soll mich treffen, wenn ich noch länger in den Federn brate!«

Herr Wolodyjowski lächelte zufrieden und sagte:

»Euer Wille ist größer als eure Kraft, diese wird euch nicht Stand halten.«

Indem er das sagte, wollte er sich verabschieden, aber Kmiziz wollte ihn nicht lassen, dankte fortwährend und wollte ihn mit Wein bewirten.

Es war schon unter Abend, als der kleine Ritter Lubitsch verließ und nach Wodockt zu ritt.

»Ich werde so am besten das harte Wort wieder gutmachen,« sagte er für sich, »wenn ich ihr sage, daß Kmiziz sich nicht nur vom Krankenbett, sondern auch aus dem Schmutz der Unehre erhebt ... Das ist noch kein ganz verdorbener Mensch, nur ein gewaltiger Heißsporn. Ich werde ihr eine große Freude bereiten und ich denke, daß sie mich nun besser aufnehmen wird, als da ich mich selbst ihr anbot ...«

Hier seufzte der brave Herr Michael und murmelte: »Wer da wüßte, ob in der Welt noch ein Mädchen für mich bestimmt ist?«

Unter ähnlichen Gedanken erreichte er Wodockt. Der zottige Smudzer kam ihm am Thor entgegen, beeilte sich aber nicht, zu öffnen, und sagte nur:

»Die Herrin ist nicht daheim.«

»Ist sie verreist?«

»Sie ist verreist.«

»Wohin?«

»Wer weiß das!«

»Und wann kehrt sie zurück?«

»Wer weiß das!«

»Sprich doch vernünftig, sagte sie nicht, wann sie wiederkehrt?«

»Wohl gar nicht; sie fuhr mit Wagen und Gepäck fort. Daraus merken wir, daß sie auf lange und weit fortreiste.«

»So?« murmelte Herr Michael. »Hm! da habe ich was Rechtes zu Stande gebracht!«

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