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I. Es lebe die Jungfrau von Guadalupe! Nieder mit der Jungfrau der Gnaden! Das Bild der Jungfrau von Guadalupe ist in ihrer prachtvollen Kirche, zwei Stunden von Mexiko, aufgestellt. Es ist ein auf grobem Agave-Bast gemaltes schlechtes Bild, das bald nach der Eroberung erschien, und zwar auf einem benachbarten öden Hügel, wo es zuerst einen Indianer durch eine himmlische Musik entzückte, die die Engel um dasselbe herum aufführten. Der Indianer erzählte dieses Wunder dem Erzbischof, der es aber nicht glauben wollte. Ein zweites Mal ging der Indianer bei dem musizierenden Bilde vorüber, und da fand er es mitten unter einem Haufen Rosen; wieder befahl es ihm, zum Erzbischof zu gehen. Der Erzbischof wurde durch dieses zweite Wunder auf einmal gläubig und begrüßte das Bild mit dem Titel: Unsere Dame von Guadalupe. Eine Kapelle wurde errichtet, und da der Wunder immer mehr wurden, so wurde es endlich zur Schutzpatronin von Mexiko erhoben, und zwar, da die Gesichtsfarbe der Madonna von gebräuntem Kolorit ist, zur Patronin der Eingeborenen.
Die Jungfrau der Gnaden, Virgen de los remedios. Ihre Kirche liegt nordwestlich von Mexiko, und das Bild wurde von einem Soldaten des Cortes gefunden und zeigte sich leidenschaftlich für die Spanier eingenommen. So schwebte es während der Schlacht von Otumba vor den Soldaten von Cortes her und streute den Indianern Sand in die Augen. Bei andern Schlachten wurde es sogar handgemein mit den Indianern. Zur Dankbarkeit wurde ihm eine Kapelle errichtet. Aber auf einmal verschwand das Bild zum unsäglichen Leidwesen der Spanier. Nach einem halben Jahre entdeckte endlich ein Indianer, der, um zu den Corazón einer Agave zu gelangen, die Blätter wegschnitt, das Bild mitten zwischen dem Stamm und den Blättern. Es wurde sofort im Triumph herbeigeholt, und so dankbar bewies es sich für die ihm bewiesene Aufmerksamkeit, daß es sogleich nach einer langen Dürre einen starken Regen sandte. Für die unzähligen Wunder, die sie zum Vorteile der Spanier verrichtete, erhoben diese sie zu ihrer Schutzpatronin und übergaben ihr den Befehl ihrer Heere. Sie stritt sehr tapfer gegen die Jungfrau von Guadalupe, die wieder von den Mexikanern zu ihrer Kriegsoberstin erhoben ward. Als nämlich Hidalgo, nachdem er die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt, von dem Erzbischof exkommuniziert wurde und in Gefahr stand, von allen seinen Indianern und Anhängern auf einmal verlassen zu werden, fiel es ihm glücklicherweise bei, sich und die Seinigen unter den Schutz der Jungfrau von Guadalupe zu stellen. Eine ungeheure Fahne wurde sofort verfertigt mit dem Bilde der Jungfrau; diese wurde als Generalfeldmarschallin proklamiert, ihr ein Gehalt angewiesen und ihr Gehorsam versprochen. Sie bezog ihren Gehalt wirklich volle vierzehn Jahre, bis 1824.
II. Obras pias, fromme Beiträge, wurden die erzwungenen Gaben genannt, die die Indianer, Mestizen, Kreolen, kurz jedermann an gewissen Tagen des Monats dem Pfarrer oder Klostergeistlichen seines Distriktes auf Rechnung künftiger Begräbniskosten und Seelenmessen darbringen mußte. Es war eine Art Assekuranz, die den armen Mexikanern ungeheure Summen kostete und sie nie zu etwas kommen ließ. Nebstdem waren die Gebühren für Trauungen, Taufen usw. ungeheuer; zwanzig Piaster mußte der ärmste Indianer für eine Einsegnung bezahlen.
III. Die Indulgencia plenaria, spielte in der spanisch-amerikanischen Geschichte keine geringe Rolle. Bekanntlich kaufte Se. katholische Majestät alle Ablaßbullen vom Papste für eine gewisse Summe en bloc, die sie durch ihre Regierung en detail wieder verkaufte, so den größten Vorteil von diesem sehr einträglichen Handel einerntend; denn jeder Untertan mußte alljährlich gewisse Indulgencias-Ablässe erkaufen und sich damit ausweisen, wollte er nicht der bürgerlichen Rechte verlustig gehen. Wer es unterließ, dessen Testament war nicht gültig, sein Zeugnis nicht gültig usw.
IV. Wo Kinder sowohl als Erwachsene im Lesen und Schreiben Unterricht erhielten. Der Grundsatz, daß im Lesen und Schreiben Unterrichtete gefährliche Untertanen seien, war so gang und gäbe unter den spanischen Generalen und Behörden, daß vorzugsweise ihr Racheschwert immer solche traf, selbst wenn sie nichts verschuldet hatten. Eine der Depeschen, die General Morillo aus Bogota erließ (Juni 1816), erwähnt unter andern Maßregeln, die er genommen, um die Rebellion in der Wurzel auszurotten, auch, daß er alle Personen, die lesen und schreiben konnten, als Rebellen behandelte und daß er durch ihre Vertilgung der Rebellion Einhalt zu tun hoffe. Wirklich wurden sechshundert der angesehensten Personen von Bogota, Männer, Weiber und Töchter, denen auch nicht das mindeste zur Last gelegt werden konnte, erdrosselt und ihre Körper nackt an die Galgen gehängt. Nur die Ermüdung der Henkersknechte verhinderte, daß alle Bewohner der Stadt umkamen.
V. Welcher Diderot nicht gewesen wäre. Die witzige Äußerung des Enzyklopädisten ist bekannt: Etikette ist der Katechismus der Kindervölker und der alten Kinder.