William Shakespeare
Das Winter-Mährchen.
William Shakespeare

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Dritte Scene.

Florisell, Perdita, Cleomenes nebst einigen Hofleuten zu den Vorigen.

Leontes. Ihr habt keine andre Gewähr für das was ihr seyd vonnöthen, mein Prinz, als eure Gestalt und Bildung. Euers Vaters Bild ist so vollkommen in euch abgedrükt, daß ich, wenn ich erst zwanzig Jahre hätte, euch Bruder nennen, und von irgend einem wilden Streich reden würde, wie wir in euerm Alter mit einander spielten – – Seyd mir von Herzen willkommen, wie eure schöne Princessin, Göttin, hätt' ich schier gesagt – – Ach! weh mir! Ich verlohr ein Paar, das so, wie ihr liebenswürdige Zwey, zwischen Himmel und Erde gestanden, und jedes Auge mit Wunder erfüllt haben möchte; und dann verlohr ich auch (alles durch meine eigne Thorheit) die Gesellschaft, ja sogar die Freundschaft euers rechtschaffnen Vaters, welchen ich, so traurig sein Anblik für mich seyn würde, dennoch noch einmal in meinem Leben zu sehen wünschte.

Florisell. Gnädigster Herr, es geschah auf seinen Befehl, daß ich im Vorbeyfahren die Küste von Sicilien betreten habe, um Eu. Majestät von ihm den zärtlichsten Gruß zu überbringen, den ein König seinem Bruder senden kan; hätte ihm ein Anstoß von Unpäßlichkeit, dergleichen das annähernde Alter mit sich zu bringen pflegt, nicht das gewünschte Vermögen auf einige Zeit benommen, so würde er selbst die Länder und Meere zwischen euerm Thron und dem seinigen durchgemessen haben, um euch zu sehen; den er mehr liebt, (so befahl er mir zu sagen) als alle andre Scepter und diejenige, welche sie tragen, so viel ihrer sind.

Leontes. O mein Bruder! Edelmüthiges Herz! Noch immer blutet das meinige von dem Unrecht, das ich dir gethan habe; diese neue Probe deiner seltnen Güte beschämt und verwirrt mich, so sehr sie mich erfreut – – Seyd willkommen in Sicilien, Prinz; willkommen, wie der Frühling der Erde. Und hat er sich entschliessen können, diese unvergleichliche Princessin dem gefahrvollen, oder doch wenigstens unfreundlichen Neptun auszusezen, um einen Mann zu grüssen, der ihrer Mühe nicht werth ist; vielweniger, daß sie ihre Person seinetwegen wage?

Florisell. Gnädigster Herr, sie kommt aus Lybien.

Leontes. Wo der tapfre Smalus, dieser ruhmvolle Beherrscher, sich zugleich lieben und fürchten macht?

Florisell. Königlicher Herr, von dannen; von ihm, dessen Tochter seine Thränen beym Abschied sie ankündigten; von da haben wir mit einem freundlichen Südwind hieher gekreuzt, um den Auftrag zu vollziehen, den mir mein Vater an Eu. Majestät gegeben hatte; mein bestes Gefolge hab ich von euerm Ufer nach Böhmen vorausgeschikt, um zugleich mit dem guten Erfolg meiner Reise nach Lybien, auch meine und meiner Frauen glükliche Ankunft in Sicilien anzukünden.

Leontes. Mögen die Götter ihre besten Einflüsse auf unsre Insel herabschütten, so lange ihr euch bey uns aufhaltet. Ihr habt einen tugendhaften Vater, einen verdienstvollen Mann, gegen dessen Person so heilig als sie ist, ich gesündiget habe; Ach! der gerecht-erzürnte Himmel hat mich dafür bestraft; er hat mich meiner Kinder beraubt, und euern Vater, wie er's verdiente, mit euch gesegnet, einem Erben der seiner würdig ist. Was würd' ich gewesen seyn, hätt' ich izt einen Sohn und eine Tochter vor mir sehen können, die so liebenswürdige Geschöpfe wären wie ihr beyde!


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