William Shakespeare
Das Winter-Mährchen.
William Shakespeare

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Achte Scene.

Autolicus tritt auf dem vordern Theil des Theaters auf.

Autolicus. Ha, ha, was für eine Närrin die Ehrlichkeit ist! und Treuherzigkeit, ihre getreue Gefährtin, eine sehr einfältige Dame! Ich habe meinen ganzen Plunder verkauft; nicht ein einziges falsches Steinchen, nicht ein einziges Stük Band, Sak-Spiegel, Pommade-Kugel, Halsschnur, Schreib-Tafel, Lied, Messer, Handschuh, Borte, Armband, mit einem Wort nicht eines Hellers werth haben sie in meinem Pak übrig gelassen; sie drangen sich, wer das Erste seyn sollte, nicht anders als ob meine Schnurpfeiffereyen lauter Reliquen und Heiligthümer gewesen wären, und dem Käuffer einen sonderbaren Segen zugezogen hätten; bey dieser Gelegenheit machte ich meine Beobachtungen, und bemerkte, wessen Beutel die beste Mine hatte; und was ich bemerkte, das schrieb ich, zu gelegenheitlichem Gebrauch, in mein Gedächtniß. Mein guter Hans (dem nur etwas weniges mangelt, um ein ganz vernünftiger Bursche zu seyn) wurde so gewaltig in den Gesang der zwoo Mädchen verliebt, daß er keine Ruhe gab, bis er beydes Worte und Melodie hatte; und dieses zog den ganzen übrigen Hauffen so aufmerksam um mich her, daß alle ihre Sinnen in den Ohren stekten; man hätte einen Unterrok wegzwaken können ohne daß es jemand gemerkt hätte; ich wollte einen Bund Schlüssel an einer Kette weggefingert haben; sie hörten und fühlten nichts als meinen Gassenhauer, und bewunderten mit offnen Mäulern das Nichts ihres Inhalts. So daß ich während dieser Betäubung, worinn die guten Leute waren, den grösten Theil ihrer festlichen Beutel wegschnappte; und wäre nicht der alte Mann und mit Ach und Weh über seine Tochter und des Königs Sohn dahergekommen, und hätte meine Dolen aus dem Stroh gescheucht, es sollte mir kein lebendiger Beutel in der ganzen Armee übrig geblieben seyn.

(Camillo, Florisell und Perdita kommen besser hervor.)

Camillo. Seyd ruhig; meine Briefe, welche durch diesen Canal so bald anlangen werden, als ihr selbst, sollen diesem Zweifel schon begegnen.

Florisell. Und diejenige, die ihr mir vom König Leontes verschaffen wollt – –

Camillo. Sollen euern Vater zufrieden stellen.

Perdita. Heil euch und euerm Vorhaben! Alles was ihr sagt giebt Hoffnung zu einem glüklichen Ausgang.

Camillo wird indem den Autolicus gewahr, der seines Orts nicht wenig besorgt ist, man möchte seinen schönen Monologe gehört haben; Camillo beredet ihn, seine schlechte Kleider mit der Kleidung des Prinzen zu vertauschen; Perdita soll sich gleichfalls so unkenntlich machen als möglich, und beyde sich ohne Verzug zu Schiffe begeben. Sie gehen also mit einander ab, und Camillo bleibt nur noch so lange zurük, um zu sich selbst, oder vielmehr zu den Zuschauern zu sagen, daß er nun gerades Weges zum Könige gehen, und ihm von dieser Flucht und dem Ort wohin sie gerichtet sey, Nachricht geben wolle; er hofft ihn ohne Müh zum Nachsezen zu bewegen, und also in dessen Gesellschaft Sicilien wieder zu sehen, wornach, wie er sagt, er den Gelüsten einer schwängern Frauen habe.


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