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Ein alter Schäfer tritt auf.
Schäfer. Ich wollte es wäre kein Alter zwischen zehn und drey und zwanzig, oder die jungen Leute müßten diese ganze Zeit über schlafen: Denn es ist doch in diesem Zwischen nichts als, Menschern Kinder machen, alte Leute foppen, stehlen, rauffen – – Hört ihr nun! Würde sich ein Mensch in der Welt einfallen lassen, bey einem solchen Wetter zu jagen, wenn es nicht diese Tollköpfe von neunzehn und zwey und zwanzig thäten? – – Sie haben mir zwey von meinen besten Schafen verscheucht, die nun, fürcht' ich, der Wolf eher finden wird als ihr Herr – – wenn ich sie noch irgendwo kriegen kan, so muß es an der Küste seyn, wo sie Epheu zu fressen finden – – Gut Glük! was haben wir hier? – – (Er hebt das Kind auf.) Gott sey bey uns! Ein Wikel-Kind! Ein recht hübsches Kind! Ein Junge, oder ein Mädchen, das wundert mich! – – Ein artiges Ding, ein recht artiges Ding; richtig, das wird ein Jungfern-Kindchen seyn: Wenn ich schon nicht gestudiert bin, so seh ich ihm doch an der Nase an, daß eine Kammer-Jungfer oder so was dahinter stekt. Das mag eine Stiegen-Arbeit gewesen seyn, eine Rausch-Arbeit, so was hinter der Thür hurtig weggemachtes – – Armes kleines Ding! denen ist wärmer gewesen, die dich gezeugt haben, als dir ist – – Ich will es aus Mitleiden aufheben und mit mir nehmen; aber ich will doch noch warten, bis mein Sohn kommt; ich hört' ihn eben holla ruffen – – Wie! he! holla, ho!
(Hans Wurst tritt auf.)
Hans Wurst. Holla, ho! – –
Schäfer. Was, bist du so nah? Wenn du was sehen willst, von dem noch die Rede seyn wird, wenn du todt und verfault bist, so komm her. Nun, was fehlt dir, Mann?
Hans Wurst. Ich habe zwey solche Spectakel gesehen, zu Wasser und zu Land; doch ich kan nicht sagen zu Wasser; denn es ist izt alles Himmel; ihr könntet würklich zwischen das Firmament und die See keine Steknadel steken.
Schäfer. Wie, Junge, was ist es dann?
Hans Wurst. Ich wollte, ihr hättet nur gesehen, wie es tobt, wie es raßt, wie es das Ufer aufwühlt; aber das ist noch alles nichts; o! das erbärmliche Schreyen der armen Seelen – – sie izt zu sehen, und dann gleich wieder nicht zu sehen – – und wie das Schiff bald mit seinem grossen Mast den Mond durchbohrte, bald wieder von Schaum und Gäscht verschlungen wurde, als ob ihr ein Stükchen Kork in ein Bierfaß geworfen hättet. Und dann zu Lande – – wie ihm der Bär das Schulterbein ausriß, und wie er schrie daß ich ihm zu hülfe kommen sollte, und sagte, er heisse Antigonus, und sey ein Edelmann – – Aber um mit dem Schiff ein Ende zu machen, zu sehen, wie es vom Meer hineingeschlukt wurde; aber vorher, wie die armen Leute heulten, und wie ihnen die See zum Spott nachheulte – – Und wie der arme Herr heulte, und der Bär seiner spottete – – und beyde so laut heulten, daß man weder See noch Wetter davor hören konnte.
Schäfer. Um Gottes willen, wenn war das, Junge?
Hans Wurst. Izt, izt, diesen Augenblik erst; die Leute können unterm Wasser noch nicht kalt worden seyn, und der Bär kan den armen Herrn noch nicht halb aufgegessen haben; er ist noch an ihm.
Schäfer. Ich wollt' ich wäre um den Weg gewesen, daß ich dem alten Mann hätte zu hülfe kommen können.
Hans Wurst. Ich wollt' ihr wäret beym Schiff gewesen, daß ihr ihm hättet zu hülf kommen können; da würde euer Mitleiden ein schönes Stük Arbeit vor sich gefunden haben.
Schäfer. Das sind böse, böse Zeitungen! Aber schau hier, Junge. Siehst du, daß ich glüklicher bin als du; du findest die Leute wenn sie sterben, und ich die neugebohrnen. Das ist was für dich, Junge; sieh hier, gelt, das ist ein Wikel-Tuch für ein Edelmanns-Kind! Schau nur einmal; heb es auf, heb es auf, Junge, mach's auf; so, laß sehen: Es ist mir geweissagt worden, ich werde noch einmal durch die Feen reich werden – – Das wird so ein ausgetauschtes Kind seyn: Mach' es auf; was ist darinn, Junge?
Hans Wurst. Ihr seyd ein närrischer alter Mann; wenn euch die Sünden eurer Jugend vergeben sind, so wird's euch wohl kommen – – Gold! lauter Gold! – –
Schäfer. Das ist Feen-Gold, Junge, es wird sich auch so weisen. Auf damit, heb es wohl auf; heim, heim, den nächsten Weg. Unser Glük ist gemacht, Junge; es kommt izt nur drauf an, daß wirs verschwiegen halten. Laß meine Schafe gehen; komm guter Junge, den nächsten Weg nach Hause.
Hans Wurst. Geht ihr den nächsten Weg mit euerm Fund, ich will gehen und sehn, ob der Bär von dem Edelmann weggegangen ist; und wieviel er von ihm gegessen hat; Sie sind nie grimmig als wenn sie hungrig sind. Wenn noch was von ihm übrig ist, will ich's begraben.
Schäfer. Das ist ein gutes Werk. Wenn du an dem was du noch von ihm findest, erkennen kanst, was er gewesen ist, so hohl mich, daß ichs auch sehe.
Hans Wurst. Das will ich, ihr könnt mir ihn dann begraben helfen.
Schäfer. Das ist ein glüklicher Tag für uns, Junge, und wir wollen gute Werke an ihm thun.
(Sie gehen ab.)
Die Zeit tritt nunmehr, als Chor, auf und bittet in einem Reimen-Spruch voll alltäglicher Sentenzen in schwülstigen Ausdrüken, die Zuschauer um Erlaubniß, in einem Sprung über sechszehn Jahre wegsezen zu dürfen, innerhalb welcher die kleine Perdita ein hübsches aufgeschossenes Mädchen geworden sey, von deren Begebenheiten man in den folgenden Aufzügen das mehrere zu vernehmen haben werde.