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Verwandelt sich in Sicilien.
Leontes, Cleomenes, Dion, Paulina und Bediente treten auf.
Cleomenes. Gnädigster Herr, ihr habt genug gethan; ihr habt die Busse eines Heiligen vollbracht: Ihr hättet keinen Fehler begehen können, den ihr nicht dadurch losgekauft hättet; ja, wenn ich reden soll wie ich denke, die Strenge eurer Busse übersteigt alles was ihr verbrochen haben könnet. Thut endlich was der Himmel auch gethan hat, vergesset euer Uebel und verzeiht euch selbst.
Leontes. So lang' ich mich ihrer Person und ihrer Tugenden erinnere, kan ich das Unrecht das ich dadurch mir selbst zugefüget habe, nicht vergessen – – und wie groß ist dieses! Mein Thron ist ohne Erben; Ich habe die süsseste Gesellschaft, den Namen und die Hoffnungen eines Vaters verlohren; und das alles durch meine Schuld – –
Paulina. Wahr, Gnädigster Herr, nur gar zu wahr; wenn ihr die ganze weibliche Welt, eine nach der andern heyrathetet, oder aus allen, welche sind, das beste nehmet, um ein einziges vollkommenes Weib daraus zu machen; so würde doch die, die ihr getödtet habt, unvergleichlich bleiben.
Leontes. Ich denke so. Getödtet, sagst du? Getödtet? Ich, sie getödtet? Ich that es, aber du schlägst mich auf eine offene Wunde, indem du so sagst; schone meiner, ich bitte dich – – sage selten so – –
Cleomenes. Sagt gar nicht so, Madame; ihr hättet tausend andre Sachen sagen können, die sich besser für die Umstände geschikt und euerm guten Herzen mehr Ehre gemacht hätten.
Paulina. Ihr seyd einer von denen, welche gerne wollten, daß er sich wieder vermähle.
Dion. Wenn ihr das nicht wollt, so habt ihr kein Mitleiden mit dem Staat, und erinnert euch nicht, was ein Fürst seinem Namen und seinem Volke schuldig ist; betrachtet wenig, was für Gefahren sein Königreich befallen können, wenn seine Majestät ohne Leibes-Erben abgienge, und es ungewissen Prätendenten zur Beute überliesse! Was würde untadelhafter seyn, was würde den abgeschiednen Geist seiner ersten Königin mehr vergnügen, als, zur Erhaltung des Königlichen Stammes, zum Besten des Landes, zu Befestigung seines zukünftigen Wohlstandes, ihren Plaz in dem Königlichen Bette durch eine liebenswürdige Nachfolgerinn eingenommen zu sehen.
Paulina. Es giebt keine solche, keine die dieser Ehre würdig seyn könnte; und zudem wollen die Götter ihre geheime Absichten erfüllt haben. Sagte nicht das Orakel: Daß König Leontes keinen Erben haben solle, bis sein verlohrnes Kind gefunden worden sey? Und, ach! daß dieses geschehen werde, zu hoffen, wäre eben so ungereimt, als wenn ich hoffen wollte, mein Antigonus werde aus seinem Grab ausbrechen, und wieder zu mir kommen; denn ich wollte mein Leben daran sezen, daß er mit dem Kind umgekommen ist. Ihr sehet also, daß euer Rath den Willen der Götter wider sich hat – – (zum Könige.) Sorget nicht für Nachfolger; eine Krone findet allemal einen Erben. Der grosse Alexander hinterließ die seinige dem würdigsten; und so war sein Thronfolger doch der nächste auf den Besten.
Leontes. Gute Paulina, ich liebe dich dafür, daß du Hermiones Andenken ehrest. O, hätte ich allezeit deinem Rathe gefolgt! So würde ich in diesem Augenblik an ihren Lippen hangen und glüklich seyn. – – Sagt mir nichts von einer andern Gemahlin; es giebt keine solche mehr; eine andre, die mit weniger Vorzügen eine bessere Begegnung fände, würde ihren seligen Geist bis in den himmlischen Wohnungen kränken; ihn nöthigen, auf diesem Schauplaz, wo wir ihn beleidigten, wieder zu erscheinen, und zu ruffen: Wie, nach mir? – –
Paulina. Sie würde gerechte Ursache dazu haben.
Leontes. Das würde sie, und sie würde mich in Wuth sezen, daß ich diejenige ermorden würde, die ich geheyrathet hätte.
Paulina. Ich machte es so: Wär' ich der Geist, der herum gienge, ich wollt' euch befehlen ihre Augen anzusehen, und mir zu sagen, was ihr an ihr gesehen hättet, das eure Wahl rechtfertigen könnte; und dann wollt ich schreyen, daß sich eure Ohren spalten sollten, und mein leztes Wort sollte seyn: Gedenk an mich.
Leontes. Sterne, Sterne, waren sie – – und alle andre Augen, nur todte Kohlen: Besorge du keine Gemahlin; ich will keine Gemahlin haben, Paulina.
Paulina. Wollt ihr mir schweeren, daß ihr nicht wieder heyrathen wollt, bis ich's erlaube?
Leontes. Niemals, Paulina; so möge dereinst mein Schatten Ruhe finden!
Paulina. Meine Herren, ihr seyd Zeugen dieses Eides.
Cleomenes. Ihr mißbraucht seine Weichherzigkeit.
Paulina. Es wäre dann, daß er eine zu sehen bekäme, welche Hermionen so ähnlich wäre, als es ihr Bildniß ist.
Cleomenes. Ich bitte euch, Madam, laßt es genug seyn.
Paulina. Und doch, wenn Se. Majestät wieder heyrathen will, wenn ihr es wollt, Gnädigster Herr, und so wollt, daß kein anders Mittel ist; so überlaßt mir die Sorge, euch eine Gemahlin auszusuchen; sie soll nicht so jung seyn als die erste war; aber sie soll so seyn, daß wenn der Geist eurer ersten Gemahlin umgienge, er Freude daran haben sollte, euch in ihren Armen zu sehen.
Leontes. Meine redliche Paulina, wir werden uns nicht vermählen, bis du es uns rathen wirst.
Paulina. Das soll geschehen, wenn eure erste Gemahlin wieder athmet; eher gewiß nicht!